• 25. November 2023 · 17:29 Uhr

Carlos Sainz fühlt sich aufgehalten: War das Absicht von George Russell?

Was im entscheidenden Moment im Formel-1-Qualifying passiert ist und weshalb Carlos Sainz im Ferrari schon nach dem ersten Segment ausgeschieden ist

(Motorsport-Total.com) - Im Kampf um Platz zwei in der Formel-1-Konstrukteurswertung hat Ferrari im Qualifying zum Finalrennen in Abu Dhabi einen Rückschlag erlitten. Denn Carlos Sainz schied im SF-23 bereits im ersten Segment aus und belegte nur Platz 16. Am Ende fehlten 0,138 Sekunden zum Weiterkommen.

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Carlos Sainz im Ferrari SF-23 beim Formel-1-Qualifying in Abu Dhabi 2023 Zoom Download

Weshalb aber schaffte Sainz die erste Hürde nicht, wenn Teamkollege Charles Leclerc P2 in der Startaufstellung einnimmt? In seinem Fall sei Ferrari "selbst schuld", meint Sainz: "Nach einem Problem mit dem Frontflügel sind wir beim letzten Versuch sehr spät rausgefahren und waren damit das letzte Auto auf der Strecke."

Oder eher: Das letzte Auto in der Boxengasse, denn schon dort staute sich das Feld auf und Sainz konnte seine Aufwärmrunde nicht wie gewünscht gestalten. Er sei bereits in dieser Situation "unter Druck" geraten, erklärt Sainz, weil es für ihn immer knapper wurde, überhaupt rechtzeitig die Runde beginnen zu können.

Mehrfach fragte Sainz seinen Renningenieur, ob es reichen würde, mehrfach beschwichtigte Ricciardo Adami: "Du hast 20 Sekunden Puffer. Sollte reichen." Und es reichte. Aber die wahren Probleme kamen erst noch.

Sainz schiebt sein Abschneiden auf "viel Verkehr"

Denn kaum hatte Sainz seine fliegende Runde beendet, schon meldete er am Funk, es habe "so viel Verkehr" gegeben bei seinem Versuch. Adami funkte ihm "P16" ins Cockpit. Darauf sagte Sainz schlicht: "Ja, ich bin nicht überrascht. Scheiße!" Und: "So viel Verkehr. Ich glaube, der Merc[edes] hat das mit Absicht gemacht."

Damit spielt Sainz auf eine Szene bei Kurve 5 an, die Mercedes-Fahrer George Russell unmittelbar vor ihm durchfahren hatte, aber ohne Sainz direkt zu behindern - er fuhr geschätzt drei Sekunden vor dem Ferrari durch die Passage.

Sainz aber fühlte sich aufgehalten und meint: "Wenn du ein, zwei Sekunden vor einem anderen Auto durch die Kurve fährst, dann verliert der nachfolgende Fahrer ein, zwei Zehntel in dieser Kurve. Und wenn es eng wird in Q1 oder Q2, dann sorgen manche Fahrer absichtlich für Dirty-Air in manchen Kurven, damit vielleicht andere Fahrer etwas Zeit verlieren."

Unter dem aktuellen Formel-1-Reglement sei dergleichen erlaubt. "Das wird nicht als Aufhalten ausgelegt, weil man da nicht vom Gas gehen muss. Aber es ist klar, dass man so verwirbelte Luft abkriegt und eine schlechtere Kurve", sagt Sainz. "Und weil ich so spät dran war, lag ich im ersten und zweiten Sektor so dicht an anderen Autos dran. Das hat mich Zehntel um Zehntel gekostet."

Der Direktvergleich widerlegt Sainz' Theorie

Tatsächlich hat Sainz laut der Datenanalyse von F1 Tempo im Direktvergleich zu Teamkollege Leclerc just an den Stellen Zeit gutgemacht, an denen er angeblich aufgehalten worden ist - in Kurve 5 von Russell im Mercedes, ausgangs Kurve 3 von Pierre Gasly im Alpine. Und bei Russell profitierte er ausgangs Kurve 5 sogar noch kurzzeitig von einem Windschatten für mehr Topspeed auf der Geraden.


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Doch Sainz bleibt bei seiner Einschätzung, die beiden gegnerischen Autos hätten ihn "wahrscheinlich die Q2-Teilnahme gekostet". Einen speziellen Vorwurf macht er Russell und Gasly aber nicht: "Ich glaube, alle machen das. Aber wenn du dich auf der Strecke so ins Hintertreffen bringst, leidest du halt umso mehr darunter."

Trainingscrash hatte keine Folgen für das Qualifying

Sein Trainingscrash vom Freitag jedenfalls habe bei seinem Abschneiden im Qualifying keine Rolle gespielt. "Ich habe deshalb kein Selbstvertrauen verloren oder so. Die Stelle ist im Qualifying nicht mal eine Kurve für uns. Da musste ich mir keine Sorgen machen. Wir hätten nur perfekt agieren müssen in Q1, aber das hat nicht geklappt", sagt Sainz. "Unsere Pace ist an diesem Wochenende einfach nichts Besonderes."

Auf im Vergleich zu wenig Fahrzeit am Freitag will Sainz das aber nicht zurückführen: "Niemand hat gestern viel Fahrzeit gekriegt. Mit Soft war es schwierig, gute Rundenzeiten zu schaffen. Die haben wir nicht geschafft. Wir sind dieses Wochenende bisher nicht so stark und hatten jetzt ein zerfahrenes Q1."

Sainz will noch "gute Punkte" holen im Rennen

Er habe aber gewisse Hoffnungen für den Grand Prix, trotz Startplatz 16. "Denn die Longruns sahen nicht so schlecht aus."

"Wir müssen jetzt überlegen, wie wir am Sonntag noch gute Punkte für das Team einfahren können. Darauf liegt unser Fokus. Und dann müssen wir schauen, wo Mercedes ankommt", meint Sainz. "Es braucht einen wirklich starken Sonntag unsererseits."

Denn Ferrari muss beim Saisonfinale der Formel 1 noch vier Punkte auf Mercedes gutmachen, um Platz zwei in der Weltmeisterschaft sicherzustellen. Leclerc auf P2 der Startaufstellung ist gut positioniert, hat aber Russell auf P4 fast direkt hinter sich. Lewis Hamilton im zweiten Mercedes kommt von P11 und steht damit ebenfalls vor Sainz auf P16.

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