Daniel Ricciardo ärgert sich: Sie haben uns kein echtes Rennen fahren lassen!
Daniel Ricciardo hat Glück, dass beim Startunfall in Brasilien nicht mehr passiert ist - In sportlicher Hinsicht ärgert sich der Australier allerdings über den Rennsonntag
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo zählte in sportlicher Hinsicht zu den Verlierern des Rennsonntags in Brasilien. Der Australier wurde unverschuldet in den großen Startunfall verwickelt und beendete den Grand Prix so nur als 13. mit einer Runde Rückstand und ohne Punkte.
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Oscar Piastri und Daniel Ricciardo fuhren mit einer Runde Rückstand ihr eigenes Rennen Zoom Download
Auf der anderen Seite ist Ricciardo aber vielleicht sogar ein Gewinner, denn auch er selbst weiß, dass der Unfall für ihn "noch schlimmer" hätte ausgehen können. Denn ein umherfliegender Reifenschlauch traf nur den Heckflügel des AlphaTauri - und nicht Ricciardo selbst.
Der Australier berichtet: "Ich sah einen ziemlich großen Unfall vor mir, also gab es eine Menge Trümmer. Ich hatte das Gefühl, dass ich durchkomme. Dann sah ich, wie ein Reifen von der Felge durch die Luft flog, und er kam immer näher."
"Ich erinnere mich, dass ich meinen Kopf eingezogen habe und nicht spürte, dass mich etwas traf", so Ricciardo, der im ersten Moment erleichtert gewesen sei. "Aber dann habe ich in die Spiegel geschaut und gesehen, dass der Heckflügel quasi weg war", berichtet er.
"Ich nehme also an, dass der Reifen den Flügel getroffen hat", so Ricciardo, dessen Einschätzung zutrifft. "Meine unmittelbare Erleichterung verwandelte sich in Enttäuschung, weil mir klar wurde, dass das Rennen zu Ende sein könnte", verrät er.
Das sei "frustrierend" gewesen. "Wenn man im Rennmodus ist, denkt man nicht einmal darüber nach. Aber jetzt, im Nachhinein, bin ich natürlich dankbar, dass wir alle heil aus der Sache herausgekommen sind", gesteht der 34-Jährige mit etwas Abstand.
Ricciardo-Hoffnung auf rote Flagge wird erfüllt, aber ...
Er sei "ein wenig dankbar", dass nicht mehr passiert sei. In sportlicher Hinsicht erklärt er: "Wir haben gehofft, dass es eine rote Flagge gibt und wir wieder ins Rennen kommen können." Und tatsächlich wurde das Rennen kurz danach unterbrochen.
Das Team habe einen "großartigen Job" gemacht, um sein Auto wieder zu reparieren. "Und dann sagen sie mir, dass Oscar [Piastri] und ich mit einer Runde Rückstand starten. Die ganze Aufregung, die man hat, dass man wieder ein Rennen fährt, ist wie weggeblasen", so Ricciardo.
Denn nachdem zunächst das Safety-Car auf die Strecke geschickt wurde, wurde das Rennen in der zweiten Runde komplett unterbrochen. Weil Ricciardo und Piastri aber am Ende der ersten Runde an der Box angehalten hatten, mussten sie den Neustart mit einer Runde Rückstand aufnehmen.
Ricciardo selbst hat kein Verständnis für diese Entscheidung, weil keine einzige Runde unter echten Rennbedingungen gefahren worden sei. "Ich weiß nicht, wie wir das Rennen mit einer Runde Rückstand beginnen können. Das ist wirklich frustrierend", ärgert er sich.
Schuld sei hier das Reglement. "Wenn 15 Autos heute unser Problem gehabt hätten, würden sie dann 15 Autos mit einer Runde Rückstand in der Boxengasse starten lassen und fünf Autos in die Startaufstellung stellen? Nein. Das würden sie nicht tun", vermutet Ricciardo.
Ricciardo: Rennen schon vor dem Neustart "ruiniert"
Er hätte sich etwas mehr "gesunden Menschenverstand" gewünscht, sagt er und erklärt, dass sein Rennen damit schon vor dem Neustart "ruiniert" gewesen sei. "Darüber hinaus war die größte Frustration, dass wir wirklich schnell waren", betont er.
"Wir konnten es nicht immer zeigen, weil wir offensichtlich eine Runde zurücklagen. [...] Aber wenn wir freie Fahrt hatten, hatte ich das Gefühl, dass die Pace, die ich zeigte, sehr stark war. Ich wünschte nur, wir hätten ein Rennen fahren können", so Ricciardo.
"Das tut ein bisschen weh", gesteht er, während AlphaTauri-Chefingenieur Claudio Balestri erklärt, warum man Ricciardo überhaupt wieder ins Rennen schickte. "Wir schickten ihn zurück auf die Strecke und warteten auf ein Safety-Car oder eine rote Flagge", verrät er.
Doch weil es danach keine größeren Zwischenfälle mehr gab, bekam Ricciardo nicht mehr die Chance, sich seine verlorene Runde zurückzuholen. "Nichtsdestotrotz zeigte er eine sehr konkurrenzfähige Pace und ermöglichte es uns, wertvolle Daten zu sammeln", lobt Balestri.
Die Kohlen holte für AlphaTauri derweil Yuki Tsunoda mit Platz neun aus dem Feuer. Das macht es für Ricciardo persönlich aber vermutlich noch frustrierender, weil es zeigt, dass bei einem anderen Rennverlauf wohl auch für ihn Punkte möglich gewesen wären.