Carlos Sainz: Reifenverschleiß ist nicht das größte Problem von Ferrari
Auch in Mexiko konnte Ferrari die gute Ausgangsposition nach dem Qualifying wieder nicht halten - Warum fällt die Scuderia in den Rennen regelmäßig zurück?
(Motorsport-Total.com) - Obwohl Charles Leclerc und Carlos Sainz in Mexiko von den Positionen eins und zwei ins Rennen gegangen waren, reichte es am Ende "nur" zu den Plätzen drei und vier für das Ferrari-Duo. Damit bestätigte sich wieder einmal, dass das Qualifying die große Stärke des Ferrari SF-23 ist.
Denn der Trend ist keinesfalls neu. Sechsmal startete Ferrari in diesem Jahr bereits von der Poleposition, gewinnen konnte man aber lediglich ein einziges Mal in Singapur. Teamchef Frederic Vasseur wird daher gefragt, ob es nicht frustrierend sei, im Rennen wieder zurückgefallen zu sein?
"Frustrierend ist nicht das richtige Wort. Wenn man Dritter und Vierter wird, will ich nicht sagen, dass es ein schlechtes Rennen war", stellt der Ferrari-Teamchef klar und erklärt, dass das Hauptproblem in Mexiko ein "schlechter Stint" nach der roten Flagge gewesen sei.
"Aber der erste Teil des Rennens lief sehr gut", stellt er klar und betont: "Ich denke, dass wir seit einiger Zeit einen Schritt nach vorne machen. Wir haben vier Polepositions aus den vergangenen sechs Rennen geholt. Es ist ein Schritt nach vorne für uns."
Funktioniert der Ferrari auf älteren Reifen einfach nicht?
Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass Ferrari noch "etwas konstanter im Rennen" sein müsse. Denn häufig seien in einem Rennen vereinzelte Stints nicht gut, was dann Positionen koste. Doch woran liegt es konkret, dass Ferrari im Rennen fast immer zurückfällt?
Eine naheliegende Vermutung ist, dass der SF-23 die Reifen zu schnell verheizt. Doch laut Sainz ist das nicht der Fall. In Bezug auf das Rennen in Mexiko erklärt er: "Ich glaube nicht, dass wir mit dem Reifenverschleiß zu kämpfen hatten, sondern einfach mit der Rennpace des Autos."
"Sobald die Reifen überhitzen, sobald die Reifen stärker abgenutzt sind, hat man nicht mehr den 'Peak' eines weichen Reifens, der einem hilft, das Auto einzulenken", schildert der Spanier die Situation. Auch die Traktion sei dann schlechter, und darunter leide Ferrari mehr als andere Teams.
"Dann ist unser Auto in einem viel schlechteren Zustand, und da sind der Mercedes und der Red Bull viel schneller", erklärt Sainz. Heißt: Ferrari verheizt die Reifen nicht schneller als die Gegner, man verliert nur mehr Performance als die anderen, sobald die Pneus nicht mehr in einem optimalen Zustand sind.
Leclerc: Verstehen unser Auto jetzt viel besser
"Rennpace ist das, was uns am meisten fehlt", weiß auch Teamkollege Leclerc. "Aber ich denke, dass wir seit Zandvoort große Schritte nach vorne gemacht haben, was das Verständnis für unser Auto, unsere Konzepte und die Richtung, die wir eingeschlagen haben, angeht", betont er.
Im ersten Teil der Saison habe man erst einmal eine Richtung "für die Zukunft" finden müssen, so der Monegasse. Seit Zandvoort habe man dann "verstanden, in welche Richtung wir gehen müssen. Das gibt mir die Zuversicht, dass wir die Lücke [zur Spitze] in Zukunft schließen können."
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Wann das der Fall sein wird, das weiß Leclerc allerdings noch nicht. "Kurzfristig" sei es nun erst einmal das Ziel, Mercedes im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft noch abzufangen. Aktuell liegt die Scuderia in diesem Duell 22 Punkte zurück.
"Aber ich denke, das ganze Team ist sich bewusst, dass das nicht das [langfristige] Ziel von Ferrari ist. Ferrari will wieder an der Spitze stehen", erinnert Leclerc und betont: "Deshalb setzen wir alles daran, wieder auf das Leistungsniveau zu kommen, das wir zu Beginn des vergangenen Jahres gesehen haben."
Zu Beginn der Saison 2022 konnte Ferrari zwei der ersten drei Saisonrennen gewinnen, und noch bis in den Sommer hinein hatte man realistische Chancen auf den WM-Titel. Davon ist die Scuderia aktuell sehr weit entfernt.