Bearman kritisiert Zeitplan: Ungünstige Situation für Formel-2-Rookies
Weil die Formel-2-Piloten, die im Freien Training fahren, direkt zum F2-Qualifying müssen, haben sie in Abu Dhabi Stress der besonderen Art, ärgert sich Bearman
(Motorsport-Total.com) - Haas-Rookie Oliver Bearman hat den Zeitplan der Formel 1 am Wochenende in Abu Dhabi kritisiert, weil er die Formel-2-Fahrer vor ein Problem stellt. Bearman wird einer von zehn Nachwuchspiloten sein, die im ersten Training der Königsklasse dabei sein werden, da viele Teams ihrer Pflicht bezüglich der beiden Freitagseinsätze für Rookies noch nachkommen müssen.
© Motorsport Images
Oliver Bearman bekommt in Abu Dhabi seinen zweiten Formel-1-Einsatz Zoom Download
Mit Bearman, Isack Hadjar (Red Bull), Frederik Vesti (Mercedes), Jack Doohan (Alpine) und Theo Pourchaire (Alfa Romeo) werden gleich fünf Piloten aus der Formel 2 dabei sein, die allerdings nur eine halbe Stunde nach Ablauf der Trainingszeit wieder zum Qualifying ihrer eigenen Meisterschaft antreten müssen - wo Vesti und Pourchaire noch um die Meisterschaft kämpfen.
"Es ist hart, weil es so eine großartige Möglichkeit ist, die du nicht verpassen möchtest", sagt Bearman. "Die Priorität der Formel-2-Fahrer liegt trotzdem auf der Formel 2, und es ist schwierig, deinen ganzen Fokus auf das Qualifying zu legen, wenn du dich gerade umgezogen hast und zum Auto gerannt bist. Du hast einfach keine Zeit dich vorzubereiten."
"Ich denke, da hat man beim Timing ein bisschen was übersehen", so sein Urteil.
Denn der Zeitplan ist nicht nur für die regulären Formel-2-Aktivitäten hinderlich, sondern auch für den Formel-1-Einsatz, weil man kein Briefing machen kann. "Du steigst aus dem Auto und gehst direkt zur Formel 2", sagt Bearman. "Du kannst dem Formel-1-Team überhaupt keinen Input geben, und das raubt dem Ganzen ein wenig die Tiefe."
Allerdings könnte man auch argumentieren, dass die Teams ja nicht bis Abu Dhabi warten mussten, um einen Formel-2-Fahrer einzusetzen. Es gab in dieser Saison insgesamt neun Rennen, bei denen die Formel 2 nicht im Rahmenkalender war, von denen allerdings drei Sprintevents mit nur einem Training waren, und auch auf dem neuen Kurs in Las Vegas wollten die Teams natürlich keine Zeit abgeben.
Starker Einstand in Mexiko
Bearman durfte bereits in Mexiko für Haas ans Steuer und machte dort einen guten Job. Als 15. war er bester der fünf dort eingesetzten Rookies und empfahl sich für einen weiteren Einsatz - auch wenn dieser bereits im Vorfeld feststand.
"Ich war ziemlich nervös im Vorfeld, auch wenn ich mir das nicht anmerken lassen wollte", sagt der Engländer. "Aber ich war glücklich, dass ich zeigen konnte, dass ich mithalten kann. Das war für mich wohl die größte Lektion."
Und weil die Formel 2 seit dem Rennen in Monza im September nicht mehr gefahren ist, hatte Bearman seit damals ausreichend Zeit, um im Simulator von Haas (bei Ferrari in Maranello) zu sitzen und auch mit am Auto für die kommende Saison zu arbeiten.
Ziel: Wieder nichts kaputtmachen
Auf seinen Einsatz in Abu Dhabi ist Bearman nun besser vorbereitet, auch weil er das Auto zuvor nun schon gefahren ist und auch die Strecke bereits kennt. "Ich würde sagen, es ist eine normalere Strecke, und ich habe mehr Erfahrung, aber es ist das Gleiche", sagt er bezogen auf die Erwartungen.
Denn wie ihm Teamchef Günther Steiner schon vor Mexiko einbläute, ist das Hauptziel einfach, dass er das Auto nicht kaputtmacht. "Ich habe nichts zu gewinnen, weil ich schon bewiesen habe, dass ich mithalten kann", weiß Bearman. "Ich möchte einfach meine Runden abspulen und den Plan des Teams durchführen. Darauf liegt mein Hauptfokus."
Einen möglichen Aufstieg in die Formel 1 kann der Ferrari-Junior 2025 ins Visier nehmen. Doch er sagt, dass er jetzt schon bereit wäre. "Ich weiß, dass ich habe, was es braucht", betont er. "Aber natürlich wird die Vorbereitung wichtig sein. Und erst einmal muss ich einen guten Job machen. Aber sollte ich den Anruf bekommen, habe ich keine Zweifel, dass ich bereit bin."