Nach "aufrichtiger Entschuldigung": Perez kommt mit Verwarnung davon
Sergio Perez wurde von den Kommissaren für seine Beschimpfungen verwarnt - Christian Horner kann den Ausbruch seines Fahrer verstehen
(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat Sergio Perez nach dem Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi schriftlich verwarnt. Der Mexikaner hatte sich nach dem Rennen noch einmal vor den Kommissaren verantworten müssen, weil er diese am Funk als "Witz" und "echt schlecht" beleidigt hatte, nachdem er nach der Kollision mit Lando Norris eine Fünf-Sekunden-Strafe bekommen hatte.
Die Kommissare erklärten Perez dabei, dass sie kein Problem damit haben, wenn ein Fahrer nicht mit einer Entscheidung einverstanden ist. Kommentare, die auf persönliche Beleidigungen hinauslaufen, stellen hingegen einen Verstoß gegen den Internationalen Sportkodex dar - im konkreten Fall gegen Artikel 12.2.1 k), der Fehlverhalten unter anderem gegen Offizielle regelt.
Deswegen wurde Perez offiziell verwarnt.
Allerdings stellten die Kommissare dabei fest, dass sie in dieser Angelegenheit in einem offensichtlichen Konflikt waren, da sie selbst Gegenstand der Äußerungen im Funk waren. Normalerweise wäre das Thema an die nächsten Kommissare weitergegeben worden, da Abu Dhabi jedoch das letzte Saisonrennen war, musste die Angelegenheit vor Ort geklärt werden.
In der Begründung heißt es, dass sich Perez "aufrichtig" bei allen Kommissaren entschuldigt habe, und dass er die Bemerkungen am Funk "im Eifer des Gefechts" gemacht und dabei nicht bedacht habe, dass diese ausgestrahlt werden.
Kommissare: Perez bedauert Aussagen
"Er drückte sein Bedauern darüber aus, dass seine Äußerungen irgendjemanden beleidigt oder dem Sport Schaden zugefügt haben, was er nach eigener Aussage vermeiden wollte. Die Sportkommissare akzeptieren seine Erklärungen und nehmen seine Entschuldigung an", so die Erklärung.
Allerdings muss man dabei anmerken, dass Perez seine Kritik auch nach dem Rennen in die TV-Mikrofone erneuerte und auch dort die Kommissare als "echt schlecht" betitelte.
In der Anhörung war davon jedoch keine Rede. Stattdessen stellte die FIA Perez ein gutes Zeugnis aus: Perez sei "nicht dafür bekannt, solche Bemerkungen zu machen, und hat sich bei Anhörungen der Sportkommissare stets äußerst respektvoll verhalten."
"Der Fahrer, der Teammanager und die Sportkommissare hatten eine konstruktive Diskussion über die Verwendung und Ausstrahlung von Teamfunksprüchen. Auch der Vorfall selbst wurde mit dem Fahrer eingehend besprochen, und obwohl er mit der Entscheidung nach wie vor nicht einverstanden war, erklärte er, er könne die Sichtweise der Sportkommissare auf den Vorfall verstehen."
Horner: Liuzzi war früher auch so
Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigt derweil Verständnis für die Aussagen seines Schützlings: "Ich glaube, er hat nur seine Frustration zum Ausdruck gebracht", sagt er und zieht einen Vergleich zum Fußball: "Das Problem ist, dass man als Fußballer kein Mikrofon am Trikot hat, wenn man schimpft", so Horner.
Er könne den Frust, dass Perez durch die Strafe ein Podium verloren hat, verstehen, und findet, dass die FIA diesen Umstand bei der Bewertung berücksichtigen soll. "Er ist ein tolles Rennen gefahren, also hat er sich Luft gemacht. Aber leider wurde dieses Ventil ausgestrahlt."
Doch der Brite hatte vor der Urteilsverkündung noch ein weiteres Argument, warum die Kommissare Milde walten lassen sollen: Vitantonio Liuzzi. Der Italiener war am Wochenende in Abu Dhabi Fahrerkommissar und ist für Horner kein Unbekannter. Liuzzi fuhr 2005 einige Rennen für Red Bull und anschließend noch zwei Jahre für Red Bulls Juniorteam Toro Rosso.
"Ich denke, man muss berücksichtigen, dass der Fahrerkommissar, der an diesem Wochenende hier ist, dafür bekannt ist, dass er in seiner Zeit, als er vor vielen Jahren für mich gefahren ist, selbst ein paar Ausbrüche hatte", schmunzelt er. "Er hatte einfach Glück, dass es nicht ausgestrahlt wurde."
Die Verwarnung für Perez war in Abu Dhabi nicht die erste ihrer Art. Schon zu Beginn des Wochenendes wurden Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur ebenfalls für ihre falsche Wortwahl in der Pressekonferenz in Las Vegas verwarnt.
Ist die FIA bei so etwas mittlerweile zu sensibel geworden? "Für die FIA, wie für jedes Unternehmen oder jedes Team, gibt es immer Raum für Verbesserungen in allen Bereichen", sagt Horner dazu.