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Lewis Hamilton: "Habe definitiv etwas geopfert - mehr als erhofft"
Lewis Hamilton macht die Diskrepanz zu George Russell an einer anderen Set-up-Richtung fest - Mercedes "detuned" das Auto für das Qualifying und hofft
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich scheint es nur eine Kleinigkeit zu sein, doch am Ende sind es Welten: Gerade einmal zwei Zehntelsekunden trennen George Russell und Lewis Hamilton im ersten Formel-1-Qualifying des Jahres in Bahrain das Rennen (hier live im Ticker verfolgen), doch im Klassement macht das den Unterschied zwischen Position drei und Position neun aus.
"Das haben wir eine lange Zeit nicht in der Formel 1 gesehen", freut sich Russell über die engen Abstände im Qualifying. Doch er war heute am richtigen Ende der Zeitentabelle - sein Teamkollege hingegen am falschen.
Dabei hatte Hamilton am Donnerstag noch die schnellste Zeit des Trainingstages erzielt - vor Russell. Danach sind beide aber in unterschiedliche Richtungen gedriftet. "George und ich waren auf dem gleichen Set-up, und dann ist er links gegangen und ich rechts. Und rechts war für eine Runde definitiv nicht gut", erklärt Hamilton gegenüber Sky die Diskrepanz zwischen beiden Fahrern.
"Ich habe etwas ans Auto gemacht, was wir die letzten beiden Jahre nicht hatten. Und ich hatte gehofft, dass es okay sein würde, und bin dabei geblieben, aber es war nicht schön zu fahren."
Trotzdem war Mercedes am Freitag nicht so schnell wie am gestrigen Trainingstag. Drei Zehntelsekunden fehlten Russell auf Weltmeister Max Verstappen (Red Bull), der wieder einmal einsam vor dem kompakten Feld dahinter lag.
"Wir haben das Auto detuned für morgen", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky. Heißt: Mercedes hat im Qualifying Performance geopfert, um im Rennen Vorteile zu haben. "Aber vielleicht haben wir ein bisschen zu viel Performance weggenommen auf eine Runde", meint der Österreicher.
"Ich habe definitiv etwas geopfert, mehr als erhofft", sagt Hamilton. "Ich hoffe, dass sich das morgen ausbezahlt."
Hamiltons Hoffnung: W15 trotzdem ein gutes Auto
Dieses Opfer hat auch einen Grund: "Ich habe mich bei der Rennpace nicht wohlgefühlt", so der Rekordweltmeister. "Daher habe ich das Auto so verändert, um hoffentlich die Rennpace besser zu machen. Aber wir sehen dann morgen, ob das wirklich der Fall sein wird."
Doch auch wenn die Aussichten für den Sonntag besser stehen, nach dem Ergebnis am Freitag beschreibt Hamilton seine Gefühlslage mit folgendem Wort: "Ughh."
"Die erste Qualifying-Session war so schlecht. Wir haben so viel Vorbereitung reingesteckt, und dann lief es nicht so, wie es sollte", sagt er. "Aber das ist Rennsport. Und zu wissen, dass wir für die Saison ein Auto haben, mit dem wir potenziell kämpfen können, ist wirklich zufriedenstellend."
Denn das muss auch angemerkt werden: Russell schaffte es mit dem W15 auf Platz drei und zeigte damit, dass der Mercedes durchaus vorne mitkämpfen kann. "Die Position und die Pace von George sind ein Zeugnis dafür, wie hart das Team über den Winter gearbeitet hat", lobt Hamilton.
"Es ist fantastisch, dass wir ein Auto haben, mit dem wir kämpfen können. Das entzündet die Flamme in uns Fahrern."
Russell überrascht von Platz drei
Russell selbst sagt, dass Mercedes den dritten Platz nach den Testfahrten in der vergangenen Woche nicht unbedingt erwartet hatte. Doch mit einigen Set-up-Änderungen und kleinen Verbesserungen in der Fabrik war es gelungen, sich im Training als Schnellste zu zeigen, was ihn selbst überrascht hat.
"Wir haben im Simulator sehr viel gearbeitet in der Woche dazwischen und haben Clues gefunden, und das haben wir sofort gesehen in der Performance gestern", lobt Wolff.
"Was wir auch gesehen haben gestern am Abend, dass wir so viel Reifenverschleiß haben, dass wir damit im Rennen einfach leiden werden." Und dann habe man entschieden, die mechanische Balance mehr nach vorne zu schieben, "das heißt ein bisschen die Spitzigkeit weggenommen", so Wolff. "Und das macht das Auto natürlich auf eine Runde langsamer."
Das war das Päckchen, was beide Mercedes-Piloten im Qualifying zu tragen hatten. "Ich hoffe aber, dass wir das Auto soweit jetzt verstehen, dass wir wirklich für morgen etwas Gutes gemacht haben. Wenn nicht, dann lernen wir wieder", sagt der Teamboss. "Aber das Auto reagiert auf unsere Änderungen."
Das ist das Positive, dass Hamilton aus dem heutigen Tag mitnimmt. "Das Auto ist wirklich fantastisch - eine echte Verbesserung zum Vorjahr", lobt der siebenmalige Weltmeister. "Es ist deutlich stabiler und macht deutlich mehr Spaß zu fahren."
"Wir haben zwar noch Arbeit vor uns, wie man sehen kann, aber dass George nur drei Zehntel von Max und Red Bull weg ist, ist fantastisch. Das zeigt, was möglich ist", freut er sich auf die Saison. "Und wir haben gerade erst begonnen, mehr Performance zu bringen. Wenn das unsere Plattform ist, dann können wir den Rest der Saison definitiv jagen."
Hinter Verstappen ist alles möglich
Morgen dürfte es aber erst einmal wohl nur um den zweiten Platz hinter Max Verstappen gehen, auch wenn sich Russell wünschen würde, dass Mercedes mit dem W15 um Poles und um Siege kämpfen kann.
Dafür dürfte es ziemlich eng gegen die beiden Ferraris und den anderen Red Bull von Sergio Perez werden, glaubt er. Helfen könnte, wenn Mercedes die Probleme mit den Hinterreifen in den Griff bekommen könnte - und wenn das Wetter mitspielt.
Denn heute war es mit 18 Grad Celsius relativ kühl für Bahrain-Verhältnisse - und das liegt dem Mercedes eigentlich gar nicht. Oder lag? "In der Vergangenheit hatten wir immer ein paar Probleme, wenn die Temperaturen niedriger waren. Das war im letzten Jahr immer der Fall", sagt Russell.
"Aber wir wissen, dass der W15 ein komplett anderes Auto ist, mit dem wir deutlich zufriedener sind. Wir müssen das vergessen, was wir in den vergangenen beiden Jahren gelernt haben, und müssen mit einem offenen Geist daran gehen."
Der Samstag soll auf jeden Fall ein paar Antworten bringen. (Und wer das miterleben möchte, der kann das im flexiblen Monatsabo mit WOW oder bequem im Jahresabo mit Sky.)