Max Verstappen beweist im Suzuka-Qualifying: 1:28 geht doch!
Mit einer Fabelrunde hat sich Max Verstappen die Poleposition für den Grand Prix von Japan gesichert - Oscar Piastri am Sonntag neben ihm in Reihe 1
(Motorsport-Total.com) - Die Red-Bull-Niederlage in Singapur bleibt offenbar eine einmalige Sache. Denn im Qualifying zum Grand Prix von Japan in Suzuka hat Max Verstappen eindrucksvoll zurückgeschlagen und sich die Poleposition gesichert. Mit einer Bestzeit von 1:28.877 Minuten verwies er die beiden McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris auf die Plätze 3 und 4.
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Max Verstappen ist zurück: In Suzuka war er mit dem Red Bull unschlagbar Zoom Download
Verstappen legte schon im ersten Q3-Run eine beeindruckende Referenzzeit vor: 1:29.012 Minuten. Damit lag er vor dem großen Finale 0,446 Sekunden vor Piastri und 0,481 Sekunden vor Norris. Doch das war ihm noch nicht genug: Verstappen legte im zweiten Run noch einmal zu und steigerte sich um weitere 0,135 Sekunden.
Eine außergewöhnliche Runde, mit der sein Teamkollege nicht einmal ansatzweise hinholen konnte. Er habe es ja gesagt, dass eine 1:28er-Zeit möglich sei, meinte Verstappen am Boxenfunk und grinste unterm Helm: "Dieser erste Sektor hat wirklich Spaß gemacht!"
Das schafften die McLaren-Fahrer nicht, konnten ihre Positionen aber dennoch behaupten. Vor Charles Leclerc (Ferrari/+0,665), Sergio Perez (Red Bull/+0,773), Carlos Sainz (Ferrari/+0,973), Lewis Hamilton (Mercedes/+1,031), George Russell (Mercedes/+1,342), Yuki Tsunoda (AlphaTauri/+1,426) und Fernando Alonso (Aston Martin/+1,683).
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Warum war Mercedes nicht schneller?
In Singapur hätte Russell beinahe das Rennen gewonnen, eine Woche später hat er im Qualifying mehr als eine Sekunde Rückstand. Was auch daran lag, dass er in Q3 nur noch einen frischen Reifensatz zur Verfügung hatte und sich mit einem schnellen Run begnügte. So war er am Ende nicht auf der Strecke, als der Asphalt noch um einen Tick griffiger war.
Aber auch Hamilton war nur unwesentlich schneller. Die beiden teilen sich die vierte Startreihe. Ein Ergebnis, mit dem Hamilton nicht unzufrieden ist: "Die Balance war gestern schlecht. Über Nacht haben wir einiges umgebaut, und heute fühlte sich das Auto viel besser an."
Am meisten Zeit verliert Mercedes in den S-Kurven des ersten Sektors. Dass man in denen verwundbar sein würde, wusste man auch in Singapur schon. Hamilton sagt: "Ich habe alles gegeben, aber die sieben Zehntel, die uns im ersten Sektor fehlen, kommen alle vom Heck. Unser Auto hat einen Haufen Anpressdruck vorn, aber viel zu wenig hinten. Das liegt an unserem Konzept. Für mich ist klar, dass wir das für nächstes Jahr ändern müssen."
Positiv dafür: Mercedes konnte im Qualifying harte Reifen für das Rennen sparen und hat damit im Vergleich zu etwa McLaren einen Vorteil. Das könnte insofern eine Rolle spielen, als ein Rennen mit extrem hohem Reifenverschleiß und möglicherweise bis zu drei Boxenstopps erwartet wird.
Kann Ferrari das Rennen wieder gewinnen?
Eine Woche nach dem Sieg in Singapur steht Sainz auf P6 der Startaufstellung. An einen Sieg glaubt er nicht: "Ich habe mit dem Set-up nie ganz den Sweetspot getroffen. Und das tut auf einer Strecke wie dieser weh. Aber es ist nicht so, dass viel mehr drin gewesen wäre. Red Bull und McLaren sind eindeutig vor uns. Wir sind das drittbeste Team."
Teamkollege Leclerc ist über Platz 5 sogar angenehm überrascht: "Ich hätte nicht gerechnet, so nahe an McLaren dran zu sein", sagt er. "Im Vergleich zu gestern haben sie im ersten Sektor einen enormen Schritt nach vorn gemacht. Sie haben auch ihr Qualifying besser gemanagt, weil sie in Q3 noch einen Softreifen mehr hatten als wir. Aber sonst war meine Runde gut."
Wie will McLaren Verstappen schlagen?
Norris hat da eine unkonventionelle Idee: "Oscar, wenn du Senna in Kurve 1 hinein nachmachen willst, habe ich nix dagegen!" Eine Anspielung auf 1990, als Ayrton Senna im WM-entscheidenden Rennen in Suzuka Alain Prost bewusst abschoss, sodass beide ausschieden und Senna Weltmeister war. Sollte Piastri am Sonntag mit Verstappen so eine Aktion abziehen, wäre Norris der lachende Dritte.
Aus eigener Kraft wird Verstappen für McLaren kaum zu schlagen sein. "Wie sollen wir Red Bull schlagen? Was habt ihr bitte gesehen?", fragt sich Norris in einer TV-Diskussion bei Sky. Und das, obwohl das Auto an diesem Wochenende so stark ist wie vielleicht noch nie in dieser Saison: "In den schnellen Kurven können wir uns einfach auf den Grip verlassen", freut sich Piastri.
Dabei war seine Runde nicht ganz perfekt. Nach dem ersten Sektor, sagt der junge Australier, sei er um zwei Zehntelsekunden schneller gewesen als in der Runde davor. Aber: "Sechs Zehntel hätte ich nicht gefunden. Ich bin ein bisschen frustriert, dass ich mich am Ende nicht steigern konnte. Aber letztendlich war es egal."
Was sagt Verstappen über seine Fabelrunde?
Ganz offensichtlich schöpft der Red-Bull-Fahrer Genugtuung daraus, nur eine Woche nach Singapur so eindrucksvoll zurückgeschlagen zu haben. Auf die Frage, ob nun alle Zweifler ruhig sein sollten, die vermutet hatten, dass Red Bull durch die neuen technischen Richtlinien eingebremst wurden sein könnte, antwortet er: "Die können sich jetzt verpissen!" (englisches Originalzitat: "They can go suck on an egg!")
"Singapur ist für uns einfach gar nicht passiert", grinst Verstappen - und kommt ins Schwärmen, wenn er erzählt, wie er auf seiner letzten Runde durch die legendären S-Kurven gefahren ist: "Es war am Limit, aber ich hatte es unter Kontrolle. Es ist ein schönes Gefühl, wenn das Auto genau das macht, was du möchtest, dass es macht."
Helmut Marko applaudiert: "Die McLaren sind das bessere Auto in schnelleren Kurven, und trotzdem hat er auch in Sektor 1 die Bestzeit. Max war das ganze Wochenende richtig motiviert. Unsere schlechte Performance in Singapur hat ihn schon sehr gestört, aber auch die Kommentare danach. Er hat jetzt gezeigt, wer der Schnellste und Beste ist."
Auch Teamchef Christian Horner staunt über seinen Nummer-1-Fahrer: "Wir haben heute etwas ganz Besonderes erlebt. Wenn ihr euch diese letzte Runde noch einmal anseht, dann guckt euch einfach mal Kurve 5 an. Dieser erste Sektor war eine absolute Machtdemonstration", sagt er im ersten TV-Interview bei Sky.
Wie kam es zum Crash von Logan Sargeant in Q1?
Neu Minuten vor Ende der Session gab's rote Flaggen. Logan Sargeant stand ausgangs der letzten Kurve im Kiesbett. Die Wiederholung zeigte: Sargeant war ausgangs der Schikane zu schnell, kam ins Übersteuern, ging aber nicht schnell genug vom Gas und verlor daher die Kontrolle über seinen Williams.
Für den Amerikaner, dessen Formel-1-Cockpit 2024 nicht gesichert ist, in der aktuellen Situation keine gute Nachricht. Zumal er an dem Crash selbst schuld war. ORF-Experte Alexander Wurz analysiert: "Dass er es im ersten Run so überaggressiv probiert ... Damit hat er sich keinen Gefallen getan. Er hatte ziemlich lang Übersteuern und hätte es mit dem Gasfuß selbst einfangen können."
Laut Wurz sei Sargeant in der Situation einfach zu aggressiv gefahren: "Da hat er zu viel Kaffee getrunken! Er geht leicht vom Gas, denkt sich dann, nein, das mache ich jetzt nicht, geht wieder auf's Gas - und erkennt zu spät, dass er damit in der Mauer landet."
Die Enttäuschung in der Williams-Box war groß. Ein Mechaniker, der von den TV-Kameras eingefangen wurde, hatte seinen Kopf gesenkt und raufte sich die Haare. Und die Stimmung in der Garage war offensichtlich auf dem Tiefpunkt. Auch, weil der Schaden recht groß war und jetzt möglicherweise ein Getriebewechsel vor dem Rennen droht.
Immerhin sucht Sargeant nicht nach Ausreden. Er gibt zu: "Ich war einfach zu aggressiv auf dem Gas, kam aufs Gras, und da war's dann zu spät. Es ist schwierig. Einerseits willst du so hart pushen wie möglich, andererseits willst du keine Fehler machen. Das ist ein schmaler Grat. Den habe ich heute nicht gefunden."
Wer flog außer Sargeant in Q1 raus?
Im ersten Segment gab's durch Platz 4 von Lawson eine Überraschung. Bestzeit fuhr Verstappen, 0,185 Sekunden vor Norris und 0,515 Sekunden vor Leclerc. Die Fahrer, die zusätzlich zu Sargeant ausschieden, waren die beiden Alfa Romeos (16./19.), Lance Stroll (17./Aston Martin) und Nico Hülkenberg (18./Haas), der das Teamduell gegen Kevin Magnussen (15.) diesmal um 0,323 Sekunden verlor.
Eine herbe Enttäuschung insbesondere für das Alfa-Romeo-Team, das nach P10/11 im Abschlusstraining gehofft hatte, mit den Singapur-Updates zumindest die erste Hürde zu nehmen. "Ich weiß nicht, was da los war. Das Auto war gut", seufzte Valtteri Bottas am Boxenfunk. Und Guanyu Zhou beklagte sich über Verkehr in Kurve 9. Dort habe ihn auf seiner schnellen Runde ein AlphaTauri behindert.
Wie ging es in Q2 weiter?
Ganz vorn mit weiteren Überraschungen. Zunächst führte Verstappen vor Piastri und Norris. Doch während die Top 3 entschieden, einen Reifensatz für Q3 einzusparen, ging Leclerc noch einmal auf die Strecke und sicherte sich die Bestzeit, 0,024 Sekunden vor Verstappen.
Der große Pechvogel war Liam Lawson (AlphaTauri). Er verpasste den Cut fürs Q3 nur um 0,043 Sekunden gegen Alonso und schied als Elfter aus. Im direkten Vergleich gegen seinen Teamkollegen Tsunoda (7.) war der Formel-1-Rookie, der die Strecke in Suzuka aus seiner Japan-Zeit gut kennt, um 0,304 Sekunden langsamer.
Gemeinsam mit Lawson schieden Pierre Gasly (12./Alpine), Alexander Albon (13./Williams), Esteban Ocon (Alpine) und Kevin Magnussen (Haas) aus. Lawson und Magnussen verwendeten in Q2 nur einen Reifensatz, weil sie in Q1 schon einen mehr gebraucht hatten.
Gasly kam vor seinem letzten Run an die Box und meldete: "Ich spüre da was zwischen meinen Füßen. Im Cockpit." Da das Thema am Boxenfunk danach nicht mehr behandelt wurde, ist bis jetzt nicht bekannt, worum es sich dabei gehandelt haben könnte.
Nach seinem Scheitern funkte Gasly: "In Kurve 11 habe ich immer mit der Front Probleme, wenn ich in die Rotation gehe." Worauf sein Renningenieur antwortete: "Deswegen haben wir da wahrscheinlich ein bisschen verloren. Die Sektoren sahen im Vergleich zu Esteban nicht so schlecht aus, nur der Mittelsektor war schlechter. Das könnte 60 Millisekunden gekostet haben. Dann wärst du vielleicht Zehnter geworden."
Wo kann man den Grand Prix von Japan im TV sehen?
Für Hardcore-Fans endet der Formel-1-Tag auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. (Jetzt kostenlos abonnieren!) Dort gibt's nämlich am Samstag und Sonntag jeweils um 13:00 Uhr deutscher Zeit die F1-Show mit Host Kevin Scheuren und Chefredakteur Christian Nimmervoll. Die beiden analysieren das Qualifying, liefern Stimmen und Reaktionen nach, die im TV nicht zu sehen waren, und beantworten Fragen der Kanalmitglieder. (Jetzt Kanalmitglied von Formel1.de auf YouTube werden!)
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Wer alle Sessions live sehen möchte, der kann das bei Sky tun. Sky zeigt neben Qualifying und Rennen auch alle Freien Trainings in voller Länge. Das Rennen am Sonntag startet um 7:00 Uhr (Vorberichte bereits ab 6:00 Uhr).
Sky zu schauen lohnt sich aber nicht nur wegen der Live-Übertragungen aller Sessions und wegen des Rennens ohne Werbeunterbrechung, sondern auch wegen des hochkarätigen Expertenteams rund um den ehemaligen Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher, der bekanntlich nie darum verlegen ist, die Dinge so auszusprechen, wie er sie denkt. (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung!)