Was der Sprint in Austin bereits über das Rennen am Sonntag verrät
Wie hoch sind die Siegchancen von Max Verstappen? Wer wird die Nase im Kampf zwischen Lando Norris, Lewis Hamilton und Charles Leclerc vorne haben?
(Motorsport-Total.com) - Nachdem er das Sprintrennen in Austin am Samstag dominiert hatte, machte Formel-1-Weltmeister Max Verstappen einmal mehr deutlich, warum er überhaupt kein Fan dieser kürzeren Rennen ist.
"Es nimmt einem den Zauber, am Sonntag aufzuwachen", sagte er in der PK nach dem Sprint, "und man schaltet den Fernseher ein und hat das Qualifying gesehen, aber man weiß nicht, welches Auto [im Grand Prix] das schnellste sein wird."
Aber trifft das auf dieses Wochenende in Austin wirklich zu? Weiß die Formel 1 genau, was am Sonntag im Hauptrennen passieren wird, nachdem man bereits ein Rennen auf dem Circuit of the Americas erlebt hat?
Hier gehen wir den tieferen Lehren des ersten 19-Runden-Rennens vom Samstag auf den Grund, um zu sehen, ob sie tatsächlich auf eine Wiederholung im Hauptrennen hindeuten.
Verstappen sollte auch von Platz sechs aus gewinnen
Es führt kein Weg daran vorbei, dass Verstappen trotz seines relativ schlechten Startplatzes, aufgrund seines Ausrutschers am Freitagabend im Qualifying, weiterhin der große Favorit auf den Sieg beim Großen Preis der USA 2023 ist.
Er hätte eigentlich auf der Pole stehen müssen, denn selbst auf einer holprigen Strecke, auf der die Teams ihre Fahrhöhen erhöhen mussten, was den Red Bull Abtrieb am Unterboden kostet, behielt das beste Auto der Saison seine typische Form.
Im Qualifying waren die Konkurrenten zwar näher an Verstappen dran, aber im Sprintrennen war sein Tempo überlegen. Selbst als er seine Medium-Reifen am Schluss schonte, fuhr er im Schnitt 0,6 Sekunden pro Runde schneller als Lewis Hamilton - und zwar ab dem Zeitpunkt, als der Mercedes in Runde fünf aus dem DRS-Fenster rutschte.
Der Medium und der harte Reifen sind am Sonntag die bevorzugten Gummis für die Spitzenfahrer, die mit einer Zweistoppstrategie unterwegs sind, da das Management des thermischen Reifenabbaus hier eine große Herausforderung darstellt.
Da das Überholen in Austin einfacher ist, ist die einzige wirkliche Gefahr für Verstappen wieder der Start. Sollte er in einen Zwischenfall in Kurve 1 verwickelt werden - wie Carlos Sainz hier im Jahr 2022, als er von George Russell gerammt wurde - dann könnte sich der Ausgang des Rennens dramatisch verändern.
Norris wird Mercedes und Ferrari Probleme machen
Dank Sainz, der am Samstag mit seinen Softs beim Start zwei Plätze gutmachte und dann Vierter blieb, bis der Verschleiß der weichen Reifen einsetzte, verlor McLaren-Pilot Lando Norris im Sprintrennen bis zum Ende der ersten Rennhälfte 6,7 Sekunden auf die Spitze.
Doch nachdem er seinen ehemaligen Teamkollegen überholt und sich dann auf die Verfolgung gemacht hatte, konnte er diesen Rückstand bis zum Ziel wieder aufholen und lag nur 0,9 Sekunden hinter Charles Leclerc auf Platz drei.
Die beiden starten aus der ersten Reihe ins Hauptrennen, wobei der Ferrari auf der Pole steht. Es ist daher zu erwarten, dass sie und Hamilton in der Anfangsphase führen werden, während Verstappen sich entweder zu ihnen vorarbeitet oder seine Hoffnungen durch einen Zwischenfall zunichte gemacht werden.
Norris' durchschnittliche Pace in den letzten neun Runden, nachdem er Sainz überholt und freie Fahrt hatte, lag bei 1:40.063 Minuten gegenüber 1:40.718 von Leclerc und 1:40.181 von Hamilton. Leclerc behauptet: "Gegen Ende waren wir mehr auf der Pace von Lewis, aber da war es zu spät."
Die Zeiten sprechen jedoch eine andere Sprache, und das erste Rennen schien für den Ferrari-Piloten ein echter Kampf zu sein.
Leclerc begründete dies damit, dass "wir gegen Ende vor allem mit den Hinterreifen zu kämpfen haben" und Ferrari "versuchen muss, zu verstehen, was wir besser machen können, auch wenn wir das Auto nicht verändern können".
Die Scuderia kann sich jedoch vom Sprint-Wochenende 2022 in Österreich inspirieren lassen - Leclercs bislang letztem Sieg. Dort änderte er seinen Fahrstil und passte einige Einstellungen an, um den Reifenabbau zu verbessern.
Doch sollte Norris Leclerc im Grand Prix schnell überholen, so ist die Lehre aus der zweiten Hälfte des Austin-Sprints, dass der McLaren-Pilot Rundenzeiten fuhr, die im Schnitt 0,557 Sekunden langsamer als die von Verstappen waren.
Das deutet darauf hin, dass auch Norris nicht in der Lage sein wird, die Aufholjagd des Niederländers zu stoppen, sollte sie sich in vollem Umfang entfalten.
Die Tracklimits werden wieder ein Thema sein
Die letzte wichtige Erkenntnis aus dem Sprint in Austin ist, dass die Tracklimits im Hauptrennen erneut ein Thema sein werden.
Oscar Piastri erhielt eine Verwarnung, weil er diese in den Kurven 9, 19 und 20 wiederholt überfahren hatte, während Russell eine Strafe kassierte, weil er den Australier jenseits der weißen Linie aus Kurve 15 heraus überholt hatte.
Die Tracklimits in Kurve 1 waren ebenfalls ein Gesprächsthema im Sprint, weil Hamilton Leclerc überholte, nachdem er sie komplett überfahren hatte.
Nach Informationen von Motorsport-Total.com wurde dieser Vorfall von den FIA-Offiziellen in der Rennleitung schnell bewertet und nicht einmal auf dem offiziellen Zeitenmonitor erwähnt, da man der Meinung war, dass er unter den Ansatz der "Nachsicht in der ersten Runde" fällt.
Aber das heutige Rennen wird dreimal so lang sein wie der Sprint, und die Fahrer werden womöglich mit abgenutzteren Reifen kämpfen müssen. Dazu besteht die Möglichkeit, dass es ein oder zwei Safety-Cars geben wird, wodurch noch mehr Kämpfe entstehen.
Daher ist es schwer vorstellbar, dass die laufende Saga der Tracklimits am Sonntag nicht in die nächste Runde gehen wird.