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Mercedes: "Update funktioniert, Richtung stimmt"
Die Bilanz von Mercedes zum Austin-Update und was die Form beim USA-Grand-Prix 2023 für den weiteren Verlauf der Saison und für 2024 bedeuten kann
(Motorsport-Total.com) - "Wir wissen, dass unser Update-Paket funktioniert und dass das Auto schnell war." So lautet das Fazit von Mercedes-Teamchef Toto Wolff zum USA-Grand-Prix 2023 in Austin. Auf der Strecke bedeutete das jeweils Platz zwei für Lewis Hamilton im Sprint und im Grand Prix, wenngleich er im Grand Prix nachträglich aus der Wertung genommen wurde aufgrund eines Unterboden-Regelverstoßes.
© Motorsport Images
Lewis Hamilton im Mercedes W14 beim Formel-1-Rennen in Austin 2023 Zoom Download
Doch was technisch bleibt bei Mercedes, ist die Gewissheit, mit dem W14 gute Fortschritte erzielt zu haben. Die neuen Teile hätten "von Anfang an funktioniert", versichert Wolff bei Sky und bezeichnet das Update als ein "interessantes Experiment" mit Blick auf die Formel-1-Saison 2024. Er sieht Mercedes "auf dem richtigen Weg mit dem nächstjährigen Auto", das konzeptionell anders ausgelegt sein wird.
Allzu viel dürfe man trotzdem nicht auf das Austin-Update geben: "Kein Update ist das einzig Wahre", meint Wolff. "In meiner Zeit in der Formel 1 gab es da keine Wunderlösung, abgesehen vom Doppeldiffusor [in der Saison 2009]. Seither ging es immer nur darum, kleinere Fortschritte zu machen wie zum Beispiel mit dem Unterboden oder der Aerodynamik. Es ist immer nur ein Teil des Puzzles."
Was das Update für Hamilton bedeutet hat
Dieses eine Teil aber hat zumindest Hamilton geholfen. Der siebenmalige Formel-1-Weltmeister gibt an, er habe sich "noch nie in diesem Jahr so positiv gefühlt". Weiter sagt er: "Ich weiß ja, was im Hintergrund passiert. Ich stehe ständig in Kontakt zu unserem Aerodynamik-Leiter und dem Team im Werk. Alle geben ihr Bestes. Und ich glaube absolut, dass die Richtung stimmt."
Konkret habe ihm das Update auf der Rennstrecke "mehr Vertrauen ins Auto beschert, wenn ich das Auto in die Kurven werfe", sagt Hamilton. Das könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch "ein paar grundlegende Probleme" mit dem W14 gäbe, "und die lösen wir dieses Jahr nicht mehr", so der Mercedes-Fahrer. Abhilfe werde wohl erst der nächstjährige W15 schaffen.
Glock erkennt einen Trend bei Mercedes in Austin
Und Formel-1-Experte Timo Glock zeigt sich in seiner Sky-Kolumne zuversichtlich, was die Form von Mercedes anbelangt. Er habe in Austin einen Trend erkannt: "Ich denke, dass das Auto einfach nochmal mehr an Red Bull und McLaren angelehnt ist. Es war klar zu sehen, dass es immer mehr in die richtige Richtung geht - auch jetzt mit dem Update, was bei Lewis Hamilton sehr gut funktioniert hat."
Genau das ist der Haken an der Sache für Mercedes: Nur Hamilton kam mit dem modifizierten W14 gut zurecht, George Russell aber nicht. Für Glock ist das "umso unerklärlicher", weil Hamilton sofort an Pace zugelegt hat auf der Rennstrecke.
Auch Mercedes-Teamchef Wolff bezeichnet es als "irgendwie seltsam", dass Russell nicht auf Speed kam mit dem W14 in Austin. "Er hat gesagt, das Auto war manchmal gut, manchmal schlecht. Die Pace war da, und dann ist sie wieder weggefallen. Das müssen wir analysieren. Denn George kam nie an den Punkt, an dem er sagte, das Auto seit gut."
Gute Vorzeichen für Mercedes in der Saison 2024?
Grundsätzlich aber äußerte sich auch Russell positiv über den neuen Unterboden. Der fühle sich "gut" an, so der Mercedes-Fahrer. "Wir wissen: Eine Strecke wie diese mit schnellen und langsamen Kurven spielt uns bei unserem Auto nicht in die Karten. Aber wir nehmen viel Positives mit und alles geht in die richtige Richtung. Deshalb fühlen wir uns optimistisch."
Glock wähnt Mercedes deshalb in einer guten Ausgangslage für 2024 und glaubt, Mercedes habe mit dem Austin-Update "genügend gelernt, um für nächstes Jahr ein Auto zu bringen, was von Anfang an auf der Höhe von Red Bull ist. Wenngleich auch klar ist, dass Red Bull und alle anderen Teams ebenfalls weiterentwickeln. Somit ist es immer schwierig, wenn du einem Rückstand hinterläufst", meint Glock.
Das ist aus Sicht von Wolff die große Schwierigkeit für sein Team: Einzuschätzen, wie groß die eigenen Fortschritte wirklich sind. "Man darf ja nicht vergessen: Red Bull hat wahrscheinlich vor drei Monaten die Entwicklung [am aktuellen RB19] abgedreht. Da schaut man aufs nächste Jahr, und das ist auch richtig so. Wir haben jetzt nochmal ein großes Update gebracht, deshalb verschiebt sich das ein bisschen."
Red Bull ist immer noch die klare Nummer eins
Sprich: Das Kräfteverhältnis in Austin muss nicht das wahre Bild sein, weil die Red-Bull-Entwicklung aktuell nicht auf der Rennstrecke zu sehen ist.
Mercedes aber hat im bisherigen Saisonverlauf genug gesehen, um sich für 2024 neu auszurichten. "Dieser Zug ist abgefahren", sagt Teamchef Wolff und bestätigt einmal mehr den Konzeptwechsel für den W15: "Wir verändern das Auto komplett, weil wir einfach den Sprung machen müssen zu Red Bull. Da fehlt eine halbe Sekunde und das werden wir nicht in der Weiterentwicklung erreichen."
Wie groß der Rückstand noch immer sei, habe sich in Austin mehrfach gezeigt. Im Sprint zum Beispiel sei Verstappen im Red Bull "auf einem anderen Level" unterwegs gewesen. "Du bist zwar Zweiter und du bist auf dem Podium, aber du siehst natürlich, dass die über eine Renndistanz noch in einer anderen Liga spielen", sagt Wolff bei Sky.
Chancen nur im Grand Prix, aber ...
Auch Hamilton befand nach dem Sprintrennen, "Red Bull ist uns eine halbe Sekunde voraus" und Mercedes spiele "derzeit nicht in der gleichen Liga" wie Red Bull. Sein Samstagsfazit: "Wenn Max in Form ist, besteht keine Chance."
Doch Mercedes hatte eine Chance im Grand Prix: Verstappen stand nur auf Startplatz sechs und hatte mit Bremsproblemen zu kämpfen, sodass Hamilton bis zum Schluss zumindest Siegchancen hatte.
Fotostrecke: Austin: Die Fahrernoten der Redaktion
Kevin Magnussen (5): Satz mit X für den Dänen in den USA. Magnussen war der langsamere Haas-Fahrer und hatte ganz schwachen Speed. Das können wir nicht mehr mit "ausreichend" bewerten, da müssen wir zur Fünf greifen. Fotostrecke
Dazu sagt Wolff: "Lewis ist immer sehr stark in Austin, und wenn es mal läuft, dann ist er unaufhaltsam. Aber ich glaube nicht, dass diese Leistung nur daran hängt, dass Austin eine von Lewis' guten Strecken ist."
"Red Bull hatte am Samstag deutlich das schnellste Auto. Über 19 Runden haben sie allen zehn Sekunden abgenommen. Das darf man nicht unterschätzen", meint Wolff. "Es ist nicht einfach, Max Verstappen in einem Red Bull zu schlagen. Am Sonntag haben vielleicht ein paar Dinge gegen ihn gespielt."
Und Mercedes habe "ein Rennen verloren, das wir hätten gewinnen können", sagt Teamchef Wolff. "Dennoch dürfen wir deshalb nicht abheben. Wir müssen zufrieden sein."
So äußerte sich Wolff zumindest noch vor der Disqualifikation von Hamilton im Grand Prix, die erst Wolffs Mediengespräch offiziell wurde. Anschließend meinte Wolff, Mercedes müsse den Wertungsausschluss "hinnehmen".