Ferrari: Haben die schlechtesten Reifen genommen, die wir hatten
Ferraris Taktik für den Sprint von Brasilien sah vor, absichtlich schlechte Reifen zu nehmen, um für Sonntag besser dazustehen - Sainz: Noch nie so viel Lift & Coast
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat den Formel-1-Sprint in Brasilien im Grunde abgeschenkt, um im Rennen am Sonntag bessere Karten zu haben. "Wir haben die schlechtesten Reifen genommen, die wir zur Verfügung hatten, und wir haben die guten für morgen aufgehoben", verrät Carlos Sainz. "Hoffentlich wird das ein wenig helfen."
Allerdings sieht der Spanier wenig Chancen, wenn man auch am Sonntag so viel Lift & Coast betreiben muss wie im Sprint. "Ich habe noch nie so viel Lift & Coast gemacht wie heute", sagt Sainz, der daher im Rennen nicht wirklich Spaß hatte. "Wir konnten eigentlich zu keiner Zeit pushen."
Denn Ferrari haben die Temperaturen von rund 28 Grad Celsius ziemlich zu schaffen gemacht. "Die Temperaturen haben uns überrascht", gibt er zu. "Aber wir erwarten, dass es morgen kühler wird." Dann sollen nur noch rund 20 Grad Celsius herrschen, was den Problemen etwas entgegenkommen sollte.
Doch so reichte es für Ferrari im Sprint nur für die Positionen fünf und acht. Vor allem Sainz hatte große Probleme und musste sich ziemlich hart gegen Daniel Ricciardos AlphaTauri wehren. Dafür ließ er den Australier sogar vorbei, um ihn dann mit DRS auf der Gegengeraden wieder zu überholen.
"Das war meine einzige Chance, um meine Position zu behalten, weil Daniel auf den neuen Softs deutlich schneller war", sagt er. "Ich musste so viel Lift & Coast betreiben, dass ich nicht einmal auf der Bremse pushen konnte, von daher musste ich sicherstellen, dass ich DRS habe, um zumindest auf den Geraden schnell zu sein."
Auch Teamkollege Charles Leclerc hatte ähnliche Probleme und musste ebenfalls "im Grunde in jeder Kurve" früh vom Gas gehen. "Es war schon immer der Fall, dass wir in heißeren Rennen etwas größere Probleme mit Überhitzen hatten. Ich musste schon die letzten Jahre damit umgehen."
"Die Autos sind mittlerweile einfach so schnell, dass du einfach diese Lupfer machen musst", so der Monegasse. "Trotzdem war es heute so schlimm wie noch nie in diesem Jahr."
Angriff am Start auf Verstappen
Für Sonntag rechnet Leclerc aber mit Besserung - einerseits weil die Temperaturen fallen sollen und andererseits weil er dann aus der ersten Startreihe starten wird und nicht so viele Autos vor sich hat.
Wie man am Start von Platz zwei in Führung gehen kann, hat ihm Max Verstappen heute vorgemacht. Das ist natürlich auch Leclercs Ziel für morgen, doch er weiß, dass es eigentlich vergebene Liebesmüh ist. "Ich habe mir die letzte Runde von mir und Max angeschaut", sagt er.
"Meine Runde war ziemlich gut und mir fehlten neun Zehntel. Wenn das die Pace ist, dann bin ich mir sicher, selbst wenn ich ihn überhole, ist das ein bisschen irrelevant, weil er mich nach zwei, drei Runden ohnehin wieder überholen wird", so der Ferrari-Pilot, der trotzdem die Möglichkeit ergreifen will, sollte sie sich ergeben.
"Aber ich werde mich auf mein eigenes Rennen fokussieren. Unser Hauptfokus liegt darauf, Mercedes in der Konstrukteurs-WM zu schlagen." Das gelang im Sprint übrigens nur so halb. Zwar konnte Leclerc Lewis Hamilton überholen, doch George Russell kam knapp vor ihm ins Ziel.
Rennpace gegen Mercedes "nicht so schlecht"
Trotzdem war auffällig, dass Mercedes überraschend starke Probleme mit den Reifen bekam - stärker als Ferrari. "Die Rennpace war nicht so schlecht, wenn wir es mit Mercedes vergleichen", nickt Leclerc.
Aber: "Wenn wir es mit McLaren vergleichen, dann war Lando extrem schnell, und auch Red Bull war extrem schnell. Wir haben bei der Rennpace viel Arbeit vor uns, weil uns etwas fehlt. Und ich verstehe nicht ganz, was es ist", sagt er. "Wir sind im Qualifying nah dran, aber im Rennen so weit weg."
Was ihn für das Rennen aber ermutigt, ist die gute Sprintpace von Yuki Tsunoda, der hinter Leclerc Sechster werden konnte. Der Japaner war mit frischen Softs gestartet, von denen Ferrari für den Grand Prix einige aufgehoben hat. "Wir haben erwartet, dass sie nicht die gleiche Pace haben wie wir, aber auf dem neuen Soft war er nah an unserer Pace dran", sagt er.
Die Taktik von Ferrari, den Sprint mit alten Reifen zu bestreiten, sei daher "eine gute Entscheidung" gewesen.