Tolles Spektakel in Las Vegas: Verstappen fightet Leclerc nieder!
Trotz Fünfsekundenstrafe und Kollision mit Russell gewinnt Max Verstappen den Grand Prix von Las Vegas 2023 - Charles Leclerc ringt Sergio Perez nieder
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat den Premieren-Grand-Prix von Las Vegas nach einem ebenso turbulenten wie unterhaltsamen Rennverlauf gewonnen. Der Red-Bull-Pilot sicherte sich den Sieg trotz einer Fünfsekundenstrafe vor Polesetter Charles Leclerc (Ferrari) und seinem Teamkollegen Sergio Perez (Red Bull).
Mit dem Ergebnis von Las Vegas steht auch fest, dass Perez die Formel-1-WM 2023 als Zweiter beenden wird. Für Red Bull eine Premiere: Noch nie hatte das Team in der Fahrerwertung die ersten beiden Plätze belegt.
Lando Norris (McLaren) wurde während des Rennens nach einem schweren Unfall in die Universitätsklinik von Las Vegas gebracht. Und das, obwohl er zunächst Entwarnung gegeben hatte und selbst aus dem Wrack ausgestiegen war.
Es war die einzige Schrecksekunde in einem actionreichen Rennen, in dem Esteban Ocon (Alpine) vor Lance Stroll (Aston Martin), Carlos Sainz (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) Vierter wurde.
Eigentlich fuhr George Russell (Mercedes) als Vierter über die Ziellinie. Ihm wurden aber nach der Zieldurchfahrt fünf Sekunden wegen einer Kollision mit Verstappen aufaddiert, sodass er auf Platz 8 zurückfiel.
Neunter wurde Fernando Alonso (Aston Martin), Zehnter Oscar Piastri (McLaren).
Nico Hülkenberg lag bis wenige Runden vor Schluss hinter seinem Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen an 15. Position, ehe er das Auto abstellen und aufgeben musste.
Insgesamt sahen 18 von 20 gestarteten Autos die Zielflagge.
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Hätte Verstappen die Position zurückgeben müssen?
Verstappen hatte den besten Start und setzte sich in der ersten Kurve neben Leclerc. Dabei wurde der Red Bull nach außen getragen, Leclerc abgedrängt - und es kam zum Führungswechsel. Leclerc war darüber naturgemäß nicht happy: "Das muss jetzt behandelt werden!", forderte er am Boxenfunk ein.
Tatsache ist: Verstappen war mit allen vier Rädern neben der Strecke und drängte Leclerc eindeutig ab. Leclerc fluchte: "Es ist ein Witz, wenn er die Position behalten darf. Er war am Scheitelpunkt nicht vorn und hat mich abgedrängt. Er muss die Position zurückgeben."
Red Bull erkundigte sich bei den Rennkommissaren, wies Verstappen aber an, Leclerc nicht durchzulassen: "Max, ich glaube, dass du vorn warst, als du neben die Strecke gefahren bist."
Eine Einschätzung, die die Rennkommissare nicht teilten. Sie sprachen eine Fünfsekundenstrafe aus, abzusitzen beim ersten Boxenstopp.
Verstappen hatte zu dem Zeitpunkt schon mehr als zwei Sekunden Vorsprung. Sky-Experte Martin Brundle sagt daher: "Irgendwie finde ich, dass er die Position zurückgeben hätte sollen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Strafe hart genug ist. Denn jetzt hat er die Führung und kann vorn das Tempo kontrollieren. Es ist nur eine halbe Strafe."
Verstappen sieht's pragmatisch: "Wir haben beide spät gebremst. Und dann ging mir einfach der Grip aus und wir fuhren geradeaus. Dafür habe ich eine Strafe bekommen." Und zwar eine, "über die ich mich nicht aufregen würde", wie Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit Sky sagt.
Leclerc unterstellt Verstappen dabei keine Absicht: "Er hatte innen keinen Grip und hat mich nach außen gedrängt."
Was zu dem Zeitpunkt kaum jemand erwartet hätte: Bei Verstappen bauten die Reifen schnell ab, sodass es in Runde 16 zum Führungswechsel kam. Jetzt lag Leclerc auch auf der Strecke wieder auf Platz 1.
Wie reagierte Verstappen danach?
Red Bull holte Verstappen unmittelbar nach dem Führungswechsel zum Reifenwechsel und Absitzen der Strafe an die Box. Er fiel dadurch zunächst auf den elften Platz zurück und verlor eine Position gegen Russell.
In Runde 25 legte sich Verstappen den Mercedes zurecht und stach in einer Linkskurve innen daneben. Dabei kam es zur Berührung, Verstappens Frontflügelendplatte zersplitterte. "Der hat in mich reingelenkt", regte er sich auf, gewann aber erstmal die Position.
Die Rennkommissare belegten Russell später mit einer Fünfsekundenstrafe für die Aktion. Verstappen, verständnisvoll: "Ich glaube, er hat mich einfach nicht gesehen."
Hatte die Kollision Konsequenzen?
Wegen der Splitterteile auf der Strecke musste erneut das Safety-Car aktiviert werden. Ein Geschenk für Perez und Stroll, die zu dem Zeitpunkt noch nicht an der Box waren und auf den Positionen 1 und 2 lagen.
Leclerc nutzte die Gelegenheit für einen kostengünstigen zweiten Boxenstopp nicht und ging damit zunächst in Führung, hatte jetzt aber die älteren Reifen als seine direkten Verfolger Perez, Gasly und Piastri, und die um fünf Runden älteren Reifen als Verstappen.
Doch während Verstappen mit seinem lädierten Frontflügel ein paar Runden brauchte, um wieder auf Tempo zu kommen, ging Perez in Runde 32 an Leclerc vorbei in Führung.
Wenig später zog Verstappen das Tempo an und schnappte sich zunächst Piastri, nur um zu Perez und Leclerc aufzuschließen. Es sollte sich jetzt, sehr zur Freude der aufgeregten Fans, ein Dreikampf um den Sieg entwickeln.
In Runde 35 reichte ein unaufmerksamer Moment von Perez, um Leclerc die Führung zurückzugeben. Mit ein Grund: der bessere Topspeed des Ferrari. Eine Runde später war auch Verstappen am Mexikaner vorbei.
"Ich habe Charles überholt, konnte aber nicht wegziehen", erklärt Perez. "Ich hatte einfach zu viel Flügel drauf. Es hatte auch ein paar Windstöße, und ich habe mich ein paar Mal verbremst. Zum Glück konnte ich es auf der Strecke halten."
Es dauerte bis Runde 37 von 50, dann war der jetzt groß auffahrende Verstappen wieder in Führung. Leclerc versuchte sich zwar zu wehren, hatte dem Red Bull beim Überholmanöver aber letztendlich nichts entgegenzusetzen.
Ein Verbremser in Runde 43 kostete Leclerc auch den zweiten Platz, den er in der allerletzten Runde doch noch zurückerobern konnte. Perez gibt zu: "Ich hätte da nicht mit Charles gerechnet. Er lag 0,7 hinter mir, aber in einer Bremszone war er auf einmal da. Hat er gut gemacht."
Formel-1-Experte Brundle findet: "Ich finde, Leclerc ist heute ein herausragendes Rennen gefahren. Er ist mein Fahrer des Tages."
Leclerc bedauert: "Ich hätte heute gern gewonnen."
Wie kam es zu Norris' Crash?
Der McLaren-Pilot fuhr gerade hinter seinem Teamkollegen Norris, als er ohne Fremdeinwirkung die Kontrolle über sein Auto verlor und ausgangs Kurve 11 in die Leitplanken krachte. Norris schlitterte dann in den Notausgang bei Kurve 12. Funken sprühten, und für einen kurzen Moment hielten die Zuschauer den Atem an.
Norris gab gleich Entwarnung ("Ich bin okay"), wurde dann aber zu einer präventiven Untersuchung zunächst ins Medical Center an der Strecke und anschließend in die Universitätsklinik von Las Vegas gebracht.
Was waren die weiteren Highlights?
Zum Beispiel die Aufholjagd von Russell, der in der letzten Runde noch an Ocon vorbeiging und zumindest auf der Strecke den vierten Platz belegte.
Durch Russells Strafe rückte Ocon auf Platz 4 auf, der sich zuvor im Rennen mit seinem Teamkollegen Pierre Gasly ein hartes, aber faires Rad-an-Rad-Duell geliefert hatte.
Auch Sainz, der in die Turbulenzen in der ersten Runde verwickelt wurde, profitierte durch einen frühen Boxenstopp unter VSC-Bedingungen und konnte so noch auf Platz 6 nach vorn fahren.
Hamilton war ein weiterer Fahrer, der am Start nur mit einem blauen Auge davonkam. Später hatte er auch noch Glück, als eine Berührung mit Piastri glimpflich ausging und die Rennkommissare keine Sanktionen dafür aussprachen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff ärgert sich: "Die Pace war absolut gut für ein Podium, aber so ist es nun mal. Dann kommst du mit P7/8 nach Hause, und das ist wirklich kein gutes Ergebnis."
Formel-1-Kalender 2023: Wie geht's nach Las Vegas weiter?
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