Nico Hülkenberg stark: In Q3 gekommen und dabei Reifen gespart!
Nico Hülkenberg sorgte für die große Überraschung in Bahrain und stellte den Haas in die Top 10 und sparte dabei sogar Reifen - Doch was passiert im Rennen?
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg war im Qualifying zum ersten Formel-1-Rennen in Bahrain die positive Überraschung. Über den Winter galt Haas als Schlusslicht und hatte sich bei den Testfahrten in Sachir auch nicht mit schnellen Runden gezeigt, doch am Freitag fuhr der Deutsche mit seinem VF-24 überraschend in die Top 10.
Mehr noch: Für Hülkenberg wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen als der zehnte Platz. Doch im Hinblick auf morgen hat er dabei sogar noch absichtlich auf ein besseres Ergebnis verzichtet.
Denn Hülkenberg verzichtete in Q3 auf einen Run mit neuen Reifen und nahm damit den zehnten Platz in Kauf. Zum Vergleich: Q2 hatte der Haas-Pilot sogar auf dem sechsten Platz beendet.
Ganz so viel wäre in Q3 wohl nicht drin gewesen, glaubt er, ein oder zwei Plätze besser aber schon. Doch das war es ihm nicht wert: "Ich habe darauf gepocht", sagt Hülkenberg bei Sky über die Entscheidung, keinen frischen Reifensatz mehr zu verwenden.
"Ich habe gesagt: 'Jungs, das Ding ist morgen viel wert. Und wenn ihr mal schaut, welche anderen Autos vor uns stehen: Vielleicht können wir heute eins, zwei, drei von denen kriegen, aber morgen im Rennen haben wir keine Chance, wenn man offen und ehrlich ist. Von daher lasst uns lieber alle Eier morgen in den Sonntagstopf legen.'
Komatsu zufrieden: Haas hat seine Ziele erreicht
Diese Entscheidung wurde auch vom neuen Teamchef Ayao Komatsu mitgetragen. Denn Haas weiß, dass man sich für das Rennen die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen muss. Der Reifenverschleiß war das große Problem der Amerikaner im vergangenen Jahr, mit dem man sich den ganzen Winter über beschäftigt hat.
"Wir haben Verbesserungen erzielt, aber das ist immer noch unsere größte Herausforderung", sagt Komatsu bei Sky. "Selbst mit einem neuen Satz wären wir im Bestfall Neunter geworden. Daher haben wir entschieden, dass es besser sein würde, den neuen Satz für morgen aufzubewahren."
"Unser Rennen ist nicht gegen Leute wie Hamilton, sondern gegen andere. Ich bin zufrieden mit der Entscheidung."
Auch sonst ist der Japaner sehr zufrieden damit, wie das Qualifying am Freitag gelaufen ist. Zwar wurde Kevin Magnussen "nur" 15., doch damit hat auch der Däne die Erwartungen des Teams erfüllt. "Unser Ziel war, beide Autos in Q2 zu bekommen, das haben wir erreicht", freut sich Komatsu.
"Wenn nicht sogar der Beste": Steiner voll des Lobes
Der Star des Tages war bei Haas aber Hülkenberg, der in Q2 auf Platz sechs gefahren war und von Komatsu "wie immer einen fantastischen Job im Qualifying" bescheinigt bekommt.
Auch dessen Vorgänger Günther Steiner freut sich mit seinem ehemaligen Team: "Ich bin sehr glücklich für die Jungs und sehr glücklich für Nico", sagt er gegenüber Sky. "Wir wissen, dass er einer der besten Qualifyer ist, wenn nicht sogar der Beste. Er performt einfach auf diesem Niveau. Es ist toll für die Jungs bei Haas. Sie arbeiten hart und verdienen es."
Auch Hülkenberg selbst sagt, dass heute "eigentlich alles" gepasst hat. Denn nicht viele hätten Haas diese Leistung vor dem Qualifying zugetraut. Doch ganz so überraschend ist es für den Deutschen nicht, dass der Haas über eine Runde gut funktioniert. Denn im Grunde basiert der VF-24 auf dem Vorgänger, der ebenfalls regelmäßig im Qualifying überzeugen konnte.
"Das haben wir uns irgendwie bewahrt", sagt er. Das Potenzial habe man bei den Testfahrten eben nicht gesehen, weil das Team nie mit wenig Benzin gefahren sei. "Zudem war die Runde in Q2 sehr, sehr ordentlich, sehr sauber, da habe ich nicht viel liegen lassen", sagt er und nennt es: "die Runde rasiert".
"Von daher hat's gepasst", so Hülkenberg.
"Werden nicht das Fallobst sein"
Doch die große Frage ist, ob Haas auch am Samstag Kapital daraus schlagen kann. Das war 2023 nämlich selten gelungen. Elf Mal war das Team im vergangenen Jahr aus den Top 10 gestartet, doch im Rennen auch dort angekommen, war man nur vier Mal.
"Morgen wird der Härtetest sein", sagt Hülkenberg. "Aber ich spüre, dass wir in einer deutlich besseren Position sind. Das Auto fühlt sich auf Longruns und bei Rennsimulationen besser an als zu jedem Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Das stimmt mich optimistisch."
Oder um es anders auszudrücken: "Ich glaube, wir werden nicht das Fallobst sein, wie man uns aus dem letzten Jahr kennt."
Der Deutsche glaubt, dass das Feld in zwei Hälften gespalten sein wird: "Der Zug vor mir wird wegfahren, glaube ich. Aber bei den fünf Teams dahinter erwarte ich, dass sie eng beisammen sein werden."
Doch kann Hülkenberg die Überraschung schaffen und seine ersten Grand-Prix-Punkte seit Melbourne 2023 einfahren? "Ich sage nicht, dass wir es zu 100 Prozent schaffen, aber ich bin so zuversichtlich, wie man sein kann", meint er.
"Es ist das erste Rennen. Ich freue mich darauf und bin bereit. Ich fühle mich gut vorbereitet und bin hungrig, Rennen fahren zu gehen. Ich werde natürlich alles reinlegen."