Daniel Ricciardo: Ohne rote Flagge wäre noch mehr drin gewesen
Daniel Ricciardo sagt, dass die rote Flagge ein besseres Ergebnis verhindert hat, ist mit der Performance seines AlphaTauri dennoch mehr als zufrieden
(Motorsport-Total.com) - AlphaTauri hat beim Formel-1-Rennen von Mexiko einen gewaltigen Befreiungsschlag gelandet und sich vom letzten Platz in der Konstrukteurs-WM gelöst. Der siebte Platz von Daniel Ricciardo hat dafür gesorgt, dass der Rennstall nicht nur Haas überholt hat, sondern jetzt auch sogar punktgleich mit Alfa Romeo ist und aufgrund des Resultats des Australiers vor ihnen liegt.
Für Ricciardo selbst waren es nach seiner Handverletzung auch die ersten Punkte in dieser Formel-1-Saison. "Letzte Woche hat Yuki fünf Punkte geholt, was absolut gewaltig für das Team war", sagt Ricciardo. "Alle haben sich gefreut und haben Purzelbäume gemacht. Und eine Woche später haben wir wieder sechs Punkte geholt. Darüber freue ich mich sehr."
Ricciardo hatte schon mit Platz vier im Qualifying überrascht und konnte sich dann auch das ganze Rennen über in einer guten Punkteposition halten. "Eigentlich hat alles ganz gut funktioniert", sagt er. Und trotzdem ist Ricciardo der Meinung, dass für AlphaTauri sogar noch mehr drin gewesen wäre - vielleicht sogar der fünfte Platz.
Knackpunkt war allerdings die rote Flagge nach dem Unfall von Kevin Magnussen, die Ricciardo nicht in die Karten spielte. "Bis dahin sah alles ganz gut aus, aber das hat unserem Rennen nicht gerade geholfen", hadert er.
Denn zu dem Zeitpunkt war Ricciardo bereits an der Box gewesen und war von Mediums auf die harten Reifen gewechselt. "Ich habe gedacht, das könnte ein schöner, einsamer fünfter Platz werden, und das wäre für mich auch okay gewesen", sagt Ricciardo.
Rote Flagge kommt Ricciardo nicht entgegen
Doch der Abbruch und die Wechselmöglichkeit für alle Fahrer brachte die Konkurrenz nicht nur wieder heran, sie konnte auch größtenteils wieder auf Mediumreifen zurückwechseln, von denen Ricciardo jedoch keine mehr übrig hatte. Daher musste er auf seinen Hards bleiben, die schon sieben Runden auf dem Buckel hatten - ein Nachteil für den Neustart.
"Dass wir auf dem Hard gestartet sind und nur eine Position verloren haben, während die anderen auf dem Medium waren, war nahe an dem besten Szenario", sagt er. "Wir haben das ganz gut gemacht."
"Auf der einen Seite könnte man sagen, dass wir Pech hatten, aber es kann immer schlimmer sein. Wir hätten beim Neustart auch einen Unfall oder so haben können, aber dass wir trotzdem durchgekommen sind, stimmt mich glücklich", so der Australier.
Für seine Leistung bekommt Ricciardo Lob vom Leitenden Renningenieur Jonathan Eddolls: "Daniel ist heute Nachmittag absolut unglaublich gefahren", sagt er. "Er hat seine Reifen gut gemanagt und alles getan, was wir von ihm verlangt haben. Die rote Flagge kam für ihn nicht zum besten Zeitpunkt, weil er nur noch angefahrene Reifensätze hatte, aber er hat bis zum Schluss stark gekämpft."
Keine Chance gegen Norris
Ricciardo musste zunächst Russell passieren lassen, wenig später auch Lando Norris, dem er aber einen guten Kampf lieferte. Gegen den McLaren hatte er aber am Ende keine Chance.
"Es war ein bisschen seltsam, denn zu Beginn des Stints habe ich mich nicht so gut gefühlt wie am Ende. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein wenig brauche, um mit den Reifen in einen Rhythmus zu kommen", erzählt Ricciardo. "In den letzten zehn Runden konnte ich dann etwas härter pushen."
Ricciardo dachte, dass sich Russell im Kampf mit Norris die Reifen ein wenig ruinieren könnte, wodurch er selber vielleicht ein wenig näher herankommen würde. "Das hat geklappt", sagt er. Dass es gegen Russell aber noch einmal so eng werden würde, hatte der AlphaTauri-Pilot nicht erwartet.
Denn in den letzten Runden jagte Ricciardo Russell, um vielleicht doch noch sogar die sechste Position zu bekommen. "Er hat sich einmal in Kurve 4 verteidigt. Ich wollte außen vorbei, aber ich habe gesehen, dass wir vielleicht beide abfliegen würden, und musste meine Mission abbrechen. Er hat sich einfach gut verteidigt."
Kampf mit Mercedes macht Mut
Am Ende schaffte es Ricciardo nicht mehr am Mercedes vorbei, ist aber dennoch zufrieden: "Allein schon dass wir mit Mercedes kämpfen konnten, macht mich glücklicher, als dass ich einfach Platz sechs knapp verpasst habe", so Ricciardo.
Dem stimmt auch Eddolls zu: "Wenn er noch eine Runde mehr gehabt hätte, dann hätte er Russell bekommen, der auf seinen Medium-Reifen Probleme hatte. Das ist toll zu sehen und zeigt, dass die Performance des Autos da ist."
Und Ricciardo konnte sehen, dass auch seine eigene Performance da ist, nachdem es bislang nicht mit Punkten für ihn geklappt hatte. Trotzdem hatte er das nach dem Wochenende in Austin schon kommen sehen: "Man kann zwar kein gutes Wochenende garantieren, aber ich bin nicht überrascht", sagt er.
"Wir hatten ein gutes Wochenende und waren einfach bereit dafür. Und ich wusste, dass mir die Richtung des Set-ups erlauben würde, mehr Vertrauen in das Auto zu haben, auch wenn es noch Dinge gibt, die wir verbessern können."
Williams noch "absolut" einholbar
Das Wichtigste aus Sicht von AlphaTauri ist aber, dass man jetzt in der Konstrukteurswertung Achter statt Zehnter ist. Und selbst ein weiterer Sprung ist nicht ausgeschlossen, auch wenn Williams zwölf Punkte davor liegt. "Das Auto sieht schnell aus und die Upgrades funktionieren. Von daher schauen wir darauf, die Lücke in den kommenden Rennen zu schließen", sagt Eddolls.
Ricciardo hält es zumindest für "absolut" möglich, Williams in der WM noch einzuholen - "wenn dieses Wochenende weitergeht".
"Aber es ist hart. Und schwierig zu wissen", ergänzt er. "Brasilien ist eine komplett andere Strecke, aber doch in der Hinsicht ähnlich, dass wir in einer gewissen Höhe fahren und dafür viel Abtrieb brauchen. Das könnte helfen", so Ricciardo.