Fahrer und Teamchefs mit Lob auf Las Vegas: "Wie Baku, nur noch besser!"
Der Premieren-Grand-Prix der Formel 1 auf dem Las Vegas Strip Circuit liegt hinter uns: Fahrer und Teamchefs überwiegend mit Lob, aber auch etwas Kritik
(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Las Vegas war höchstwahrscheinlich nicht nur das beste Rennen der Saison auf der Strecke, sondern hat auch mit den Showelementen und Aktivitäten neben der Strecke neue Maßstäbe gesetzt, wenn auch nach einem schwierigen Start am Donnerstag, als bereits nach zehn Minuten das erste Freie Training aufgrund des Gullydeckelvorfalls abgebrochen werden musste und das zweite Freie Training so weit nach hinten geschoben wurde, dass die Fans auf den Tribünen aus Sicherheitsgründen die Anlage verlassen mussten.
Das große Showelement rund um die Veranstaltung in Las Vegas hat jedoch schon im Vorfeld die Gemüter gespalten, deswegen stellt sich die Frage: Wie gut war das Formel-1-Wochenende in Las Vegas nun wirklich und konnte es den Erwartungen gerecht werden?
"Ja, absolut", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Ich meine, es war ein tolles Rennen, aufregend. Man hat lange Geraden, große Bremszonen und keinen Grip. Es ist also schwierig für die Fahrer, aber ich fand, es war ein großartiger Grand Prix. Und die Geschwindigkeiten hier sind wahnsinnig."
"Ich denke, das Layout der Strecke ist wirklich gut gelungen. Und die Oberfläche ist auch super rutschig. Man hat die Fahrer heute wirklich arbeiten sehen. Ich hatte ein paar Mal die Augen zu, vor allem auf den kalten Reifen beim Neustart - da wurde es wirklich sehr unruhig."
"Und generell war es eine lehrreiche Erfahrung. Und ich denke, als Austragungsort für ein Rennen ist es fantastisch. Die Show, die die Formel 1 hier veranstaltet hat, war die Formel 1 heute von ihrer besten Seite", so der Red-Bull-Teamchef.
Charles Leclerc: "Ich habe es geliebt"
Sein Teamchefkollege Frederic Vasseur von Ferrari, der nach dem Totalschaden am Auto von Carlos Sainz am Donnerstagabend noch bedient war, stimmt Horner zu: "Ich denke, dass es in erster Linie ein großer Erfolg für die Formel 1 ist. Jeder war ein bisschen negativ eingestellt, und ich denke, die Show war mega, aber am Ende des Tages war auch das Rennen mega und es ist wahrscheinlich das beste Rennen der Saison gewesen. Das wird also einen neuen Standard setzen."
Was die Fahrer angeht, so war Max Verstappen am Medientag noch stark negativ eingestellt, doch während der Niederländer bereits über das Wochenende zahmer geworden ist und nach seinem Rennsieg über Funk "Viva Las Vegas" von Elvis Presley gesungen hat, sind die anderen Fahrer von der Premiere auf dem Las Vegas Strip Circuit angetan.
"Ich habe das Rennen geliebt", sagt Charles Leclerc. "Ich hatte nicht erwartet, dass ich im Rennen so viel Spaß haben würde, denn im FT2 war ich, glaube ich, hinter George [Russell] und ich hatte wirklich Mühe, ihn zu überholen. Dann haben wir den Abtrieb reduziert, und heute war es viel besser. Ich hatte viel mehr Spaß. Es war ein wirklich aufregendes Rennen ich werde mir das Rennen also auf jeden Fall noch einmal ansehen."
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Als Sergio Perez gefragt wird, ob das Event ein Erfolg war, meint der Mexikaner: "Ich glaube schon, denn es war gut für den Rennsport. Es war nicht einfach, sich von den Hintermännern abzusetzen, und es ist ein bisschen wie in Baku: Wenn man das führende Auto ist, wird das Leben da draußen ein bisschen schwieriger. Ich denke also, es hat sich gelohnt."
Hamilton: Las Vegas hat es den Kritikern gezeigt
Auch Lewis Hamilton stimmt zu: "Das Rennen war großartig. Es war eines der besten Rennen. Und so viele Leute, alle Medien, alle waren so negativ über dieses Rennen und über die Show und all das, ich dachte mir einfach: 'Lasst es doch einfach und dann schauen wir, wie es läuft.' Und es war ein tolles Rennen! Das ist wie Baku, nur besser."
"Ich weiß nicht viel über die Show, also das habe ich nicht gesehen. Aber ich denke, Vegas hat ein großartiges Ereignis auf die Beine gestellt. Und nächstes Jahr wird es noch besser werden. Jetzt haben wir es einmal durchgemacht. Wir werden eine Menge lernen und ich bin Vegas wirklich dankbar, dass sie uns eingeladen haben."
"Es gab viel Negatives über drei Grand Prix in den USA, und die Leute sprachen darüber, alte klassische Rennen aus Europa zurückzubringen, aber das hier hat ein besseres Rennen geboten als die meisten Strecken, auf denen wir fahren. Ich kann es kaum erwarten, wiederzukommen und im nächsten Jahr hoffentlich ein besseres Rennen zu veranstalten", lobt Hamilton die Veranstaltung.
George Russell: "Surreal, hier gewesen zu sein"
"Es war ziemlich surreal, hier zu sein und alles zu sehen, was hier passiert", fügt sein Mercedes-Teamkollege George Russell hinzu. "Die Strecke war tatsächlich viel besser zu fahren, als ich erwartet hatte. Auf dem Streckenplan sieht sie ziemlich einfach aus, aber sie hat tatsächlich eine Menge Charakter und ist wirklich anspruchsvoll zu fahren."
"Da die Strecke nur wenig Abtrieb hat, ist der Windschatten wirklich nicht so groß. Ich weiß nicht, wie viele Überholvorgänge es im Rennen gab, aber es war nicht einfach, zu überholen."
Kritik am Zeitplan und der Strecke
Allerdings gab es auch ein paar kritische Stimmen seitens der Fahrer, da vor allem der geringe Grip und die kalten Temperaturen in der Nacht einige Probleme verursacht haben. "Bei diesen Temperaturen war es ziemlich ungewiss", sagt Alpine-Pilot Pierre Gasly. "Wenn wir also in den nächsten Jahren ein wenig Sonnenlicht zu sehen bekommen, wäre das keine schlechte Sache."
Denn nicht nur in Sachen Grip hat der ausgefallene Zeitplan seine Opfer gebracht, denn auch die Teammitglieder hatten keine leichte Woche mit nur wenig Schlaf, vor allem nach den Verzögerungen des zweiten Freien Trainings am Donnerstag. Als Doubleheader mit Abu Dhabi steht den Teams nun ebenfalls eine weitere große Reise bevor, wobei die Zeitzone mit zwölf Stunden Unterschied auch nochmal auf den Kopf gestellt wird.
Und auch die Strecke hat nicht jedermann gefallen: "Zum Fahren steht es nicht auf meiner Favoritenliste!", so McLarens Oscar Piastri. "Aber im Rennen ist sie, ehrlich gesagt, ziemlich gut. Ich glaube, die DRS-Zone hin zur letzten Schikane hatte eine gute Länge, sodass man in dieser Kurve nicht so einfach überholen konnte."
"Natürlich waren viele Leute auf unterschiedlichen Reifen unterwegs, viele hatten mit Graining zu kämpfen, manche nicht, und so entstand ein natürlicher Geschwindigkeitsunterschied zwischen vielen Autos. Um ehrlich zu sein, ist das auf jeder Rennstrecke der Fall und vor dem Rennen dachten wir, dass es ziemlich schwierig werden würde, zu überholen. Das war eine angenehme Überraschung und hoffentlich auch unterhaltsam."
Carlos Sainz hadert mit Regelwerk
Der unglücklichste Mann von Las Vegas wird neben den Zuschauern, die nur Karten für den Trainingsdonnerstag gehabt haben, wohl Carlos Sainz gewesen sein. Erst der Totalschaden im Training, der zu einer Gridstrafe von zehn Plätzen führte, dann beim Start auf dem Öl ausgerutscht, was ein alter Mercedes bei der Fahrerparade verschüttet hat, womit er in Lewis Hamilton reingefahren ist und sich gedreht hat und später im Rennen noch durch Überhitzungsprobleme ausgebremst.
"Ich habe eine Menge Öl von den Autos gesehen, die wir für die Fahrerparade benutzt haben", sagt Sainz auf den Vorfall in Runde ein angesprochen. "Das ist eine weitere Sache [neben der Gridstrafe], die sich die FIA ansehen sollte, denn es ist nicht fair, dass das ganze Öl auf der Innenbahn war, abgesehen davon, dass die Strecke bereits schmutzig war, haben wir Autos eingesetzt, die Öl auf die Strecke verloren haben, eine Stunde vor dem Rennen."
"Wir bedauern natürlich, dass wir nicht um den Sieg mitkämpfen konnten, denn an diesem Wochenende sah es so aus, als wäre das Auto zumindest in der Lage, auf das Podium zu fahren, und es wäre ein tolles Rennen geworden", hadert der Spanier.
"Wäre schön, wenn Las Vegas Teil des Kalenders bleibt"
Aston-Martin-Teamchef Mike Krack nimmt die Veranstalter für einige Pannen am Wochenende jedoch in Schutz: "Ich meine, wir hatten die unglückliche Situation am Freitag, wo die Reaktionen meiner Meinung nach etwas zu extrem ausfielen. Denn diese Dinge können passieren. Solche Dinge sind auch an anderen Orten passiert."
"Ich denke, alles in allem war es, wenn wir zurückblicken, eine großartige Veranstaltung. Es war anders. Und wir wussten, als wir hierher kamen, dass es anders werden würde. Wir wissen, dass Rennen in den USA ein bisschen anders sind als in Europa. Aber ich denke, wir müssen offen sein und lernen, wie die Veranstaltungen in den USA ablaufen."
"Und ich denke, wir haben hier viel gelernt. Ich denke, der Promoter hat viel gelernt, und was die Strecke angeht, werden wir vielleicht ein oder zwei Schritte für das nächste Jahr unternehmen. Alles in allem denke ich, dass es gut war. Es war sehr aufregend. Und es wäre schön, wenn dies Teil des Kalenders wird."