Nico Hülkenberg: "Kein schönes Gefühl" nach Startcrash in Kurve 1
Wie Nico Hülkenberg beim Formel-1-Auftakt 2024 in Bahrain seine Punktechance verloren hat und warum Haas trotz eines Zwischenfalls "deutlich verbessert" auftritt
(Motorsport-Total.com) - "Nach Kurve 1 war das Rennen [für Nico Hülkenberg] eigentlich schon vorbei", sagt Formel-1-Experte Timo Glock bei Sky. Und das stimmt. Denn nach einem schlechten Start und einer Berührung mit Lance Stroll im Aston Martin musste Haas-Fahrer Hülkenberg zum Nasenwechsel an die Box. Damit war die Punktechance beim Formel-1-Auftakt 2024 in Bahrain dahin und Hülkenberg belegte nur P16.
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Nico Hülkenberg im Haas VF-24 beim Formel-1-Auftakt 2024 in Bahrain Zoom Download
Aber was war da eigentlich genau los im Startgetümmel? Auf die konkrete Nachfrage von Sky, er möge doch "von vorne" erzählen, sagt Hülkenberg sofort: "Besser nicht!" Dann aber schildert der Deutsche doch noch, wie er die ersten Meter im Grand Prix erlebt hat.
Zunächst habe er beim Start schlichtweg "durchdrehende Räder" gehabt, aber noch habe er "keine Ahnung", was der Grund dafür gewesen sei. Klar sei nur: "Das war ziemlicher Käse, frustrierend, bitter", so Hülkenberg. Denn unmittelbar nach dem Losfahren waren bereits die ersten Positionen verloren.
Das sei "kein schönes Gefühl" gewesen, räumt Hülkenberg ein. Doch es kam noch dicker für ihn, als er beim Anbremsen der ersten Kurve den Aston Martin AMR24 von Stroll touchierte und mit ramponiertem Frontflügel am Haas VF-24 die Box aufsuchen musste.
Hat sich Hülkenberg schickt verbremst?
Es sei "natürlich eng" geworden in Kurve 1, sagt Hülkenberg. "Ich muss mir aber in der Wiederholung anschauen, was passiert ist, weil aus meiner Perspektive habe ich Platz gelassen mit Lance. Dann bin ich doch unerwartet in ihn rein."
Ob er die erste Kurve zu spät angebremst habe? Klare Antwort: "Nein, würde ich nicht sagen. Ich weiß nicht, was los war. Ich war aus meiner Perspektive sehr, sehr vorsichtig in Kurve 1 rein, weil ich eh einen miserablen Start erwischt hatte. Ich war wirklich vorsichtig. Ich habe Lance gesehen und habe wirklich aufgepasst. Aus meiner Perspektive war ich ultravorsichtig", meint Hülkenberg.
"Als es dann zur Berührung kam, dachte ich: 'Hä, wie kann das sein?' Eigentlich hatte ich Platz gelassen. Aber das war der Anfang vom Ende. Sehr, sehr frustrierend und ärgerlich."
Welche Rolle spielte Bottas beim Startcrash?
Womöglich spielte in dieser Situation auch Valtteri Bottas im Sauber C44 eine Rolle, denn er fuhr in Kurve 1 direkt hinter Hülkenberg und könnte den Haas leicht angeschubst haben. "Das kann natürlich passieren", sagt Hülkenberg, der im Auto nichts von einer Berührung mit Bottas mitbekommen hat. Die gab es aber wirklich, wohl erst nach der Berührung zwischen Hülkenberg und Stroll.
Für Formel-1-Experte Ralf Schumacher ist die Szene jedoch so oder so als "einfach ein Rennunfall" einzustufen, so sagt er bei Sky. Es habe vor Kurve 1 schlicht einen "Ziehharmonika-Effekt" gegeben.
Laut dem früheren Haas-Teamchef Günther Steiner, der in Bahrain erstmals als TV-Experte vor Ort war, ist dieser Zwischenfall vor allem "schade" für Hülkenberg: "Denn wenn du durch den kaputten Flügel und das Reinkommen [an die Box] so viel verlierst, dann ist es vorbei."
"Du startest als Zehnter und hast die Chance auf Punkte, und dann geht es so. Logischerweise ist das frustrierend und schade", sagt Steiner bei Sky. "Aber in einer Woche geht es weiter, da hat er das vergessen."
Was positiv war bei Hülkenberg im Rennen
Zumal es auch erinnerungswürdige Momente in Hülkenbergs Rennen gab. Denn mit seiner Pace fuhr der deutsche Haas-Mann teilweise auf Top-10-Niveau und hätte bei einem anderen Grand-Prix-Verlauf womöglich Punktechancen gehabt.
"Das sehe ich auch so: Die Rennpace war okay", sagt Hülkenberg, der mit 1:34.834 Minuten die zehntbeste Rennrunde fuhr. "Ich glaube, wir waren an diesem Wochenende konkurrenzfähig gegen Williams, Sauber und Racing Bulls. Da waren wir im vergangenen Jahr weit davon entfernt. Von daher nehme ich das mal als Positives mit."
Gerade das Reifenmanagement mit dem Haas VF-24 sei "deutlich besser" gewesen als im Vorjahr mit dem VF-23, betont Hülkenberg. "Ich glaube, die Ausgangsbasis, das ganze Fundament unseres Autos ist deutlich besser. Vom Speed her sind wir da aktuell im Mittelfeld dabei. Das müssen wir uns natürlich irgendwie beibehalten."
Der bessere Haas-Fahrer in Bahrain
Außerdem war Hülkenberg laut Schumacher "am gesamten Wochenende deutlich stärker" als Teamkollege Kevin Magnussen im Schwesterauto. Ihn hatte Hülkenberg im Qualifying klar geschlagen. Das Rennen aber beendete Magnussen - ohne Zwischenfälle - mit P12 vier Ränge vor Hülkenberg. (Hier die aktuellen Teamduelle 2024 abrufen!)
Ein 1:1-Vergleich über die Grand-Prix-Distanz sei aber nicht zulässig, sagt Hülkenberg. Aus seiner Sicht "hinkt dieser Vergleich". Denn einerseits war Hülkenbergs Rennen durch den frühen Boxenstopp gelaufen, andererseits fuhr er dadurch auf einer ganz anderen Strategie und "ich hatte natürlich freie Fahrt", erklärt Hülkenberg. "Wir vergleichen also nicht ganz Apfel mit Apfel."
Bleibt die Frage, was all das für das zweite Formel-1-Saisonrennen in einer Woche in Saudi-Arabien bedeutet. Hülkenberg verzichtet auf eine konkrete Prognose: "Dschidda hat einen ganz anderen Charakter. Ich bin gespannt, was wir da bekommen und wie sich das Auto dort verhält."