"Nicht akzeptabel": Ferrari-Teamchef Vasseur übt Kritik an Las Vegas
Was Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur zum Schachtdeckel-Unfall von Carlos Sainz beim Formel-1-Training in Las Vegas zu sagen hat und Wie viel kaputt ist
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur reagierte wütend, als er in der FIA-Pressekonferenz beim Formel-1-Grand-Prix von Las Vegas 2023 auf den Zwischenfall von Carlos Sainz im ersten Freien Training angesprochen wurde. Konkret: Als Moderator Tom Clarkson nach einer kurzen Eingangsfrage zum Vorfall sofort das Thema wechseln wollte.
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Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur in der Pressekonferenz von Las Vegas 2023 Zoom Download
Vasseur hatte seine erste Antwort gerade mit der Formulierung "das ist einfach nicht akzeptabel" beschlossen, da wollte Clarkson auf das "größere Ganze" zu sprechen kommen. Er kam aber nicht dazu, weil es aus Vasseur herausplatzte: "Das ist gut! Ich brauche kein größeres Ganzes!"
Clarkson versuchte umgehend zu beschwichtigen: "Okay. Aber Fred, ich wollte dich nach diesem Event fragen, was die Veranstaltung für Ferrari bedeutet. Wenn wir über den Las-Vegas-Grand-Prix sprechen könnten, wie groß die Sache ist, was Ferrari hier macht ..."
Doch auch davon wollte Vasseur nichts hören. Er wetterte: "Leute, ich bin mir nicht sicher, ob das heute ein Thema für mich ist. Wir hatten ein echt hartes erstes Freies Training."
Der Unfall von Sainz koste Ferrari "ein Vermögen", denn "wir müssen das Chassis [und] das halbe Auto austauschen, oder eher zwei Drittel davon". Der Zwischenfall habe nämlich sowohl das Monocoque als auch den Motor und die Batterie beschädigt. "Und ich denke, das ist einfach nicht akzeptabel", sagt Vasseur.
Vasseur wirbt um Verständnis für seinen Ärger
Der Ferrari-Teamchef wirbt um Verständnis für seine Haltung: "Natürlich bin ich frustriert und auch erschrocken. Denn Carlos hat bei 320 km/h ein Metallteil getroffen. Es hätte viel schlimmer ausgehen können."
Und für Sainz wird der Zwischenfall so oder so ein Nachspiel haben: "Die Sache hat ihm das [erste] Training zerstört und er kann sicher nicht am zweiten Training teilnehmen."
Dergleichen stehe für ihn persönlich gerade im Vordergrund, betont Vasseur. Er sei deshalb "natürlich ein bisschen aufgebracht" und "noch etwas geschockt" und daher "lieber leise", was mögliche Konsequenzen des Zwischenfalls anbelangt.
"Ich will hier und jetzt keine Schlussfolgerungen ziehen", sagt Vasseur. "Es ist schwierig. Aber es ist, wie es ist. Und wir werden noch genug Zeit haben, darüber zu diskutieren und zu versuchen, das System zu verbessern."
Vasseur beweist Galgenhumor
Ob es denn etwas gäbe, was ihm helfen könnte, sich besser zu fühlen, wird der Ferrari-Teamchef dann gefragt. Er lacht und antwortet: "Eine Spende!"
Dann fügt er ernst hinzu: "Nein, nichts. Es ist eine Sportveranstaltung und wir wissen, dass sowas passieren kann. Es war ein schlechtes erstes Training. Jetzt müssen wir uns für den Rest der Veranstaltung berappeln. Wir müssen Lösungen finden."
"Bei einer solchen Veranstaltung mit einer neuen Strecke ist Streckenzeit absolut entscheidend. Wenn Carlos das zweite Training verpasst, schadet uns das sportlich betrachtet. Man darf aber nicht vergessen: Es hätte viel Schlimmer ausgehen können."
Zwischendurch schaltet sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff in die Diskussion mit ein und will Vasseur besänftigen. Doch Vasseur will davon nichts wissen: "Komm, Toto, wenn du an meiner Stelle wärst, dann wärst auch du verärgert."
Clarkson probiert noch einen Themenwechsel
Dann probiert es Moderator Clarkson erneut: "Fred, es ist die letzte Chance [in diesem Jahr], dass wir mit dir in der Pressekonferenz sprechen können. Lass uns also ..."
Vasseur: "Immerhin! Das sind doch mal gute Neuigkeiten."
Clarkson: "Lass uns 2023 als Gesamtes betrachten. Dein erstes Jahr als Ferrari-Teamchef."
Wolff (an Clarkson): "Du reitest dich immer noch weiter rein, das kann ich dir sagen. Ich kenne [Vasseur] seit 20 Jahren."
Vasseur: "Kann ich jetzt gehen?"
Clarkson: "Können wir ..."
Vasseur: "Nein. Frag Toto, frag ihn irgendwas."
Falsche Prioritäten für die Formel 1 in Las Vegas?
Dann antwortet Vasseur aber doch noch auf Fragen, zum Beispiel darauf, ob die Formel 1 ihre Prioritäten in Las Vegas falsch gesetzt habe, zu viel Wert auf Show lege und zu wenig auf das sportliche Geschehen.
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Dazu sagt Vasseur: "Das darf man nicht vermischen. Die Show ist mega und ich bin sehr zufrieden damit, was Liberty Media rund um das Rennen gemacht hat. Das ist ein gewaltiger Fortschritt für die Formel 1."
"Die Show und das Sportliche müssen wir aber voneinander trennen. Die Fahrerpräsentation gestern war etwas, das ich so noch nie zuvor gesehen hatte. Das war mega für die Formel 1. Das bedeutet aber nicht, dass auf sportlicher Seite nicht alles getan wurde. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ich will das nicht vermischen."
"Es stimmt einfach nicht, dass man Abstriche beim Sport gemacht hat zugunsten der Show. Man kann beides machen."
Außerdem habe es früher schon solche Zwischenfälle gegeben, "vor Jahren mal in Monaco", sagt Vasseur. "Ich weiß auch noch, was 2019 in Baku war. Ich kann mich an einige Situationen dieser Art erinnern."
"Aber nochmal: Ich war schon vor dem Training davon überzeugt, dass Las Vegas eine große Sache ist für die Formel 1. Davon bin ich immer noch überzeugt. In diese Richtung muss es weitergehen. Wir müssen uns aber auch um das Sportliche kümmern. Das ist eine andere Sache."