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Wie sich Red Bull im Training einen Reifenvorteil erarbeitet hat
Red Bull hat sich im Freien Training durch einen geschickten Schachzug einen Vorteil für das Rennen erarbeitet, wie Pirelli-Sportchef Mario Isola verrät
(Motorsport-Total.com) - Die Rivalen von Red Bull wussten mutmaßlich schon vor dem ersten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2024, dass es schwer werden würde, Max Verstappen beim Auftakt in Bahrain zu schlagen. Die Geschwindigkeit des RB20, die der Weltmeister im Training und im Qualifying an den Tag legte, unterstrich dann tatsächlich den Vorteil, den er derzeit gegenüber der Konkurrenz hat.
© Motorsport Images
Mehr weiche Reifen als die Konkurrenz: Wird das zum Vorteil von Max Verstappen? Zoom Download
Doch trotz des engen Kampfes um die ersten Startplätze - Charles Leclercs schnellste Runde im Q2 hätte sogar für die Poleposition gereicht - rechnen nur wenige damit, ihm am Samstag in Sachir das Wasser reichen zu können.
Wie sagt doch Ferrari-Pilot Carlos Sainz zum Rückstand auf Red Bull im Qualifying, der knapper zu sein scheint als im Vorjahr: "Warten wir das Rennen ab. Ich glaube, dass sie dann plötzlich anziehen können und einen Reifenverschleiß haben, den niemand haben kann, und einen Rennspeed, den niemand haben kann."
"Ich denke, wenn man sich die letzten acht Rennen im Vorjahr anschaut, waren wir im Qualifying immer in Reichweite, und auch in diesem Jahr waren wir im ersten Qualifying in Reichweite. Im Rennen? Wir werden sehen."
Reifen: So hat sich Red Bull einen Vorteil erarbeitet
Doch sollte der Leistungsrückstand auf Verstappen den Rivalen das Gefühl geben, dass ihre Chancen minimal sind, gibt es noch eine weitere schlechte Nachricht für sie. Denn Red Bull genießt vor dem Grand Prix auch einen Vorteil bei der Reifenstrategie.
Fast unbemerkt hat Red Bull im letzten Freien Training auf den frühen Einsatz der weichen Reifen verzichtet und stattdessen die harte Mischung gewählt. Damit steht dem Red-Bull-Duo Verstappen und Sergio Perez für das Rennen ein neuer weicher Reifen zur Verfügung, während die Hauptkonkurrenten nur einen gebrauchten Reifen verwenden.
Auf einer so verschleißintensiven Strecke wie Bahrain scheint es widersinnig, den weichen Reifen als Vorteil zu sehen, aber hier ist es so, denn der Mediumreifen ist für das Rennen kein besonders guter Reifen, wie Pirelli-Sportchef Mario Isola erklärt: "Der Medium ist in Bezug auf die Delta-Rundenzeit sehr nah am harten Reifen, hat aber einen höheren Verschleiß. Es gibt also keinen wirklichen Vorteil."
Die Eigenschaften des Mediumreifens führen dazu, dass die Topfahrer vor allem am Start und im ersten Stint lieber auf den weichen Reifen setzen. Isola: "Ich glaube, dass die Mehrheit oder zumindest die Autos an der Spitze mit den weichen Reifen starten werden, weil sie sonst zu viele Positionen verlieren."
So groß sind die Unterschiede zwischen den Reifen
"Das Rundenzeit-Delta zwischen den weichen und harten Reifen ist groß. Soft-Medium liegt bei 1,2 Sekunden, Medium-Hard bei 0,3 bis 0,4 Sekunden, also 1,5 Sekunden zwischen Hard und Soft. Das ist eine ganze Menge. Wenn man also mit dem harten Reifen startet und vorn liegt, mit einigen Überholmöglichkeiten, dann beginnt man Positionen zu verlieren."
Die Strategie, den weichen Reifen für den ersten Stint zu wählen, verschafft Red Bull durch den zusätzlichen Grip auf der Geraden und die längere Haltbarkeit des Reifens ein ordentliches Polster auf die Konkurrenz. Sainz schätzt den Vorteil für Red Bull im ersten Stint auf zwei bis drei Sekunden.
Das deutet auch darauf hin, dass Red Bull die gleiche Strategie mit harten und weichen Reifen gewählt hat, mit der sie im vergangenen Jahr dominiert haben. Andere Fahrer, die zwei harte Reifen zur Verfügung haben, könnten sich für die konservativere Variante entscheiden.
Konkurrenz sieht keine Chance gegen Verstappen
Das Red-Bull-Autodesign, die Longrun-Form und die Wahl der Reifenstrategie führen dazu, dass der Rest des Feldes akzeptiert, dass es einen klaren Favoriten für das erste Formel-1-Rennen 2024 gibt.
Der Drittschnellste des Qualifyings, George Russell, sagt: "Der Abstand im Qualifying war wahrscheinlich etwas geringer als wir alle erwartet hatten, aber ich denke, die Rennpace ist das Wichtigste. Wir hatten mit einer halben Sekunde Rückstand gerechnet. Das dachten wir auch nach dem Test."
Auf die Frage, ob er an diesem Wochenende irgendetwas in den Daten gesehen habe, das Hoffnung macht, dass jemand den Kampf gegen Verstappen aufnehmen kann, antwortet Isola: "Max ist sehr stark, da kann ich nicht lügen. Das sieht man an den Rundenzeiten, sowohl beim Test als auch gestern. Ich hoffe, dass die anderen nah dran sind. Aber ich denke, er hat immer noch einen Vorteil."