Machtkampf bei Red Bull? Was an der Spitze des F1-Teams wirklich los ist
Laut brasilianischer Medien möchte sich Teamchef Christian Horner von Berater Helmut Marko trennen - So sieht die aktuelle Situation bei Red Bull wirklich aus!
(Motorsport-Total.com) - Genau ein Jahr nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hat sein Formel-1-Team nichts vom ehemaligen Glanz verloren. Doch während die rekordverdächtige Saison mit dem dritten WM-Titel in Folge einen weiteren Erfolg für das Team einbrachte, gab es hinter den Kulissen auf der Führungsebene große Veränderungen.
Diese Veränderungen waren immer mit Unsicherheiten bezüglich der neuen Rollen und Verantwortlichkeiten verbunden - und sie haben diese Woche vielleicht dazu beigetragen, neue Gerüchte über mögliche Machtkämpfe an der Spitze des F1-Teams zu schüren. Doch basieren diese Spekulationen auf der Realität?
Es war unvermeidlich, dass der Weggang eines so einflussreichen Mannes wie Mateschitz einen Wandel in der Arbeitsweise des Unternehmens auslösen würde - und insbesondere in der Art und Weise, wie das Formel-1-Team mit dem Hauptunternehmen zusammenarbeitet.
Zoff bei Red Bull: Kein Rauch ohne Feuer?
Nach dem Ausscheiden von Mateschitz teilen sich nun sein Sohn Mark, der 49 Prozent der Anteile hält, und der thailändische Milliardär Chalerm Yoovidhya, der die Mehrheit der Anteile hält, das Eigentum an dem Energydrink-Unternehmen. Außerdem gibt es mit Oliver Mintzlaff einen neuen CEO, der sich in der Welt der Formel 1 gut auskennt, nachdem er zuvor in Red Bulls Fußballaktivitäten involviert war.
Die Veränderungen lösten eine Überprüfung der F1-Aktivitäten von Red Bull aus, die zu einem vollen Engagement für die Zukunft führte - und zu einem Vorstoß, AlphaTauri weiterzuentwickeln und zu verbessern. Doch vor dem Rennwochenende in Austin findet sich Red Bull im Zentrum von Mediengerüchten über einen Machtkampf zwischen Horner und Marko wieder, die ihren Ursprung in Brasilien haben.
Andeutungen, Horner versuche, Markos Abgang zu inszenieren, sowie ein möglicher Machtkampf zwischen den Beiden wurden von Weltmeister Max Verstappen schnell zurückgewiesen. "Ich habe gesehen, dass die Leute von außen versuchen, irgendeinen Blödsinn zu erzählen, denn ich denke, dass die Stimmung im Team sehr gut ist", sagt er. "Jeder weiß genau, was seine Rolle ist."
Es heißt jedoch, dass es keinen Rauch ohne Feuer gibt, und weitere Fragen über die Beziehungen zwischen den Teamchefs wurden aufgeworfen, nachdem Marko einige interessante Kommentare zu den Gerüchten abgegeben hatte. "Ich habe einen Vertrag bis Ende 2024 und am Ende ist es die Entscheidung der Shareholder, nicht die von Christian Horner und letztendlich entscheide ich über mich", sagt er gegenüber Motorsport-Total.com.
Diese Äußerungen hätten als Bestätigung für einen möglichen Ärger zwischen den Beiden interpretiert werden können. Laut Horner spiegeln sie jedoch nicht wider, was wirklich vor sich geht.
Horner: "Schon immer eine gute Arbeitsbeziehung"
Auch, wenn sich die Dynamik von Markos Arbeitsbereich bei Red Bull nach dem Ausscheiden von Mateschitz verändert haben mag, ist Horner klar, dass sich die Art und Weise, wie die beiden zusammenarbeiten, kaum verändert hat. "Ich denke, eine der Kehrseiten von vielen Siegen ist, dass man an einen Punkt im Jahr kommt, an dem es nicht mehr viel zu schreiben gibt", sagt Horner zu den Gerüchten über die Probleme im Team.
"Und weil wir nicht konkurrieren oder nicht mit anderen Teams konkurrieren, ist es für andere sehr einfach, mit Steinen zu werfen. Es ist erstaunlich, wie viel Anziehungskraft diese Dinge in der neuen Welt der sozialen Medien, in der wir leben, zu haben scheinen."
"Aber es hat sich nichts geändert. Helmut hat natürlich seinen Freund und Kollegen Dietrich verloren, aber er ist noch genauso aktiv wie immer. Und ich schätze seinen Beitrag", so Horner. "Wir sprechen fast täglich über alle wichtigen Themen, die in der Formel 1 anstehen."
"Wir hatten schon immer eine gute Arbeitsbeziehung. Und es war immer eine starke Partnerschaft zwischen uns beiden. Das hat sich nicht geändert." Wo es allerdings manchmal klare Differenzen zwischen den beiden gibt, ist die Art und Weise, wie Marko sich äußert - was ihn manchmal in die Bredouille bringt (wie einige kürzlich gemachte Bemerkungen über Perez zeigen) und bei einigen Fraktionen innerhalb von Red Bull für Unmut sorgt.
Aber auch Horner sieht einen Wert in Marko. Außerdem ist er der Meinung, dass er eine entscheidende Rolle dabei spielt, dass Red Bull weiterhin der reaktionsschnelle Rennstall ist, den es braucht, um an der Spitze der Formel 1 zu bleiben - und das wird auch so bleiben.
"Ich denke, eine der Eigenschaften von Helmut ist, dass er brutal ehrlich ist", sagt der Red-Bull-Teamchef. "Das ist das Tolle an der Zusammenarbeit mit ihm: Man weiß genau, woran man ist. Wir hatten immer eine starke und enge Arbeitsbeziehung. Ich denke, dass seine Beziehung zu Dietrich uns und mir die Freiheit gegeben hat, das Geschäft zu führen. So wurde vermieden, dass wir uns in einem Firmensalat verhedderten."
"Wir waren in der Lage, das Wesen eines Rennteams beizubehalten, schnelle und entscheidende Entscheidungen zu treffen, was wir auch weiterhin tun, nur auf eine etwas andere Art und Weise", weiß Horner. "Anstatt über einen Mann zum Vorsitzenden zu gehen, gibt es jetzt ein etwas breiteres Gespräch, das die Aktionäre einbezieht."
Unterstützung durch die Aktionäre
Auch wenn die Änderungen seit dem Tod von Mateschitz eine andere Berichtsstruktur bedeuten, funktioniert der Umgang mit dem Vorstand und Mintzlaff laut Horner genauso gut wie zuvor. "Wenn wir schnell und entschlossen handeln mussten, haben sie das absolut getan - ob es um den Erwerb eines Gebäudes oder eine Entscheidung ging, die schnell getroffen werden musste", berichtet er.
"Aus der Sicht des Teams hat sich in unserer Welt nichts grundlegend geändert. Für Red Bull Racing hat sich wirklich nichts geändert, wir gehen immer noch unserer Arbeit nach und machen weiter wie bisher", so Horner. "Natürlich hat sich bei AlphaTauri etwas mehr geändert, denn die Aktionäre haben sich absolut verpflichtet, das Team nicht zu verkaufen.
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"Es hat also eine Umstrukturierung des Managements stattgefunden, die es vielleicht enger mit Red Bull Racing zusammenbringt, um die Synergien, die im Rahmen des Reglements zulässig sind, bestmöglich zu nutzen."
Guter Bulle - böser Bulle
Es ist wichtig zu verstehen, dass Horner und Marko zwar unterschiedliche Persönlichkeiten sind, dass aber Unternehmen davon profitieren, wenn sie nicht die gleichen Personen in Führungspositionen haben. Red Bull hat zeitweise von dieser Mischung aus "good cop" (guter Bulle) und "bad cop" (böser Bulle) in der Führungsetage profitiert - und in gewisser Weise hat dies auch Horner geholfen.
"Wir sind in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich, aber in anderen Bereichen sind wir uns sehr ähnlich: in der Leidenschaft, die wir für das Team empfinden, sowie in unserem Wunsch und unserem Engagement, zu gewinnen", weiß der Red-Bull-Teamchef.
"Aber alles entwickelt sich weiter. Und wenn ich mir Red Bull Racing heute anschaue, im Vergleich zu früher, oder das Engagement von Red Bull in der Formel 1 im Vergleich zu dem, wie wir in den Sport gekommen sind, dann hat sich viel verändert."
"Als Red Bull Jaguar übernommen hat, waren wir etwas mehr als 400 Mitarbeiter, jetzt sind wir über 1600 Mitarbeiter in der gesamten Gruppe. Es ist ein großes Unternehmen und es hat sich weiterentwickelt. Wenn ich mir anschaue, welche Rolle ich heute spiele, dann ist das viel mehr, als ich es 2005 getan habe."
Die Art und Weise, wie sich die Organisation von Red Bull in den letzten zwölf Monaten an die Veränderungen angepasst hat, beunruhigt Horner nicht - und er glaubt, dass er persönlich genau das hat, was nötig ist, um das Team weiter voranzubringen.
Red Bull aktuell "in der besten Verfassung"
"Da Red Bull in seinem Hauptgeschäft weiterhin erfolgreich ist, hatte ich die Freiheit und Autonomie, mich weiterzuentwickeln, was in der Formel 1 so wichtig ist", sagt er. "Das ist einer der Gründe, warum wir in den letzten 20 Jahren so erfolgreich waren."
"Wir haben eine großartige Unterstützung. Wir investieren in einen neuen Windtunnel, der von beiden Anteilseignern abgesegnet wurde", verrät der Teamchef. "Wir investieren in die Einrichtungen und den Campus, um ihn zu einem echten Technologiecampus zu machen, der Talente anzieht und fördert."
"Es hat sich also nichts geändert", nimmt Horner zu den aktuellen Gerüchten eine klare Stellung. "Das Engagement ist absolut: Unsere Stärke und unser Tiefgang waren schon immer unsere Mitarbeiter. Und ich glaube, wir haben die stärkste technische Gruppe, die wir je hatten."
"Ich denke, wir sind operativ stark. Ich sehe keine Schwächen in der Organisation. Das heißt aber nicht, dass wir nicht noch besser werden können. Man kann sich immer verbessern und man lernt immer dazu, aber ich denke, Red Bull Racing ist in der besten Verfassung, in der es je war."