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Verstappen nicht zu knacken, aber: Wie gut hält Leclercs Ferrari?
Während Helmut Marko davon ausgeht, dass Max Verstappen in Abu Dhabi gewinnen wird, steckt im Duell Ferrari gegen Mercedes besondere Brisanz
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen gilt beim Saisonfinale der Formel 1 2023 in Abu Dhabi als Topfavorit, beim 22. Grand Prix seinen 19. Sieg zu feiern. Nur dreimal wurde er in diesem Jahr geschlagen: von Sergio Perez in Saudi-Arabien und Aserbaidschan, später dann von Carlos Sainz in Singapur.
© Motorsport Images
Charles Leclerc glaubt nicht, dass er Max Verstappen ernsthaft herausfordern kann Zoom Download
Auch wenn es wegen des zerrupften Freitagstrainings kaum belastbare Longrun-Daten gibt: Red Bull und Verstappen rechnen sich, von der Poleposition kommend, große Chancen aus, das Rennen am Sonntagabend zu gewinnen. Besonders, weil man im Team zwar mit einer starken Rennpace gerechnet hatte, aber nicht mit einer so starken Leistung im Qualifying.
Verstappen hatte nach den Freien Trainings befürchtet, dass er im Qualifying eine herbe Klatsche erleiden könnte, weswegen das Set-up völlig umgekrempelt wurde. Laut Helmut Marko war dabei aber "Prämisse, dass wir nichts an Topspeed verlieren, weil wir doch irgendwie davon ausgegangen sind, dass wir nicht vorn starten werden".
Red Bulls Motorsportkonsulent erklärt also de facto, dass Verstappen mit einem Set-up ausgestattet ist, das ihm im Rennen dabei helfen sollte, Gegner zu überholen - und das ihm folgerichtig auch dabei helfen wird, nicht so leicht überholt zu werden. (ANZEIGE: Sei live dabei mit WOW, ab 24,99 Euro pro Monat!)
Das Problem, das Verstappen bis ins dritte Freie Training hinein hatte, war demnach "die Erhitzung der Reifen und ein Wechsel von Unter- zu Übersteuern. Das war im Qualifying weg. Nur im zweiten Run sind ihm die Vorderräder überhitzt. Aber da wollte er eine noch extremere Runde hinlegen als im ersten Run."
Kann Leclerc Verstappen herausfordern?
Als größten Gegner erwartet Marko "Leclerc im Ferrari", obwohl da auch noch andere Kandidaten weit vorn stehen, deren Reifenverschleiß möglicherweise besser sein könnte als der von Ferrari. George Russell im Mercedes etwa, von Platz 4 kommend, oder die beiden McLarens, die von Platz 3 und Platz 5 ins Rennen gehen werden.
Den Fehler, noch einmal gegen Verstappen zu wetten, der ihn im Qualifying 500 Euro gekostet hat, macht Marko jedenfalls nicht noch einmal: "Das Rennen", erklärt er im Interview mit Sky, "startet um 17 Uhr. Da gehen wir von ähnlichen Temperaturen aus wie im Qualifying. Daher glaube ich, dass wir im Rennen sehr stark sein werden."
Verstappen ist sich da nicht ganz so sicher: "Ich habe keine Ahnung, wie das Auto im Rennen sein wird. Ich bin ja praktisch keine Longruns gefahren. Andererseits waren wir bisher in den Rennen meistens stark. Ich schätze, ich muss mich langsam reintasten, dann wird es schon gutgehen", kündigt er einen reifenschonenden Beginn an.
Ferrari: Abu Dhabi eher schlechter als Las Vegas
Reifenschonen, das könnte in Abu Dhabi der Schlüssel zum Erfolg sein. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für Leclerc: "Auf einer Strecke wie dieser, wenn es so heiß ist, werden wir mehr Probleme als in Vegas haben", befürchtet der Ferrari-Pilot. "Andererseits hatte ich im dritten Training ein gutes Gefühl, was die Reifen betrifft. Ich hoffe, das können wir im Rennen reproduzieren."
Verstappen aus eigener Kraft zu schlagen, hält er für "absolut unrealistisch". Aber die Ziele sind auch ganz andere: Vier Punkte trennen Ferrari in der Konstrukteurs-WM von Mercedes und vom zweiten Platz - ein Duell, in dem es wahrscheinlich um rund zehn Millionen US-Dollar Preisgeld geht.
Ferrari steht auf den Startpositionen 2 (Leclerc) und 16 (Sainz), Mercedes auf den Plätzen 4 (Russell) und 11 (Hamilton). Würden sie so ins Ziel fahren, wäre Ferrari am Ende Zweiter. "Ich hoffe", sagt Leclerc, "dass Carlos einen tollen Start erwischt und wir beide vor den Mercedes ins Ziel fahren. Der zweite Platz ist dieses Wochenende alles, was für mich zählt."
"Ob ich in der Fahrer-WM Vierter, Fünfter, Sechster oder Siebenter werde, ist mir völlig egal. Aber der zweite Platz in der Konstrukteurs-WM wäre schön", sagt Leclerc, wissend, dass das eine wahrscheinlich das andere bedingt. "Daher ist es für uns am wichtigsten, Mercedes zu schlagen. Aber sollte sich eine Gelegenheit bieten, auch Max zu schlagen, werde ich sie natürlich annehmen."
Vasseur: Glaubt Toto das Märchen nicht!
Auf Mercedes-Seite hatte Toto Wolff im Vorfeld erklärt, es sei ihm letztendlich egal, ob man Zweiter oder Dritter werde. Die beste Nachricht sei, dass die Saison 2023 zu Ende geht. Eine Botschaft, die Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur seinem alten WG-Genossen nicht abkauft: "Das glaubt Toto ja selbst nicht!"
"Wenn ich gewinnen kann, will ich gewinnen, und wenn ich Zweiter in der WM werden kann, will ich Zweiter werden. Ich bin mir sicher, dass Toto jede Runde den WM-Stand ausrechnen wird", lacht Vasseur im Interview mit Sky.
Zusätzliche Motivation beschere ihm der Showdown um Platz 2 nicht, sagt Vasseur, denn: "Du brauchst keine extra Motivation, wenn du in der Formel 1 bist. Das wäre ja fatal. Aber nach neun Monaten und 21 Veranstaltungen mit nur vier Punkten Rückstand auf Mercedes nach Abu Dhabi zu kommen, ist eine gute Herausforderung und eine gute Ausgangslage. Es ist eng."
"Wir haben gut aufgeholt, denn wir hatten schon mal 60 Punkte Rückstand. Jetzt sind es nur noch vier. Wir wissen, dass es schwierig wird, denn Mercedes' Pace könnte hier sehr gut sein. Mercedes war in den vergangenen Jahren die Referenz in der Formel 1. Heute gegen sie zu kämpfen, im letzten Rennen, ist nicht so schlecht."
Etwas Persönliches zwischen ihm und Wolff sei der Kampf um Platz 2 "gar nicht", winkt Vasseur ab und erklärt: "Ich freue mich, dass wir nach einer chaotischen Saison bis zum letzten Rennen gegen Mercedes kämpfen. Für mich ist wichtig, dass wir einerseits Freunde bleiben, aber andererseits auf der Rennstrecke gegeneinander fighten können."