Qualifying wegen Gewitter abgebrochen: Max Verstappen auf Pole!
Max Verstappen erobert im Abbruch-Q3 die Poleposition für den Grand Prix von Sao Paulo am Sonntag - Lance Stroll fährt sensationell auf Platz 3
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich im Qualifying zum Grand Prix von Sao Paulo am Freitag die Poleposition für das Rennen am Sonntag gesichert. Der Red-Bull-Pilot setzte in Q3 vor Beginn eines heftigen Regenschauers eine Bestzeit von 1:10.727 Minuten und verwies damit Charles Leclerc (Ferrari/+0,294) und Lance Stroll (Aston Martin/+0,617) auf die Plätze.
© Motorsport Images
Überraschendes Top-3-Foto: Charles Leclerc, Max Verstappen und Lance Stroll Zoom Download
Für Verstappen war das Qualifying diesmal kein Selbstläufer. Bereits in Q1 äußerte er sich unzufrieden mit dem Handling: "Mein Auto hüpft wie ein Känguru. Gleiches Problem wie in Mexiko", meckerte er da, fuhr dann aber trotzdem die zweitbeste Zeit.
In Q3 war dann alles eine Frage des Timings. Verstappen war zwar um 0,565 Sekunden langsamer als seine eigene Q2-Zeit, aber das lag bei plötzlich pechschwarzem Himmel und einem aufziehenden Sturm schon an den sich verschlechternden Bedingungen. Als er über die Ziellinie fuhr, flackerte die Mitteilung über die Bildschirme, dass es in zwei Minuten zu regnen beginnen soll.
"Der Himmel war wirklich schwarz. Ich wusste: Wenn der Regen kommt, dann richtig", berichtet Verstappen vom Finale des Qualifyings. "Der erste Sektor fühlte sich gut an, der Rest absolut schockierend. Es hat zwar noch nicht geregnet, aber der Wind war schon da und ich hatte Rückenwind im zweiten Sektor."
"Ich fragte am Funk: 'Was zur Hölle ist da los?' Aber sie sagten mir, dass ich weiter pushen soll, weil es allen anderen auch so geht", sagt Verstappen. Einer von "allen anderen" war Leclerc, der ähnlich klingt: "Es war so schlimm, dass ich dachte, ich bin sicher Letzter, als ich reinkam. Aber zum Glück nicht!"
Und so konnten die Topstars der Formel 1 in Q3 nur eine statt der üblichen zwei schnellen Runden drehen, bis genau 4:19 Minuten vor Ende der geplanten Zeit abgebrochen wurde. In der Nähe der Rennstrecke hatte man einen Blitz gesehen, sodass die Session aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet wurde. Zu dem Zeitpunkt schüttete es schon wie aus Eimern.
Das erklärt auch das unkonventionelle Ergebnis, das nicht zwingend dem Kräfteverhältnis entspricht, das sich im Freien Training abgezeichnet hatte. Fernando Alonso (Aston Martin/+0,660) wurde Vierter, vor dem Mercedes-Duo Lewis Hamilton (+0,742) und George Russell (+0,863) in Reihe 3.
Abgerundet wurden die Top 10 von Lando Norris (McLaren/+1,260), Carlos Sainz (Ferrari/+1,262), Sergio Perez (Red Bull/+1,594) und Oscar Piastri (McLaren), der nach einem Dreher in Q3 ohne Zeit blieb.
Nico Hülkenberg, Spezialist für Brasilien-Qualifyings bei schlechtem Wetter, war in Q3 nicht mehr dabei. Er war in Q2 als Elfter ausgeschieden.
Zum Thema:
Ergebnis Qualifying
F1-Liveticker: Der Freitag in Mexiko
F1-Livestream: Das Qualifying in der Analyse
Infos: Live-Übertragung im TV bei Sky (ANZEIGE)
Für wann gilt die herausgefahrene Startaufstellung?
Sao Paulo ist das letzte von sechs F1-Sprint-Wochenenden der Saison 2023. Das bedeutet, dass die im Freitagsqualifying herausgefahrene Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag herangezogen wird. Für den F1-Sprint am Samstagnachmittag findet am Samstagmorgen ein zusätzliches Qualifying statt, das sogenannte Sprint-Shootout.
Aston Martin auf P3/4: Wie bitte?
Stroll saß genauso gelangweilt in der FIA-Pressekonferenz wie immer, als er seinen dritten Platz in Q3 erklären musste. Für ihn steht fest: "Ich glaube nicht, dass wir aus eigener Kraft Dritter sind. Die Bedingungen haben uns schon geholfen, denn die haben wir gut gemeistert."
Aber er hält fest: "Das Auto hat sich die ganze Session hindurch gut angefühlt. Meine Runde war total verkorkst, ich hatte mehrere Verbremser drin. Am Ende trotzdem Dritter: Da muss man zufrieden sein. Das ist für uns der beste Tag seit langem. Und unser Auto ist so gut wie seit langem nicht."
Teamkollege Alonso findet: "Genau das haben wir gebraucht. Wir haben die vergangenen zwei Rennwochenenden ziemlich viel experimentiert, mit Starts aus der Boxengasse und so weiter. Aber hier ist unsere Pace viel besser. Das zeigt, dass die Änderungen nicht wirkungslos sind."
Gab es weitere interessante Reaktionen der Fahrer?
Lewis Hamilton (5.): "Es ist Platz 5. Platz 5 ist nie toll. Ich habe mein Bestes gegeben. Das Auto zeigt manchmal Ansätze guter Performance. Vielleicht haben uns die Umstände am Ende ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt."
George Russell (6.): "Das ist absolut verrückt. Ich habe noch nie so einen drastischen Wetterumschwung erlebt. Ich bin wirklich enttäuscht über meine Runde. Ich bin nur gerutscht. Ich hatte Regen auf dem Visier und dachte, ich sei Letzter. Dabei war ich Sechster. Das Auto ist gut, und es dreht sich alles um die Rennpace. Das Ziel ist das Podium, auch wenn Aston wieder zur Form gefunden zu haben scheint."
Lando Norris (7.): "Das Auto war herausragend. Ich war schnell genug für Pole und bin erschüttert, dass es so gekommen ist. Ich bin enttäuscht, dass ich es nicht auf die Reihe bekommen habe. Wieder mal ein enttäuschender Samstag."
Carlos Sainz (8.): "Wir hatten Pech mit dem Wetter. Ich war eins der letzten Autos auf der Strecke, als die Temperaturen schon fielen und die Windböen immer stärker wurden. Je später du draußen warst, desto langsamer war die Strecke. Nicht ideal."
Sergio Perez (9.): "Ich hätte in Reihe 1 stehen sollen. Meine Runde war fast gleich schnell wie die von Max, bis in die letzte Kurve. Dann stand mir Piastri im Weg."
Pierre Gasly (13.): "Auf meiner zweiten Push-Lap in Q2 habe ich Zeit verloren, hauptsächlich wegen eines Problems beim Hochschalten. Sonst hätte es vielleicht knapp für Q3 gereicht."
Kühles Wetter in Brasilien: Gelang Haas eine Überraschung?
Sowohl Hülkenberg als auch Kevin Magnussen sind in Brasilien bei Chaoswetter schon auf Poleposition gefahren. Doch weil der erwartete Regen in Q2 doch nicht kam, kam es letztendlich auch zu keiner Sensation durch das Haas-Team. Hülkenberg gewann zwar das interne Stallduell um 0,176 Sekunden, schied aber als Elfter aus. Auf P10 (Stroll) fehlten ihm 0,172 Sekunden.
Ein Ergebnis, mit dem Hülkenberg "sehr zufrieden" ist: "Das habe ich so ehrlich gesagt nicht erwartet. Nach unseren letzten Wochen ist P11 sehr respektabel. P4 im Freien Training war nicht das reale Bild, weil da viele nicht mit den weichen Reifen gefahren sind. Es war zu erwarten, dass wir das nicht halten können. Aber es war ein sauberes Quali mit sauberen Runden. Mehr ging nicht."
Magnussen beschwerte sich, er sei von einem Ferrari aufgehalten worden. Die TV-Bilder konnten das aber nicht bestätigen. Zwar wurde er tatsächlich im Infield von einem Ferrari irritiert. Von einer echten Behinderung kann aber keine Rede sein. Am Ende Platz 14 für den Dänen.
Daneben schieden in Q2 auch die beiden Alpine-Fahrer Esteban Ocon (12.) und Pierre Gasly (13.) sowie Alexander Albon (15./Williams) aus. Albon wurde seine Bestzeit von 1:10.773 Minuten wegen Tracklimits in Kurve 4 gestrichen. Für das Endergebnis hätte das aber keinen Unterschied gemacht.
Warum begann Q1 mit 15 Minuten Verspätung?
Im ersten Freien Training waren an mehreren Autos, darunter jene von Hamilton, Alonso und Ocon, Schnitte in den Reifen aufgetreten. Ocon hatte schon während der Session gemeldet, über eine Schraube gefahren zu sein. Laut Aussage von Pirelli betrafen die Verunreinigungen der Fahrbahn aber eher die Boxengasse als die Strecke selbst.
Pirelli erstattete nach dem ersten Training Meldung an Rennleiter Niels Wittich, der daraufhin die lokale Streckensicherung beauftragte, den Kurs mit Kehrarbeiten gründlich zu reinigen, um ähnliche Zwischenfälle im Qualifying zu verhindern. Das dauerte - auch wegen Wrackteilen aus dem Rahmenprogramm - etwas länger als erhofft, sodass Q1 erst mit 15 Minuten Verspätung beginnen konnte.
Wer schaffte in Q1 den Top-15-Cut nicht?
Aufgrund der Verschiebung und der instabilen Wetterlage stand zu befürchten, dass es gegen Ende von Q1 zu regnen beginnen würde. Bei Ferrari wurde am Boxenfunk sogar darüber gesprochen, dass das Wetter jeden Moment kippen könnte. Das trat jedoch nicht ein, und die Strecke blieb bis zum Schluss trocken. Von einzelnen Tropfen mal abgesehen.
Drei Minuten vor Ende lag Hamilton an achter Position, 0,427 Sekunden vor Hülkenberg, der zu dem Zeitpunkt 16. war und gerade auf eine schnelle Runde ging. Weswegen Mercedes entschied, einen weiteren Reifensatz auszupacken, was so mutmaßlich nicht geplant war - aber möglicherweise notwendig, weil die Strecke immer noch schnellere Zeiten zuließ.
Am Ende schieden die beiden AlphaTauris, Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo, als 16. und 17. aus, gemeinsam mit Valtteri Bottas (Alfa Romeo), Logan Sargeant (Williams) und Guanyu Zhou (Alfa Romeo). Tsunoda trennten am Ende nur 0,044 Sekunden von Platz 15 (Gasly).
Generell waren die Zeitabstände in Q1 extrem knapp. 19 von 20 Fahrern lagen am Ende innerhalb von 0,695 Sekunden, zwischen virtuellem Q3 (Albon auf P10) und dem Aus in Q1 (Tsunoda) lagen gar nur 0,216 Sekunden.
Nur Zhou (0,935 Sekunden hinter Russells Q1-Bestzeit von 1:10.340 Minuten) fiel etwas ab.
Wo kann man den Sao-Paulo-Grand-Prix im TV sehen?
Eingefleischte Formel-1-Fans wissen das schon: Der Tag endet am Rennwochenende immer auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Um 22:30 (Freitag), 24:00 (Samstag) beziehungsweise 23:30 Uhr (Sonntag) steigt dort die tägliche F1-Show mit Host Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll, die die Informationen des zehnköpfigen Motorsport-Network-Teams vor Ort in Interlagos zusammenfassen und einordnen und auch dann noch analysieren, wenn die TV-Sender längst aus ihren Live-Übertragungen ausgestiegen sind. (Kanal jetzt kostenlos abonnieren!)
Das Hauptrennen am Sonntag (Start um 18:00 Uhr, Vorberichte ab 16:30 Uhr) gibt's diesmal für deutsche Fans übrigens nicht nur im Pay-TV, sondern auch auf kostenlosen Kanälen zu sehen. Sky überträgt zum Beispiel auf YouTube den gewohnten Kommentar mit Sascha Roos und Ralf Schumacher sowie auf TikTok ein alternatives Signal im 9:16-Format mit Joe Signon und Sophia Flörsch.
Wer alle Sessions in Brasilien live sehen möchte (Formel 1 im TV: Hier geht's zu den Sendezeiten!), der braucht dafür nicht zwingend ein Sky-Abo. Kurzentschlossene werden auch beim Streamingdienst WOW fündig, wo es die Formel 1 bei Sky live zu sehen gibt, auch ohne Bedarf nach einem Receiver oder Abschluss eines herkömmlichen Sky-Abos. (ANZEIGE: Hol dir jetzt WOW und streame alle Sessions live!)