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Max Verstappen unterstützt Carlos Sainz: "Die Regeln müssen sich ändern"
Carlos Sainz ist enttäuscht von der Formel 1 und ihren Regelhütern, glaubt aber auch vom zwölften Startplatz aus an ein gutes Rennen in Las Vegas
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz hadert immer noch damit, dass er für die Schäden an seinem Auto (unter anderem Batteriewechsel) in der Startaufstellung in Las Vegas um zehn Positionen nach hinten muss. Der Ferrari-Pilot war im ersten Freien Training das Opfer eines losen Kanaldeckels geworden und wurde für etwas bestraft, für das weder er noch sein Team etwas konnten.
© Motorsport Images
Carlos Sainz sicherte sich im Qualifying in Las Vegas den zweiten Platz Zoom Download
Die FIA-Kommissare erklärten in ihrer Urteilsbegründung sinngemäß, dass sie gern keine Strafe ausgesprochen hätten, ihre Hände aber durch das Reglement gebunden seien. Hätten alle Teams einer Gnadenlösung zugestimmt, wäre diese vielleicht möglich gewesen. Dem Vernehmen nach soll aber mindestens ein Team - manche sprechen von Mercedes - dagegen sein Veto eingelegt haben.
Das ist prinzipiell verständlich, schließlich kämpfen Mercedes und Ferrari um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM, der mehrere Millionen Euro mehr Preisgeld bedeutet als Platz 3. Doch Sainz fehlt das Verständnis für diese Verbohrtheit: "Ich bin ehrlich enttäuscht. Sauer ist das richtige Wort dafür. Ich bin echt schlecht drauf zu sprechen und hätte mir mehr von unserem Sport erwartet."
Ein Journalist will wissen, ob es nicht "verrückt" sei, ihn für etwas zu bestrafen, was letztendlich, so formuliert es zumindest der Fragesteller, Fehler der FIA gewesen sei. Sainz antwortet: "Wenn man es so formuliert, sagt das doch alles aus, oder?"
"Es gab eindeutig ein Sicherheitsproblem mit der Strecke. Dieses Sicherheitsproblem hat mein Auto zerstört, meine Mechaniker mussten fünf Stunden investieren, um das Auto komplett neu aufzubauen. Und darüber hinaus kriegen wir dann auch noch eine Gridstrafe um zehn Positionen - für etwas, was wir nicht verbrochen haben", ärgert er sich.
"Ich bin wirklich enttäuscht, aber andererseits nicht überrascht. Eigentlich hat unser Sport dieses Jahr schon ein paar Mal bewiesen, dass es auch besser geht. Und es überrascht mich, dass der Verband nicht die Macht hat, in Fällen höherer Gewalt auch mal ein anderes Urteil zu sprechen, wenn die Sachlage so eindeutig ist."
Verstappen stellt sich hinter Sainz
Ärger, den Max Verstappen, im Qualifying in Las Vegas hinter Sainz auf Platz 3, verstehen kann: "Die Regeln müssen sich ändern. Es ist das Gleiche, wenn dich ein anderer abschießt und du einen schweren Unfall hast: Da musst du manchmal auch Motorenteile oder die Batterie wechseln. Ich finde, das könnte man auch so regeln, dass man dann gratis wechseln darf."
Auch ärgert ihn das angebliche Mercedes-Veto: "Es kann nicht sein, dass die Teams bei sowas mitreden. Die sind natürlich dagegen. Ich persönlich finde, dass das ziemlich hart gegenüber Carlos ist. Aber in dem politischen Umfeld, in dem wir uns befinden, denkt jeder nur an sich selbst. Und die sagen dann natürlich: 'Nein, er muss die Strafe kriegen.'"
Das ganze Wochenende knapp hinter Leclerc
Zumindest sportlich lief es für Sainz erfreulich. Zwar beendete er Q3 0,044 Sekunden hinter Charles Leclerc. "Ich muss zugeben, dass Charles mir in Sachen Vertrauen an diesem Wochenende immer ein bisschen voraus war", sagt er.
Aber: "In Q3 habe ich, finde ich, einen guten Schritt gemacht. Wir haben als Team vielleicht nicht ganz die Performance rausgeholt, die aus dem Auto rauszuholen war. Wenn ich all meine Kurven zusammengekriegt hätte, hätte ich auch eine 32.5 fahren können." Was gereicht hätte, um das Qualifying zu gewinnen.
Nur: Leclerc erwischte in Q3 auch keine optimale Runde und war auf dem Stadtkurs unterm Strich der etwas schnellere Ferrari-Fahrer. Gerade im Rennen hätte Sainz aber seine Stärken ausspielen und womöglich - wie zuletzt beim Nacht-Grand-Prix in den Straßen von Singapur - um den Sieg mitkämpfen können. Das wird jetzt, von Platz 12 aus, schwierig.
"Ich werde nicht lügen: Ich bin immer noch ziemlich schlecht gelaunt. Ich versuche, mir das zu verkneifen. Aber es ist so. Die Pace war eindeutig da. Ich würde liebend gern mit Charles und Max um den Sieg kämpfen, muss jetzt aber von hinten ein Comeback-Rennen fahren. Da nach vorn zu kommen und es mit den beiden aufzunehmen, wird schwierig."
Sainz: Starke Ferrari-Pace nicht überraschend
Andererseits: "Wir sollten uns nicht beschweren. Wir sind immerhin Erster und Zweiter im Qualifying", sagt Sainz. Dass Ferrari in Las Vegas konkurrenzfähig sein könnte, hatte er schon vor Beginn des Wochenendes auf dem Schirm, "als ich mir das Layout der Strecke angeschaut habe".
Der Spanier erklärt: "Abgesehen von den Kurven 1 und 2 ist alles eine Mischung aus Monza und Singapur, was bisher in dieser Saison unsere stärksten Strecken waren. Da standen wir auf Pole und haben gewonnen. Darum dachte ich mir schon, dass wir eine Chance auf die Pole haben könnten. Nur die Rennpace ist für uns halt immer ein Fragezeichen."
Ebenso wie das Überholen. Auf dem Papier bietet Las Vegas mit seinen langen Geraden zwar genug Möglichkeiten. Aber das DRS ist auf Low-Downforce-Strecken, auf denen die Flügel ohnehin schon flach stehen, viel weniger mächtig als auf kurvenreichen Kursen, wo der Speedgewinn durch das Einklappen größer ausfällt.
Und: "Wegen der Mauern ist es sehr schwierig, anderen Leuten zu folgen. Beim Bremsen fehlt dir das Vertrauen, wenn du jemanden vor dir hast, und du kannst auch die Markierungen der Bremspunkte nicht so gut erkennen. Ich rechne schon damit, nach vorn zu kommen. Aber wie schnell und wie weit? Das weiß ich nicht."