Isola über Grip-Klagen nach Las Vegas: Haben keinen C6-Slick
Pirelli-Motorsportchef Mario Isola erklärt, dass Pirellis Möglichkeiten bei Las-Vegas-Asphalt begrenzt waren - Dann müssten sich eben die Fahrer anpassen
(Motorsport-Total.com) - Klagen der Fahrer über den rutschigen Asphalt prägten den ersten Las-Vegas-Grand Prix der Formel 1. Verwöhnt vom "Goldstandard", wie George Russell den Asphalt von Dschidda bezeichnete, fragten sich mehrere Formel-1-Piloten, warum es in Vegas einen derartigen Rückschritt gab.
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Startphase F1 Las Vegas mit zahlreichen Drehern und Ausrutschern beim Start Zoom Download
Pirelli-Motorsportchef Mario Isola hatte bereits während des Wochenendes erklärt, dass eine spezielle Behandlung des Asphalts wie in Dschidda nicht möglich sei. Las Vegas ist ein echter Straßenkurs, der auch für den Verkehr freigegeben ist.
Es ist bekannt, dass Asphalt, wenn er frisch eingebaut wird, ein Jahr lang "schwitzen", also Bitumen absondern muss, bevor er sein endgültiges Griplevel erreicht. Der Asphalt in Vegas befindet sich in dieser Phase, deshalb war es so rutschig. In Dschidda wurde das Bitumen mit Hochdruckreinigern aus dem Asphalt gepresst - ein künstlicher Alterungsprozess.
Wenn der Asphalt zu wenig Grip bietet, warum reagiert dann Reifenlieferant Pirelli nicht? "Ich bin mir nicht sicher, ob wir mit den Reifen etwas machen können, es sei denn, wir fahren noch weicher als jetzt", sagt Isola nach der Premiere auf dem "Strip". Pirelli bietet fünf Mischungen von C1 (härteste) bis C5 (weichste) an, von denen jeweils drei zu den Rennen gebracht werden.
Fahrer sind gefragt
"Das ist die Diskussion, die wir in Monaco geführt haben. Die drei ausgewählten Reifenmischungen, die wir auch hier verwenden [C3 bis C5], sind wahrscheinlich zu hart für Monaco. Und bei kalten Temperaturen oder abtrocknenden Bedingungen oder Mischbedingungen ist der Grip natürlich sehr gering. Und wenn es ein Safety-Car gibt, werden diese Situationen noch schlimmer."
Laut Isola verlieren die Reifen unter normalen Bedingungen allein auf der Zielgeraden 35 bis 40 Grad. "Ich kann mir vorstellen, dass sie hinter dem Safety-Car noch mehr verlieren." Doch dann seien eben die Fahrer gefragt.
Generell fordert er von ihnen etwas mehr Flexibilität: "Ich verstehe, dass es für die Fahrer schön ist, Grip zu haben, dann können sie pushen. Ich respektiere natürlich jede Meinung der Fahrer - sie fahren das Auto und wissen, was sie tun. Aber ich denke, dass wir bei 24 verschiedenen Rennen unterschiedliche Griffigkeit haben sollten, und es ist gut, wenn es diese Unterschiede gibt."
"Ich persönlich bin der Meinung, dass wir auf den verschiedenen Strecken unterschiedliche Asphalttypen haben sollten, denn wenn wir überall das gleiche Gripniveau haben, entspricht das nicht der DNA der Formel 1. Wir haben in Monaco nicht den gleichen Grip wie in Bahrain. Wir wählen unterschiedliche Reifen, die Fahrer müssen ihren Fahrstil und ihr Tempo dem Gripniveau anpassen."
Aufwärmen versus Abbau: Umgekehrte Vorzeichen
Pirelli stellt die Grundsatzfrage: Wollen die Formel-1-Teams einen Reifen, der schnell auf Temperatur kommt, dafür aber einen hohen Abbau hat, oder das Gegenteil? Hinzu kommt, dass Charles Leclerc, der bemerkte, dass es nach der zweiten Safety-Car-Phase sehr schwierig gewesen sei, die Reifen wieder auf Temperatur zu bringen, auf der harten Mischung (C3) unterwegs war.
"Ich würde sagen, dass die harte Mischung hier eine konservative Entscheidung war. Und offensichtlich musste man härter pushen, um Hitze in die Reifen zu bekommen", kommentiert Isola.
"Interessant war für mich ein Kommentar von Max [Verstappen]: 'Wir konnten die Reifen pushen.' Der Punkt ist also, dass wir in Zukunft wahrscheinlich so arbeiten können, dass wir die Aufwärmphase ein wenig opfern, dafür aber die Reifen besser vor Überhitzung schützen, was die Fahrer auch nicht mögen."
"Wir müssen einen Kompromiss eingehen. Normalerweise hören wir keine negativen Kommentare über die Aufwärmphase, aber dann beschweren sich die Fahrer über Überhitzung. Heute war auf dem Hard das Gegenteil der Fall."
"Das Problem ist, dass es auf einer nicht so rauen Strecke schwierig ist, die Wärme in den Reifen zu halten, wenn man nicht viel Energie in die Reifen steckt und die Temperaturen kalt sind. Aber man kann von [Safety-Car-Fahrer Bernd] Mayländer nicht verlangen, schneller zu fahren."
"Das Aufwärmen war wegen des Asphalts und des Streckenlayouts etwas schwierig, aber dann konnte und musste man den Reifen pushen, um die Temperatur zu halten. Das müssen wir [bei der Weiterentwicklung] berücksichtigen."