Sieben Worte und weg: Was war das für ein "Interview", Lance?
Lance Stroll hat sich nach dem Qualifying von Katar als schwieriger Interviewpartner erwiesen - Nach viertem Q1-Aus in Folge glaubt auch Alonso nicht mehr an Platz vier
(Motorsport-Total.com) - Sieben karge Worte, dann war das "Interview" mit Lance Stroll schon wieder vorbei: "It's shit", "I don't know" und "keep driving" gab der Aston-Martin-Pilot nach dem Qualifying zum Formel-1-Rennen in Katar (die Sessions live im Ticker verfolgen) sichtlich verärgert als Antwort und stapfte dann wieder davon - ein Traum für jeden Fragesteller.
Nun ist Stroll ohnehin schon nicht für seine ausschweifenden und redefreundlichen Antworten bekannt, bei denen er für viele auch nicht immer den nettesten und motiviertesten Eindruck macht, doch dieses Interview setzte dem Ganzen noch einmal die Krone auf.
Dabei ist es durchaus verständlich, dass ein Fahrer nicht immer Lust auf Interviews hat, vor allem wenn es gerade nicht gut läuft. Stroll war gerade als 17. schon in Q1 von Doha hängengeblieben. Während Teamkollege Fernando Alonso weiter der einzige Fahrer ist, der immer in Q3 kommen konnte, war das Q1-Aus in Doha bereits das vierte in Folge für den Kanadier.
Strolls letzten einstelligen Startplatz gab es beim Rennen in Spielberg Anfang Juli (!). Und gegen Alonso sieht er absolut keinen Stich, wie das 2:15 in den Qualifying- und 1:15 in den Rennduellen zeigt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich viele fragen, ob Stroll überhaupt noch Lust auf die Formel 1 hat. Denn das wirkt häufig nicht so.
Das Interview nach dem Qualifying ist auf jeden Fall bezeichnend. In den TV-Bildern war zuvor zu sehen, wie Stroll wütend aus dem Auto steigt und in der Garage verschwindet. Ob er dabei womöglich sogar einen seiner Teammitglieder geschubst haben soll, ist nicht zweifelsfrei zu belegen.
Auf seine Emotionen angesprochen, sagt er nur: "It's shit." Also scheiße. Nächste Frage: Was "klickt" für ihn derzeit nicht hinter dem Lenkrad? Klare Antwort: "Keine Ahnung." Und wie wirkt sich das auf seinen Ansatz für das restliche Wochenende aus? Wirft er vielleicht nun im Sprint alles rein? "Einfach fahren", sagt Stroll und geht.
Pressemitteilung findet Aussagen
Die PR-Abteilung von Aston Martin hat Stroll in der offiziellen Pressemitteilung zum Qualifying doch noch ein paar Worte mehr entlocken können, wobei diese auch gerne einfach "erfunden" und abgesegnet werden, ohne dass der Fahrer diese wirklich gesagt hat.
Dort wird Stroll zitiert: "Es war heute ein enttäuschendes Qualifying. Meine erste Runde wurde wegen der Tracklimits gestrichen, und die zweite musste ich wegen des Verkehrs abbrechen, sodass ich für meinen letzten Run noch eine große Aufgabe hatte."
"Das Auto fühlte sich gut an, aber wir hatten einfach nicht die Pace. Wir haben morgen noch einmal die Gelegenheit, zu fahren und vor den Sprintrennen zu lernen, was wir können."
Auch von Teamchef Mike Krack liest man in der Meldung nicht viel zu Stroll: "Leider kam Lance nicht über Q1 hinaus. Ihm wurden ein paar Runden wegen der Tracklimits gestrichen, was ihn zurückwarf und sein Weiterkommen verhinderte", wird er zitiert.
Bester Startplatz für Alonso seit Kanada
Zumindest lief es auf der anderen Seite der Garage deutlich besser: Fernando Alonso konnte das Qualifying auf dem sechsten Platz beenden und durch die gestrichenen Zeiten der beiden McLaren sogar auf den vierten Startplatz nach vorne rutschen - sein bester Startplatz seit Montreal.
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"Ich bin sehr glücklich. Wir waren jetzt schon seit ein paar Rennen nicht mehr so konkurrenzfähig, dass wir so weit vorne stehen können, von daher bin ich glücklich mit der Performance", sagt der Spanier. "Das Auto fühlte sich im Training mit den schwierigen Bedingungen schnell an, und auch im Qualifying waren wir konkurrenzfähig."
Das war auch wichtig, denn McLaren droht das Team noch mit großen Schritten zu überholen, auch wenn Lando Norris und Oscar Piastri durch die Zeitenstreichung hinter Alonso ins Rennen gehen werden.
Alonso glaubt: McLaren wird noch überholen
49 Punkte liegt McLaren nur noch hinter Aston Martin in der Konstrukteurs-WM. Was sich nach einer Menge anhört, wird schon wieder relativiert, wenn man bedenkt, dass McLaren alleine in den vergangenen beiden Rennen in Suzuka und Singapur 53 Punkte auf Aston Martin aufholen konnte. Sechs Rennen sind da noch eine Menge Zeit.
"Sie haben derzeit das Momentum und holen mit beiden Autos viele Punkte. Sie sind sehr stark", muss Alonso zugeben und fürchtet, dass es für sein Team am Ende nicht reichen könnte: "Sie werden uns vielleicht überholen, und das müssen wir dann akzeptieren", sagt er.
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"Bis jetzt sind wir aber noch vorne, und wir werden versuchen, uns in jedem Rennen zu verteidigen."
Helfen könnte ein zweiter Fahrer, der neben Alonso noch Punkte für Aston Martin sammelt, doch das Punktekonto ist bei Stroll nach der Sommerpause noch leer.