Das "Jahr der verpassten Chancen" für George Russell
Wie sich Mercedes-Fahrer George Russell sein Abschneiden beim Formel-1-Wochenende in Austin erklärt und warum Teamkollege Lewis Hamilton besser war
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton war beim USA-Grand-Prix 2023 in Austin klar der bessere Mercedes-Fahrer auf der Strecke, George Russell nur die zweite Kraft im Team. Und ein bisschen Frust schwingt mit in seiner Stimme, wenn Russell sagt: "So geht es eigentlich schon das ganze Jahr. Es fühlt sich wie verpasste Chancen an."
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Mercedes-Fahrer George Russell glaubt, er macht nicht alles aus seinen Möglichkeiten Zoom Download
Denn Russell glaubt, es wäre mehr möglich gewesen als P8 im Sprint und P5 im Grand Prix. Doch individuelle Fehler haben in seinem Fall ein besseres Abschneiden verhindert: Eine Zeitstrafe kostete Russell am Samstag eine Position, ein "schlechter Start" am Sonntag mindestens viel Zeit.
"Ich war im Grand Prix von Anfang an im Hintertreffen", meint Russell, der von P5 ins Rennen ging, zwei Plätze hinter Hamilton. Doch wo Hamilton ständig in der Spitzengruppe unterwegs und bis zum Schluss sogar ein Siegkandidat war, reichte es für Russell nur zu einem Platz weiter hinten in den Top 10. Und das, obwohl er mit Medium-Hard-Medium die genau gleiche Reifentaktik fuhr wie Hamilton.
Russell: Nur der dritte Stint hat gepasst
Gerade der zweite Stint mit Hard habe ihm geschadet, sagt Russell: "Da mussten wir Sprit sparen und den Antrieb schonen. Damit fuhr ich eine Sekunde langsamer pro Runde."
Laut der Datenanalyse von F1 Tempo aber war schon der erste Stint auf Medium deutlich schwächer als bei Hamilton: Gut zwölf Sekunden büßte Russell bis zum ersten Boxenstopp auf den Teamkollegen ein, im zweiten Stint erneut über zehn Sekunden.
Erst der dritte Stint verlief für Russell zufriedenstellend: "Mit Medium waren wir am schnellsten auf der Strecke und kamen zehn Sekunden näher an Max [Verstappen] und ein paar Sekunden an Lewis heran."
Das wiederum stimmt so nicht ganz: Von 32 Sekunden Rückstand in Runde 40 holte Russell bis Runde 56 aber immerhin sieben Sekunden auf Verstappen auf. Der Gewinn gegenüber Hamilton lag bei ungefähr drei Sekunden.
Weil Austin ohnehin eine Spezialstrecke von Hamilton ist?
Und deshalb glaubt Russell, er habe in Austin "definitiv eine Chance verpasst", weil er nur im dritten Stint ausreichend schnell gewesen sei, so wie Verstappen und Hamilton vor ihm. "Deshalb ist es frustrierend, dass wir nicht auf dem Podium waren", sagt Russell.
"Der letzte Stint zeigt recht gut, was für ein Potenzial wir hatten. Es kommt einfach auf Kleinigkeiten an. Und wie ich schon sagte: So läuft es schon die ganze Saison. 2022 haben wir uns in 22 Rennen nicht eine Gelegenheit entgehen lassen. 2023 aber haben wir es gefühlt in 50 Prozent der Rennen nicht geschafft, unsere Punkte zu maximieren."
Dass in Austin keine Trendwende einsetzen würde, das hatte sich Russell schon gedacht: "Das war immer schon eine Strecke, auf der ich Probleme hatte, aber Lewis immer stark ist." Er halte Austin aber auch aufgrund der Asphaltbeschaffenheit "mit dem welligen, alten Belag und den ganzen Rissen" für einen "Sonderfall" im Formel-1-Kalender.