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Tsunoda-Windschatten "der Schlüssel": Ricciardo in Mexiko auf Startplatz vier
Wie der Windschatten von Yuki Tsunoda in Q1 Daniel Ricciardo geholfen hat, auf Startplatz vier zu fahren - Große Chance beim Mexiko-GP im Hinblick auf die WM
(Motorsport-Total.com) - So weit vorne in der Startaufstellung stand Daniel Ricciardo zuletzt vor mehr als einem Jahr! Der Australier qualifizierte sich in Mexiko als Vierter, so weit vorne war er zuletzt beim Italien-Grand-Prix in Monza 2022, als er ebenfalls als Vierter ins Rennen ging.
© Motorsport Images
Yuki Tsunoda hat Daniel Ricciardo im Qualifying Windschatten gespendet Zoom Download
Das Mexiko-Ergebnis ist dabei eigentlich sogar noch besser, weil Ricciardo sich damals nur als Achter qualifiziert hatte und lediglich wegen mehreren Gridstrafen auf P4 nach vorne rutschte. Dieses Mal konnte er den vierten Startplatz direkt auf der Strecke herausfahren.
"Der Schlüssel war sicherlich der Windschatten von Yuki Tsunoda", erklärt AlphaTauri-Teamchef Franz Tost bei Sky. Hintergrund: Weil Tsunoda in Mexiko einen neuen Motor bekam, stand bereits vor dem Qualifying fest, das er am Sonntag von ganz hinten starten muss.
Deswegen spielte der Japaner den Wasserträger für seinen Teamkollegen. Tost erklärt: "Wir haben das vorher besprochen und die Taktik ist wirklich gut aufgegangen. Das heißt, Yuki hat Daniel in Qualifying 1 Windschatten gegeben und der erste Lauf von Daniel war dann so gut, dass er keinen zweiten mehr machen musste."
"Und das war eigentlich das Ziel des Ganzen", verrät Tost. Denn: "Dadurch hat er sich den neuen Satz [weiche] Reifen für das Qualifying 3 gespart. Dann hat er im Qualifying 3 zwei neue Sätze gehabt und das war sicherlich der Schlüssel zum Erfolg."
Denn Tsunoda selbst setzte in Q2 gar keine Rundenzeit mehr und schied damit aus. In Q3 war Ricciardo also auf sich alleine gestellt. Der Japaner erklärt, dass es mit den neuen Autos schwieriger sei, einen Windschatten zu spenden. Mit den Autos der vorherigen Generation bis 2021 sei es leichter gewesen.
Warum der AT04 in Mexiko so gut geht
"Man muss so nah wie möglich vor dem Auto dahinter sein", erklärt Tsunoda und ergänzt: "Wenn man nur eine Millisekunde zu spät auf dem Gas ist, dann überholt er auf der Geraden direkt und damit zu früh." Deswegen habe man dieses Szenario im Training geübt.
"Am Ende hat es gut funktioniert", freut sich der Japaner, für den es aber natürlich "frustrierend" ist, dass er selbst kein echtes Qualifying hatte. Denn das Ricciardo-Ergebnis habe gezeigt, dass der AlphaTauri in Mexiko "sehr, sehr gut" funktioniere.
Die langsamen Kurven passen laut Tsunoda zum AT04. "Es gibt nicht viele schnelle Kurven, in denen wir normalerweise Probleme haben", betont er und erklärt, dass AlphaTauri auf der Strecke in Mexiko-Stadt historisch meistens schnell gewesen sei.
Tatsächlich holte Pierre Gasly für das Team hier 2021 einen starken vierten Platz. Tost führt das starke Ricciardo-Ergebnis aber nicht nur auf die Strecke zurück. "Es sind die Upgrades, die greifen. Wir haben einen neuen Unterboden und neue Brakeducts nach Austin gebracht", erinnert er.
"Es scheint also wirklich alles zu funktionieren", zeigt sich der Teamchef zufrieden. Zudem habe man am Freitag mit dem Heckflügel "ein bisschen herumexperimentiert", verrät er und berichtet: "Wir sind gestern einmal mit Yuki mit weniger Flügel gefahren."
Letztendlich habe man sich aber doch für die Variante mit mehr Abtrieb entschieden, "und das hat sich ausgezahlt", zeigt er sich zufrieden. Ricciardo selbst verrät nach seinem vierten Platz übrigens: "Ich fühlte mich ab der ersten Runde gestern [im Training] gut."
Ricciardo stellt klar: Unsere Pace ist echt!
Und bereits vor dem Wochenende sei er "hungrig" auf das Rennen gewesen. Tatsächlich schaffte es Ricciardo mit dieser Motivation bereits in allen drei Trainings in die Top 10 - auch wenn er mit seiner Runde in FT3 vor dem Qualifying "nicht zufrieden" gewesen sei, wie er selbst verrät.
"Ich wusste, dass wir mehr als das zeigen können", so Ricciardo, der im dritten Training Neunter geworden war. Er verrät, dass er sich vor dem Qualifying Hoffnungen auf einen sechsten oder siebten Platz gemacht habe. "P4 ist großartig", jubelt er daher.
Doch es gehe nicht nur um die Platzierung, auch der Abstand zur Spitze sei "cool", so Ricciardo, der betont: "Wir sind wirklich dabei." Denn der Rückstand auf die Pole-Zeit von Charles Leclerc betrug am Ende lediglich 0,216 Sekunden.
"Yuki war toll und hat uns einen Windschatten gegeben", betont Ricciardo, der aber auch daran erinnert, dass er in Q3 auf sich alleine gestellt war und trotzdem eine "sehr gute Pace" gehabt habe. Möglich machte das unter anderem auch ein neues Set-up.
Denn Ricciardo verrät, dass man das Auto nach Austin ziemlich umgebaut habe. Das zahlte sich offenbar aus. "Es ist einfach cool, wieder so weit vorne in der Startaufstellung zu stehen. Es ist schon eine Weile her", freut sich der Australier.
Zwickmühle Start: Ricciardo will nicht "zu konservativ" sein
Tatsächlich sei er sogar zunächst "wütend" gewesen, weil er sich in seinem zweiten Q3-Run nicht mehr verbessern konnte. "Im ersten Sektor war ich [im Vergleich zu meiner eigenen Zeit] vorne. Und dann haben wir [die Zeit] im Lauf der Runde verloren", berichtet er.
Doch das galt auch für die meisten anderen Piloten, im zweiten Run verbesserte sich kaum noch jemand. "Da habe ich mich etwas besser gefühlt", lacht Ricciardo, der betont: "Dieser Tag sollte gefeiert werden. Es kommt nicht oft vor, dass sich das Team so weit vorne qualifiziert - vor allem in diesem Jahr."
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Doch die Frage ist, ob AlphaTauri diese Pace auch im Rennen halten kann? "Ein Teil von mir sagt: Warum nicht?", so Ricciardo, der natürlich auch weiß, dass die Topteams im Normalfall noch etwas mehr Rennpace haben. Er möchte am Sonntag aber trotzdem kämpfen.
Schließlich sei P4 im Qualifying die "echte Pace" des Autos gewesen, weshalb er die anderen Fahrer im Rennen nicht einfach vorbeiwinken möchte. Er wolle in der ersten Runde die "Ellenbogen ausfahren", aber auch "nichts zu Verrücktes" machen, so Ricciardo.
"Wenn man vorne steht, dann ist das Schöne, dass man sich im Normalfall ein bisschen aus dem Chaos [im Mittelfeld] heraushält", erklärt er. Gleichzeitig betont er aber auch: "Wenn man zu konservativ ist, dann ist man [...] in Kurve 1 nur noch Neunter oder so."
Bringt Ricciardo AlphaTauri vom letzten WM-Platz?
Letztendlich wolle er einfach seine Erfahrung ausspielen, so Ricciardo, der klarstellt, dass das Auto deutlich besser als der letzte WM-Platz sei, auf dem AlphaTauri aktuell steht. Zehn Punkte hat man erst auf dem Konto, Haas (12) und Alfa Romeo (16) sind aber noch in Schlagdistanz.
Umso wichtiger wäre auch am Sonntag im Rennen ein starkes Ricciardo-Ergebnis. Franz Tost erklärt: "Ich hoffe, dass wir eine gute Platzierung nach Hause fahren. Das heißt, wir sollten unter den ersten Sechs, Sieben sein. Und das wäre eigentlich schon sehr gut."
"Es folgen ja dann noch drei Rennen und wir bringen auch noch etwas an Upgrades, [damit] wir für das Finale auch gerüstet sind. Und das Ziel ist ganz klar, dass wir zumindest mal Haas und Alfa Romeo hinter uns lassen", betont der Teamchef.
Und bei Sky gibt es von Helmut Marko noch ein Lob für Ricciardo persönlich. "Unglaublich", sagt der Österreicher und erklärt: "Er hat da wirklich alles rausgeholt. Tolles Comeback nach seiner Handverletzung und eine gute Empfehlung für die Zukunft."
Übrigens: Als Ricciardo damals in Monza zuletzt vom vierten Startplatz ins Rennen gegangen ist, brachte ihm das kein Glück. Die Zielflagge sah er damals wegen eines Defekts nämlich nicht ...