• 06. Oktober 2023 · 22:04 Uhr

George Russell: McLaren ist schneller, aber "definitiv schlagbar"

Wie Mercedes-Fahrer George Russell das Formel-1-Qualifying in Katar bewertet und warum er sich für den Grand Prix am Sonntag eine Podestchance ausrechnet

(Motorsport-Total.com) - Dritter auf der Rennstrecke, aber Zweiter in der Startaufstellung zum Katar-Grand-Prix 2023 am Sonntag: George Russell sieht gute Chancen für sich und Mercedes auf ein Top-3-Ergebnis, nachdem sich die McLaren-Fahrer Lando Norris und Oscar Piastri mit Tracklimits-Verstößen selbst um eine bessere Ausgangslage gebracht haben.

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Lando Norris im McLaren vor George Russell im Mercedes in Katar Zoom Download

Denn eigentlich war McLaren im Qualifying schneller als Mercedes. So sagt es zumindest Russell in der Pressekonferenz: "Lando war vor uns und sein [Tracklimits-Verstoß] hat nur marginal zu seiner Leistung beigetragen. Man muss schon sehr präzise fahren. Manchmal geht es um Millimeter." Und das zu weite Rausfahren habe Norris keinen zu großen Vorteil verschafft.

Mit 1:24.074 Minuten war McLaren-Fahrer Norris in Q3 um 0,145 Sekunden vor Mercedes-Fahrer Russell geblieben, ehe ihm die Rundenzeit nachträglich aberkannt wurde aufgrund seines Tracklimits-Verstoßes. So "erbte" Russell mit 1:24.219 Minuten den zweiten Platz hinter Red-Bull-Fahrer Max Verstappen und Russell-Teamkollege Lewis Hamilton rückte gleich um zwei Positionen auf Rang drei nach vorne.

Wo McLaren schneller war als Mercedes

Das finale Ergebnis dürfe aber nicht über das wahre Kräfteverhältnis hinwegtäuschen, betont Russell: "Wir sind einen halben Schritt zurück hinter McLaren. Das wissen wir."

Laut der Analyse von F1 Tempo heißt das in Katar: McLaren hat auf den Geradeaus-Passagen den etwas besseren Topspeed und nimmt Mercedes allein bis zur ersten Kurve schon eine Zehntelsekunde ab. Bis Kurve 6 dreht Russell im Vergleich zu Norris zwar den Spieß um und fährt seinerseits eine Zehntel Puffer heraus, bis Kurve 11 aber werden daraus rund zweieinhalb Zehntel Rückstand.

Und noch einmal wendet sich das Blatt: Bis Kurve 14 arbeitet sich Russell im Direktvergleich um eineinhalb Zehntel nach vorne, ehe Norris in den schnellen Kurven zum Schluss der Runde glänzt und bis zur Ziellinie drei Zehntel auf Russell herausholt.

Kann Mercedes McLaren im Rennen wirklich halten?

Was die Frage aufwirft, ob Mercedes über die Grand-Prix-Distanz gegen McLaren bestehen kann, wenn der MCL60 dem W14 über eine fliegende Runde überlegen ist. Doch Russell hält McLaren "definitiv" für schlagbar, wohl auch aufgrund der schlechteren Startplätze für Norris und Piastri.

"Wir wissen ja: Am Sonntag liegen die Fahrzeuge enger beisammen. Aber Lando war in Suzuka unheimlich schnell. Er wird unser größter Gegner. Ich sehe aber keinen Grund, weshalb wir nicht mit beiden Autos um Podestplätze kämpfen sollten."

Keine Chance gegen Fast-Weltmeister Verstappen

Das werde aber wahrscheinlich hinter Favorit Verstappen im Red Bull passieren, räumt Russell ein. Er sieht keine realistische Siegchance, sondern könne Verstappen "nach Kurve 1 [höchstens] zum Abschied winken", weil dieser dann davonfahren werde.

"Max leistet herausragende Arbeit und verdient es, dieses Jahr Weltmeister zu werden", sagt Russell. "Wir müssen nächstes Jahr besser werden und ihn herausfordern."


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Dabei habe sich Mercedes bereits gesteigert im Vergleich zum Saisonbeginn, meint Russell. Sein Team habe nun "die deutlich besseren Qualifyings", was sich in mehr Selbstvertrauen beim Fahrer im Cockpit äußere.

Wie sich Mercedes über die Saison gesteigert hat

Russell macht das vor allem an "gelernten Lektionen" und an der gesammelten "Erfahrung" mit dem W14-Mercedes fest. Er erklärt: "Wir waren zu Saisonbeginn deutlich hintendran. Wir haben dann viele unterschiedliche Dinge mit dem Auto ausprobiert."

"Im Prinzip haben wir bei den zurückliegenden fünf Rennwochenenden das gleiche Set-up verwendet. Wir wissen also, was das Auto braucht, um die maximale Leistung zu erbringen. Das hilft dabei, konstant zu sein." Dennoch habe Mercedes in Katar "definitiv nicht erwartet, in der Startaufstellung auf P2 und P3 zu stehen", so Russell. "Das ist eine angenehme Überraschung."

Form hatte sich schon früh im Qualifying angedeutet

Andererseits habe sich diese starke Form bereits zu Beginn des Qualifyings angedeutet. Einzig ein "Fehler" seinerseits habe das in Q1 kaschiert, meint Russell: "Das hat mich drei Zehntel gekostet. Ich hätte sonst unter den Top 3 sein können."

"In Q2 bin ich mit gebrauchten Reifen gefahren. Dafür war P5 ein starkes Ergebnis. Dass wir in Q3 um die Top 3 gefahren sind, war so gesehen keine große Überraschung."

Fahrt ins Ungewisse über die Renndistanz

Unklar sei jedoch, was das weitere Wochenende in Katar für alle Beteiligten bereithalte. Es gäbe "viele Unbekannte", sagt Russell. "Der Reifenverschleiß ist so ein Thema. Wird es einen Stopp geben [im Grand Prix] oder zwei?"

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Lando Norris mit George Russell nach dem Formel-1-Qualifying in Katar Zoom Download

"Die Strecke ändert sich auch permanent. Meine erste Runde im Qualifying war direkt zwei Sekunden schneller als im Freien Training. Ich glaube, einen solchen Sprung habe ich in der Formel 1 noch nicht erlebt. Deshalb wissen wir nicht, was am Samstag und am Sonntag passiert."

Warum Russell in der Boxengasse angehalten hat

Und was ist in Q3 unmittelbar vor den entscheidenden Runden passiert? Russell hielt in der Boxengasse an und einige Fahrerkollegen hinter sich auf - ähnlich wie Verstappen in Singapur, der dafür eine Verwarnung kassiert hatte. Den Zwischenfall wollten die Sportkommissare später ausdrücklich nicht als Präzedenzfall verstanden wissen, und Russell kam in Katar ganz ohne Untersuchung davon.

Er schildert die Situation so: "Wenn du in der Boxengasse in der Schlange stehst, siehst du gar nicht, wie viele Autos vor dir sind. Jeder ist auf einen Abstand von fünf bis sieben Sekunden [zum Vordermann] aus. Wenn dann zehn Autos hintereinander in der Boxengasse stehen, macht das 50 Sekunden, die du mindestens warten musst."

Als Formel-1-Fahrer sei man für die optimale Leistung über eine fliegende Runde auf diesen Abstand angewiesen, meint Russell. Und der Weltverband habe bereits "definitiv positiv" eingegriffen, in dem er eine Maximalzeit für den Abschnitt zwischen den beiden Safety-Car-Linien festgesetzt habe.

"Es ist uns gleichzeitig erlaubt, in der Boxengasse auf Abstand zu gehen. Das kann aber auch stressig werden, wenn du buchstäblich eine Minute in der Boxengasse stehst. Du weißt nicht, was passiert, ob du überhaupt rechtzeitig über die Linie kommst, wie es den Reifen geht. Das ist die Herausforderung dabei", erklärt Russell.

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