FIA muss 140 Kanaldeckel überprüfen: Zweites Training startet verspätet
Das erste Training in Las Vegas musste abgebrochen werden, weil die Betonumrandung eines Gullydeckels kaputtging - Wie geht es jetzt weiter?
(Motorsport-Total.com) - Kann das zweite Training zum Formel-1-Rennen in Las Vegas stattfinden? Das ist die große Frage, nachdem das erste Training aufgrund eines losen Gullydeckels nach nicht einmal zehn Minuten abgebrochen werden musste. Die FIA wird nun jeden der 140 Gullydeckel rund um die neue Formel-1-Strecke untersuchen, bevor Grünes Licht gegeben werden kann.
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Nach dem Unfall von Carlos Sainz fährt in Las Vegas erst einmal nichts Zoom Download
Vorerst ist die zweite Session erst einmal verschoben. Laut Auskunft soll der Start erst rund zwei Stunden später als geplant (11 Uhr MEZ) erfolgen, die Session dafür um 90 Minuten verlängert werden.
Nach dem großen Hype um die neue Formel-1-Strecke begann die Veranstaltung mit einem unglücklichen Start. Zuerst überfuhr Carlos Sainz im Ferrari den Gullydeckel auf der Hauptgeraden, wodurch sein Auto stark beschädigt wurde und am Streckenrand zum Stehen kam.
"Wir haben ein komplett beschädigtes Monocoque, auch Motor und Batterie sind beschädigt", ärgert sich Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur. "Und ich denke, das ist einfach nicht akzeptabel."
Wenige Augenblicke später, nachdem die rote Flagge geschwenkt worden war, fuhr Esteban Ocon im Alpine über die gleiche Abdeckung und erlitt schwere Schäden an der Front seines Autos. Sein Team hat den Einsatz eines Ersatzchassis bereits bestätigt.
Alpine-Interims-Teamchef Bruno Famin erklärt gegenüber Sky, dass es möglich sei, später wieder auf die Strecke zu gehen - falls ein weiteres Training stattfinden sollte. "Es ist nicht völlig unmöglich. Es sollte nicht fertig sein, aber ich weiß es nicht", so Famin.
"Wenn das zweite Training etwas länger dauert, wenn es eineinhalb Stunden sind, was ich gehört habe, dann haben wir die Möglichkeit, vor dem Ende des Training wieder auf die Strecke zu gehen", sagt er.
Gibt es ein zweites Training?
Während die FIA versucht, die Situation und die Umstände, die zum Lösen des Kanaldeckels führten, besser zu verstehen, bleibt das Schicksal des zweiten Freien Trainings am Donnerstagabend ungewiss.
Sollten größere Arbeiten erforderlich sein, um die Sicherheit aller verbleibenden Kanaldeckel rund um die Strecke zu gewährleisten, könnte dies bedeuten, dass das zweite Training nicht wie geplant stattfinden kann. Vorerst ist das zweite Training verschoben.
Sollte die FIA jedoch schnell zu dem Schluss kommen, dass die Situation unter Kontrolle ist und das Wochenende fortgesetzt werden kann, wird die Session gestartet - und möglicherweise sogar verlängert, um die durch den Abbruch des ersten Trainings verlorene Zeit wieder aufzuholen.
In einem gemeinsamen Statement der Formel 1 und den Veranstaltern in Las Vegas heißt es: "Nach einer Inspektion durch die Formel 1 und die FIA ist ein einzelner Kanaldeckel auf der Strecke des Großen Preises von Las Vegas während des ersten Trainings ausgefallen."
"Die FIA, die Formel 1 und die Ingenieurteams der Rennstrecke vor Ort arbeiten aktiv an der Überprüfung und Behebung des Problems. Wir werden den Zeitplan so bald wie möglich aktualisieren."
Ungünstiger Start für Prestigeevent
Für die Formel 1 ist das natürlich ein denkbar ungünstiger Start in den Prestigeevent, der so hochgehypt wurde und auf den vieles ausgerichtet wurde.
"Es ist ein gewaltiger Event, auf den die Formel 1 viele Jahre hingearbeitet hat. Es wird wohl einer der Grands Prix mit den höchsten Einschaltquoten der Geschichte sein, aber wie wir begonnen haben, ist natürlich unglücklich", sagt McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. "Hoffentlich werden wir das in Kürze wieder behoben haben. Es tut mir schrecklich leid für Fred."
Auch Williams-Teamchef James Vowles sagt: "Was heute im ersten Training passiert ist, ist natürlich unglaublich enttäuschend. Es tut mir sehr leid für Ferrari und Alpine, die Schäden erlitten haben."
Bei Williams kennt man diese Situation, weil man in Baku 2019 Ähnliches erlebt hat: "Wir waren schon die Geschädigten, und das ist enorm schmerzhaft, sowohl finanziell als auch was den Verlust an Streckenzeit angeht", weiß Vowles. Doch er ist sicher: "Wir werden das in den Griff bekommen und die Show wird weitergehen."
Las Vegas wird in Schutz genommen
Das ist auch der Tenor, den man bei der Pressekonferenz der Teamchefs nach dem Zwischenfall bekommen konnte. Man haut nicht auf Las Vegas drauf, sondern versucht den Prestigeevent zu schützen und Verständnis zu zeigen.
"Das ist auch in Monaco schon passiert, wo schon viele Jahre lang Autorennen ausgetragen wurden", sagt Vowles. "Dieses Autos generieren eine Menge Sog, und es gab laut den Bildern keine fehlende Sorgfalt, sondern es waren einfach Kräfte, die sie nicht erwartet hatten. Ich bin zuversichtlich, dass es gelöst werden wird."
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Dem schließt sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff an: "Es ist eine brandneue Strecke. Es ist schade für die Leute hier, aber das kann passieren. Das sind normale Kinderkrankheiten", betont er.
"Wir müssen es in Ordnung bringen und dann schauen, warum das passiert ist", ergänzt Brown. Aussagen, dass man bei der ganzen Las-Vegas-Show die wichtigen Dinge vernachlässigt habe, kann er aber nicht nachvollziehen.
"Es wäre unfair zu sagen, dass man den Sport vernachlässigt hat. Das ist auch in Baku schon passiert", sagt er. "Es ist ein unglücklicher Zwischenfall, der aber nicht passiert ist, weil man etwas vernachlässigt hat. Es ist einfach etwas schiefgelaufen, und jetzt müssen wir schauen, dass wir das lösen."