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Nach verpatztem Auftakt: Formel-1-Teamchefs nehmen Las Vegas in Schutz
Was die Teamchefs der Formel 1 über den Grand Prix von Las Vegas denken und warum sie dem Vorfall im ersten Training nicht viel Bedeutung bemessen
(Motorsport-Total.com) - Ein loser Schachtdeckel reißt Carlos Sainz beim Auftakt in Las Vegas den Ferrari auseinander und ein Großteil des ersten Freien Trainings muss ausfallen. Die Teamchefs der Formel 1 aber üben deshalb keine Kritik am Veranstalter, sondern sprechen Liberty Media - das in Las Vegas auch als Promoter auftritt - im Gegenteil sogar noch Komplimente aus.
© Motorsport Images
Frederic Vasseur (Ferrari) und Zak Brown (McLaren) in der Formel-1-Pressekonferenz in Las Vegas 2023 Zoom Download
Für Toto Wolff von Mercedes nämlich ist das Rennen in der Spielerstadt eine "große Sache", wie er in der Pressekonferenz betont. "Ich muss sagen: Liberty Media hat hier phänomenale Arbeit geleistet, wenn man bedenkt, dass die Sache einen Vorlauf von zwei Jahren hatte. Und noch vor einem Jahr war das hier eine Baustelle." Vor einem solchen Projekt "muss man den Hut ziehen", meint Wolff.
Der Mercedes-Teamchef geht sogar noch einen Schritt weiter: Noch ehe in Las Vegas überhaupt wirklich gefahren wurde, sagte er zwischen dem ersten und dem (verzögerten) zweiten Freien Training: "Las Vegas wird zu einem Fixpunkt [im Kalender] werden, zu einem wichtigen Fixpunkt für die Formel 1."
Las Vegas hat Strahlkraft über das Rennwochenende hinaus
So sieht es auch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur, obwohl ihn der Zwischenfall um Sainz zunächst wütend gemacht hatte. Denn ein solcher Vorfall sei "nicht akzeptabel", sagte Vasseur.
Kurz darauf aber schlug er versöhnlichere Töne an. Er sei nämlich "trotzdem davon überzeugt, dass diese Veranstaltung mega ist für die Formel 1. Und davon war ich schon vor dem ersten Training überzeugt und ich bin es noch immer."
Die Formel 1 müsse "in dieser Richtung weitermachen", meint Vasseur und spielt damit auf den "Showfaktor" an, der sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung in Las Vegas zieht.
"Ich weiß noch: Als die Leute in Zandvoort damit angefangen haben, auf den Tribünen Musik zu spielen, da musste jeder [andere Veranstalter] nachziehen. Wahrscheinlich machen nach Las Vegas alle einen Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht sind [die Veranstalter] danach nicht alle auf dem gleichen Standard, aber wir bewegen uns in Sachen Show und Unterhaltung eben in diese Richtung."
Hat Liberty Media in Las Vegas das Sportliche vernachlässigt?
Was die Frage aufwirft, ob Liberty Media in der Vorbereitung von Las Vegas vielleicht zu viel Wert auf die Show gelegt und dabei die Rennstrecke vernachlässigt haben könnte. Darauf sagt McLaren-Boss Zak Brown in der Pressekonferenz: "Es wäre unfair und vorschnell, zu behaupten, dass man hier 'Abkürzungen' genommen hat."
Lose Schachtdeckel und als Folge dessen (schwere) Unfälle habe es in der Vergangenheit schon wiederholt gegeben, "in Baku zum Beispiel, oder vor vielen, vielen Jahren bei einem Sportwagen-Rennen in Montreal", meint Brown. "Es ist ein unglücklicher Vorfall. Und ich glaube nicht, dass es auf zu wenig Einsatz oder Schlamperei zurückzuführen ist. Man hat an nichts gespart. Es hat halt einfach nicht gepasst."
Entscheidend sei, wie man als Veranstalter darauf reagiere, so Brown weiter. "Immer, wenn es zu einem Zwischenfall kommt, muss man zunächst nach einer Lösung suchen. Im zweiten Schritt schaut man sich dann an, wie es dazu kommen konnte. War es ein Problem mit der Strecke oder mit dem Auto oder mit was auch immer?"
Selbst in Monaco gab es solche Zwischenfälle schon
Williams-Teamchef James Vowles schließt sich dieser Argumentation an und verweist auf Monaco als einen Präzedenzfall und damit "auf eine Strecke, die wir schon viele Jahre lang befahren".
"Der Punkt ist: Unsere Autos saugen sich regelrecht am Boden fest. Man hat wohl einfach nicht mit so großen Kräften gerechnet. Ich bin zuversichtlich, wir kriegen das geregelt."
"Und ich glaube ebenfalls nicht, dass man hier etwas hat schleifen lassen. Es besteht nämlich die Absicht, hier eine unglaubliche Show zu liefern. Das ist gelungen. Jetzt geht es darum, alle Details richtig hinzukriegen und dafür zu sorgen, dass wir solche Dinge bei neuen Veranstaltungen auf Anhieb korrekt umsetzen."
Müssen vorab Testfahrten durchgeführt werden?
Probefahrten vorab könnten helfen, mögliche Schwachstellen an einer Rennstrecke festzustellen, bevor alle Augen auf den neuen Austragungsort gerichtet sind. Doch "das dürfte ziemlich schwierig werden bei einem Stadtkurs", sagt Brown. "Da muss man sich schon auf die Simulation verlassen, auf deine Erfahrung und die diversen Inspektionen, die vorab erfolgen."
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Vielleicht wäre die Formel 1 auch gut beraten, zuerst Rahmenserien auf die Strecke zu schicken. Doch bei der Premiere auf dem Las Vegas Strip Circuit gibt es keine weiteren Meisterschaften, die ebenfalls am Fahrbetrieb teilnehmen könnten: Die Formel 1 bestreitet ein Soloprogramm.
"Wenn man aber bedenkt, dass der erste Rennstart erst am Samstag oder am Sonntag erfolgt, dann könnte es sinnvoll sein, Rahmenserien zu haben. Auch wenn ich die nicht als [Versuchskaninchen missbrauchen] will", so Ferrari-Teamchef Vasseur. Nachsatz: "Testfahrten vorab sind wohl eher unmöglich auf einem Stadtkurs."
Überraschungen sind nie ausgeschlossen
Vor Überraschungen aber sei man selbst dann nicht gefeit, meint Wolff: "Wir kennen das Problem mit Straßenschächten schon. Das passiert auf neuen Strecken, auch wenn der Vorfall hier etwas aus der Reihe fällt, weil der Zement gebrochen ist. Aber das wird sich lösen lassen und dann wird man nachbessern."
"Und wie Fred sagt: Die Sportwarte müssen die Strecke kennenlernen und wir müssen sehen, wo Autos ausrollen, wie schnell Fahrzeuge von der Strecke geräumt werden können. All das wird ein paar Jahre brauchen, bis es wirklich synchronisiert ist. Aber das sind die normalen Kinderkrankheiten."
Las Vegas werde diese Hürden nehmen, sagt Brown. "Ich bin da sehr zuversichtlich: Am Renntag werden wir eine gute Show bieten."
"Danach dürfen wir uns dann fragen, was passiert ist, und wie wir sicherstellen, dass es nicht erneut passiert. Fehler kommen vor. Man darf nämlich auf keinen Fall den gleichen Fehler zweimal machen."