Fernando Alonso meckert am Funk: "Den Löwen vorgeworfen!"
Acht Jahre nach dem berühmten Funkspruch "GP2-Motor" ist Formel-1-Fahrer Fernando Alonso beim Japan-Grand-Prix in Suzuka wieder am Funk eskaliert
(Motorsport-Total.com) - Beim Japan-Grand-Prix der Formel 1 macht Fernando Alonso gerne mal seinem Ärger Luft: Acht Jahre nach dem berühmten Funkspruch "GP2-Motor" in Richtung McLaren-Partner Honda stänkerte Alonso im 2023er-Rennen gegen sein Team Aston Martin. Der Grund: Er wähnte sich auf der falschen Strategie.
Und so wandte sich Alonso vorwurfsvoll an seinen Renningenieur Chris Cronin: "Ihr habt mich den Löwen zum Fraß vorgeworfen, weil ihr mich so früh reingeholt habt. Unglaublich!"
Später legte Alonso am Funk noch einmal nach, weil er mit seinem AMR23 nicht an vorausfahrenden Autos vorbeikam. Und das klang dann so: "Die ziehen mir auf den Geraden davon. Los, überleg dir was!"
Wie Alonso seine barschen Worte am Funk erklärt
Er sei eben "verärgert" gewesen über den "zu frühen ersten Stopp", sagte Alonso nach dem Rennen. Dann spielte er die Funksprüche schnell herunter: "Es ist das alte Lied mit dem FOM-Funkverkehr. Es wird komplett aus dem Zusammenhang gerissen."
"Ich weiß nicht genau, was die anderen Fahrer sagen, wenn sie hinter einem langsameren Auto hängen, das sich auf den Geraden aber absetzt, obwohl ich DRS habe. Vielleicht sagen andere Fahrer da: 'Okay, bleibe ich halt dahinter.' Ich bin lieber motiviert, das Auto zu überholen."
"Aber auf der Strecke war ich heute langsamer, obwohl ich DRS aktiviert hatte. Deshalb habe ich um eine andere Strategie gebeten. An die Box fahren und überholen [mit einem Undercut]. So macht man das. Wir schlagen die Leute auf der Strecke, auch wenn der Funkverkehr der Höhepunkt ist."
Der frühe erste Stopp beschäftigt Alonso sehr
Doch Alonso hat seine Gegner nicht auf der Strecke geschlagen, sondern hing nach dem frühen Stopp im breiten Mittelfeld fest. Statt auf P6 fuhr er nach dem Reifenwechsel auf P11 und hatte es auf einmal mit Alpine-Fahrer Esteban Ocon vor sich und AlphaTauri-Fahrer Yuki Tsunoda hinter sich zu tun. Und seiner Meinung nach geschah das ganz ohne Not.
"Ich war hinter den Ferrari und vor Hamilton gefahren, ohne unter zu großem Druck zu stehen", sagt Alonso. "Dann kamen wir in Runde zwölf herein. Ich glaube, da ging es darum, Tsunoda zu covern, was ein bisschen überraschend kam. Und nach dem Stopp wurde es ein sehr langes Rennen. Vielleicht war [der Stopp] also ein Fehler. Aber im Nachhinein sagt sich das leicht."
Alonso wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe im Frust mit seinem Team gestritten: "Das habe ich nicht getan. Mir war nur klar, dass wir zu früh gestoppt hatten. Und das ist kein Problem. Manchmal profitiert man ja auch davon. Manchmal kann man etwas daraus lernen. Und unterm Strich wäre wohl nichts anderes dabei herausgekommen, also ist es in Ordnung."
Warum die Strategie vielleicht doch "nicht falsch" war
Denn laut Alonso war für Aston Martin realistisch maximal P8 möglich im Japan-Grand-Prix. Und P8 hat er auch erreicht. "[Der frühe erste Stopp] hat unser Rennen also nicht zu sehr verändert", sagt Alonso.
Vielleicht sei die Strategie von Aston Martin sogar ganz clever gewesen, wo er zwei Reifensätze der Hard-Mischung gehabt habe, Ferrari für seine Fahrer aber jeweils nur einen Satz. "Deshalb haben wir versucht, den ersten Stopp früh einzulegen, um Ferrari ebenfalls zu einem frühen Stopp zu zwingen. Ich verstehe diese Taktik. Die ist nicht falsch."
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"Aber wenn du in einem sehr langsamen Auto sitzt und in Verkehr kommst, dann kann es schon mal einen Moment geben, in dem du dich ärgerst und Schwung verlierst. Das ist heute passiert, aber es geht mir vollkommen gut."
Aston Martin wusste über das Topspeed-Problem Bescheid
Die Schwäche auf den Geraden sei für Aston Martin aber "nicht überraschend" gekommen, versichert Alonso. Es habe sich bereits im Freitagstraining angedeutet. "Da waren wir am schwächsten, genau wie am Samstag. Es fehlte uns [auch am Sonntag] deutlich an Topspeed, aber das hatten wir so entschieden."
Grundsätzlich aber könne er nicht viel kritisieren, weil die Rennpace des AMR23 "besser als erwartet" ausgefallen sei, wenn auch nicht auf den Geraden. Deshalb sei P8 hinter den Topteams ("weil Checo [Perez] ausgeschieden ist") ein gutes Ergebnis und "mehr oder weniger das perfekte Rennen" gewesen, betont Alonso.
Wie Alonso beim Start nach vorne kam
Den Grundstein dazu hatte er bereits am Start gelegt: Auf Soft-Reifen war Alonso von Startplatz zehn auf P6 nach vorne gefahren. Und dazu sagt er schlicht: "Nicht schlecht für einen 42-Jährigen!"
Ernsthaft fügt Alonso hinzu: "Ich glaube, die Reifen haben geholfen. Von der Linie weg hast du mit Soft etwas mehr Grip. Und in Kurve 2 gab es zwischen Checo und Hamilton ein bisschen Chaos. Da habe ich profitiert."
Er wolle es nicht allein auf sein fahrerisches Können schieben. "Da ist schon auch Glück dabei", meint Alonso. "Manchmal nimmst du die äußere oder die innere Linie und du fährst auf eine Reihe von Autos auf, dann geht es sich eben nicht aus. Aber heute war es mehr Glückssache als alles andere."
Umso mehr erscheine es ihm "etwas seltsam", schon nach elf Runden den ersten Boxenstopp einzulegen. "Wir lagen doch mit P6 gut im Rennen", sagt Alonso.
"Ich hatte nicht erwartet, so schnell zu sein wie Ferrari und Mercedes. Mit einer besseren Strategie hätten wir vielleicht Sechster oder Siebter werden können. Danach hatte es nach dem Qualifying noch nicht ausgesehen. Der Sonntag war definitiv sehr stark für uns. Jetzt müssen wir noch verstehen, warum das so war. Das Auto war überraschend gut."