Ferrari und Mercedes: Müssen Disqualifikation "hinnehmen"
Wie sich die Formel-1-Teams von Charles Leclerc und Lewis Hamilton zu den beim USA-Grand-Prix in Austin ausgesprochenen Disqualifikationen äußern
(Motorsport-Total.com) - Der Ferrari SF-23 von Charles Leclerc und der Mercedes W14 von Lewis Hamilton sind nach dem USA-Grand-Prix 2023 in Austin für illegal befunden worden. Die Bodenplatten unter den Fahrzeugen waren zu stark abgenutzt gewesen. Und auf einen solchen Verstoß gegen das Technische Reglement der Formel 1 steht die Disqualifikation.
© Motorsport Images
Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton vor Ferrari-Fahrer Charles Leclerc in Austin Zoom Download
"Die Regeln lassen keinen Spielraum. Wir müssen die Niederlage hinnehmen, daraus lernen und am nächsten Wochenende gestärkt zurückkommen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Ferrari-Sportchef Diego Ioverno äußert sich ähnlich: "Die Regeln besagen, es müssen bei Rennende gewisse technische Vorgaben eingehalten werden. Unser Auto war knapp außerhalb der Toleranz. Nicht viel, aber genug für die Sportkommissare, um unser Auto als illegal einzustufen. Und es gibt hier keine andere Möglichkeit als die Disqualifikation."
Wie sich Mercedes die Abweichung erklärt
Beide Teams haben zudem einen ersten Verdacht, was zum erhöhten Verschleiß der Bodenplatten geführt haben könnte, und sowohl Ferrari als auch Mercedes verweisen auf die besonderen Rahmenbedingungen an einem Sprintwochenende mit nur einem Freien Training vor dem Qualifying.
Wolff meint: "Die Wahl des Set-ups ist an einem Sprintwochenende immer eine Herausforderung, und erst recht auf einer holprigen Strecke wie dem Circuit of The Americas und mit einem neuen Paket. Am Ende spielt das aber alles keine Rolle. Andere haben richtig gemacht, was wir falsch gemacht haben."
Andrew Shovlin als leitender Mercedes-Ingenieur an der Rennstrecke nennt es "die Tücken des Sprintformats" und gibt an, sein Team habe es im einzigen Freien Training versäumt, "Runden mit der Rennbenzinmenge" zu absolvieren. Diese fehlende Erfahrung und die "holprige Strecke" hätten in der Kombination dazu beigetragen, "dass der Verschleiß höher ausfiel als erwartet", sagt Shovlin.
Was Ferrari zur Disqualifikation von Leclerc zu sagen hat
So erklärt auch Ferrari-Sportchef Ioverno die Disqualifikation von Leclerc und spricht von "außergewöhnlichen" Umständen an einem Sprintwochenende: "Du hast nur wenig Zeit, um das Auto vorzubereiten. Im Prinzip gibt es nur das eine Freie Training, und danach geht das Auto in den Parc ferme. Das bedeutet: Ab diesem Moment kannst du das Auto nicht mehr anfassen."
"Dazu kommt: Austin ist eine tolle Rennstrecke, aber es gibt dort unheimlich viele Bodenwellen. Das macht es schwierig für Fahrer und Fahrzeuge. In der Vergangenheit sind hier schon bei praktisch allen Teams mal Schäden an der Aufhängung oder am Chassis aufgetreten. Wir wussten also schon, dass es schwierig werden könnte."
Ferrari habe deshalb im Freien Training das Auto angehoben. "Wir gingen davon aus, es würde reichen", sagt Ioverno. "Es stellte sich aber heraus, dass wir zu knapp kalkuliert hatten. Das lag auch am Wind, der [zum Grand Prix] die Richtung wechselte und stärker ausfiel als vorhergesagt. All das führte dazu, dass unser Auto nach Rennende nicht mehr legal war."
Wie Ferrari das Problem hätte umgehen können, das wisse er derzeit noch nicht zu sagen. "Natürlich: Rückblickend hätten wir das Auto noch höher setzen können. Damit hätten wir aber an Leistung verloren. Und wir sind hier an der Rennstrecke, um unsere Leistung zu optimieren", erklärt Ioverno.
Ähnlich wie Wolff bei Mercedes beschwört auch er den Kampfgeist von Ferrari: "Wir gehen in knapp einer Woche in Mexiko wieder auf die Strecke und streben dort ein besseres Wochenende an."