Vasseur über Las-Vegas-Entschädigung: Ferrari wird "private Diskussion" führen
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur ärgert sich noch immer über den Sainz-Vorfall in Las Vegas - Über die mögliche Entschädigung will er "eine private Diskussion" führen
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat mit dem Schaden am SF-23 von Carlos Sainz noch nicht abgeschlossen. Der Spanier beschädigte sich das Auto, als er im Freien Training über die lose Abdeckung eines Wasserventils fuhr, weshalb die Italiener eine angemessene Entschädigung vom Veranstalter anstreben. "Das wird eine private Diskussion sein, die ich mit den Beteiligten führen werde", kündigt Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur an.
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Ferrari möchte über die Entschädigung "eine private Diskussion" führen Zoom Download
Dabei könnte sich Ferrari auf einen Präzedenzfall aus dem Jahr 2017 berufen: Beim Malaysia GP hatte Romain Grosjean einen losen Abflussdeckel überfahren und seinen Haas dabei schwer beschädigt. Sein Team handelte mit den Organisatoren des Rennens eine finanzielle Entschädigung aus.
Allerdings wird der Las Vegas GP anders als das Rennen in Malaysia nicht von einem lokalen Unternehmen veranstaltet, sondern von Liberty Media und der Formel 1 selbst. "Es wird eine Diskussion geben", ist sich Vasseur dennoch sicher. "Die Entscheidung, das ist eine andere Sache."
"Wenn man bedenkt, dass wir das erste Training verpasst haben, dass wir ein paar Millionen Schaden haben und dass die Mechaniker wie verrückt gearbeitet haben, damit wir wieder fahren konnten, denke ich, dass es nicht albern ist, den Fall von höherer Gewalt in Betracht zu ziehen", sagt Vasseur.
Ferrari hat "eine Menge Extrakosten"
Vasseur betont, dass der Unfall erhebliche Auswirkungen auf die Ausgaben und damit die Einhaltung der Budgetobergrenze habe. "Wir haben eine Menge Konsequenzen auf der finanziellen Seite, auf der sportlichen Seite und sogar auf der Seite des Ersatzteillagers, und auf der Seite des Budgets ist es sicher nicht einfach", sagt der Ferrari-Teamchef.
Zusätzliche Kosten sind nicht nur durch die Schäden am Chassis, der Antriebseinheit und dem Energiespeicher entstanden, sondern auch, weil am kommenden Wochenende ein zusätzliches Ersatzchassis von Italien nach Abu Dhabi geflogen werden muss, mit dessen Vorbereitung die Crew in Maranello unmittelbar nach dem Unfall begonnen hat.
"Es gibt keine Vorkehrungen im Budget oder im Kostendeckel, um die Unfälle auszuschließen", erinnert Vasseur. "Sicher ist, dass wir eine Menge Extrakosten haben: Der Kabelbaum wurde beschädigt, das Getriebe wurde beschädigt, die Batterie wurde beschädigt, der Motor ist tot. Wir können das Chassis nicht wieder aufbauen! Sogar der Sitz wurde beschädigt."
Vasseur: "Müssen Umstände des Vorfalls diskutieren"
Auch die Umstände des Vorfalls stoßen Vasseur sauer auf. Der Ferrari-Teamchef behauptet, dass die Sportwarte zwar die gelbe Flagge schwenkten, als die lose Abdeckung erkannt wurde, allerdings wurde die Session erst eine Minute später abgebrochen, als Sainz schon längst über den Deckel gefahren war und sich den Ferrari schwer beschädigte.
"Wir müssen auch über die Umstände des Vorfalls diskutieren", kritisiert Vasseur. "Denn es geht nicht nur darum, dass die Abdeckung herauskam, sondern für mich auch darum, dass wir eine Minute zwischen der gelben und der roten Flagge hatten."
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"Das bedeutet, dass sie, als sie die gelbe Flagge zeigten, etwas auf der Strecke sahen. Und sie haben sich eine Minute Zeit gelassen, bevor sie die rote Flagge zeigten. Ich denke, das ist zu viel", sagt der Franzose. "Das Hauptproblem in diesem Fall ist für mich, dass die erste gelbe Flagge bedeutet, dass man etwas gesehen hat, man setzt die gelbe Flagge nicht im Voraus."
Am Kommandostand wurde die gelbe Flagge bereits in den Anzeigen ausgespielt, und die kommt direkt von der Rennleitung. "Das bedeutet, dass sie etwas gesehen haben, und dann haben sie sich eine Minute Zeit genommen, bevor sie die rote Flagge gesetzt haben", schimpft Vasseur, zumal "es die Gerade ist, du hast ein Metallteil, und bist mit 340 km/h unterwegs."
Vasseur verärgert "über Handhabung des Vorfalls"
Einen Hinweis darüber, dass sich Trümmerteile auf der Strecke befinden, haben die Teams allerdings nicht erhalten. "Nein, sie haben überhaupt nicht gesprochen", sagt Vasseur. "Wir kannten den Grund für die gelbe Flagge nicht." Auch deshalb könnte sich Esteban Ocon seinen Alpine beschädigt haben, als er nach der roten Flagge an die Box zurückkehrte.
"Aber wie gesagt, ich bin mehr über die Art und Weise verärgert, wie es gehandhabt wurde, als über den Vorfall selbst", erklärt der Ferrari-Teamchef. "Sogar in Monaco, dem wahrscheinlich besten aller Straßenkurse, gab es vor zwei oder drei Jahren einen solchen Zwischenfall, ich glaube mit dem Randstein am Ausgang der ersten Kurve."
"Wir hatten den Fall in Malaysia, wir hatten den Fall zweimal in Baku beim Boxenstopp mit Valtteri [Bottas] vor ein paar Jahren. Und mit George [Russell]", erinnert Vasseur an ähnliche Probleme aus der Vergangenheit. "Ich denke, dass es schwierig ist, so etwas vorherzusehen und zu beheben."