• 23. September 2023 · 13:04 Uhr

"Keine Überraschung": Warum Mercedes in Suzuka eine Sekunde Rückstand hat

Obwohl Lewis Hamilton in Japan eine Sekunde auf die Pole fehlt, ist er zufrieden mit seiner Runde - Auch für George Russell kommt der Rückstand nicht überraschend

(Motorsport-Total.com) - Die nackten Zahlen sind extrem ernüchternd für alle Mercedes-Fans: Lewis Hamilton qualifizierte sich für den Großen Preis von Japan nur als Siebter und hatte damit 1,031 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Max Verstappen. George Russell war als Achter sogar 1,342 Sekunden langsamer.

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Lewis Hamilton wurde nur Siebter, ist mit seiner Leistung aber zufrieden Zoom Download

Russell erklärt bei Sky, das Ergebnis im Suzuka-Qualifying spiegle recht gut wieder, wo Mercedes "auf solchen Kursen" stehe, "wenn es einen großen Kontrast zwischen den Kurven gibt, wenn es sehr schnelle und auch sehr langsame Kurven gibt."

Beispielsweise in Singapur, wo es quasi nur langsame Kurven gibt, könne man den "Sweetspot des Autos" besser treffen, erklärt Russell. Auf Strecken wie Suzuka tue man sich dagegen schwer, alle Kurven abzudecken, weshalb das Ergebnis für Russell "keine Überraschung" ist.

"Wir wussten nach Silverstone, dass [Suzuka] eine schwierige Strecke für uns sein würde. Die McLaren haben uns in Silverstone in den Kurven 13 und 15 pro Kurve zwei Zehntel abgenommen", erinnert sich Russell. Und genau solche Kurven gebe es mehrheitlich in Suzuka.

"Man hat starke Strecken und schwache Strecken - und das ist definitiv eine schwache für uns", so Russell, während Teamkollege Hamilton berichtet: "Gestern war es ein Albtraum." Den Freitag hatte der Formel-1-Rekordweltmeister sogar nur auf dem 14. Platz beendet.

Er erklärt: "Unser Auto ist ziemlich 'peaky'. Wenn wir von 'Messers Schneide' sprechen, ist es buchstäblich so, als würde man versuchen, ein Messer auf der Spitze zu balancieren. Und so ist das Auto, es ist unmöglich. Es ist also nie perfekt ausbalanciert, es geht in die eine oder andere Richtung."

Warum es bei Hamilton besser als am Freitag lief ...

"Entweder übersteuert man oder man hat massives Untersteuern, man kann nie die Mitte finden", zuckt er die Schultern und erklärt: "Das ist jedes Wochenende sehr, sehr schwer." Mit P7 im Qualifying ist er daher nach dem noch schlechteren Freitag gar nicht so unzufrieden.

"Gestern war ein schlechter Tag. An jedem Wochenende haben wir von den drei Tagen mindestens einen schlechten", erklärt er bei Sky, betont aber, man habe über Nacht "tolle Änderungen" am Set-up durchgeführt, und bereits in FT3 habe es sich deutlich besser angefühlt.

"Und dann habe ich von FT3 zum Qualifying eine weitere Set-up-Änderung vorgenommen. Und damit war ich wirklich zufrieden", berichtet er und verrät: "Ich hatte also viel mehr Selbstvertrauen [für das Qualifying]." Dort habe der dann auch "alles gegeben", betont er.


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"Aber dieses Defizit von sieben Zehnteln, das wir im ersten Sektor haben, kommt komplett vom Heck. Unser Auto hat eine Menge Anpressdruck vorne - aber hinten nicht so viel, wie wir brauchen", erklärt Hamilton, der auf seiner schnellsten Q3-Runde im ersten Sektor satte 0,587 Sekunden langsamer als Verstappen war.

"Ich bin zufrieden mit meiner Runde. Sie war im Vergleich zu anderen nur nicht so schnell", zuckt er die Schultern und erklärt, man habe "definitiv" Fortschritt für das Qualifying gemacht. "Jede Runde war wirklich stark, selbst die auf gebrauchten Reifen", stellt er klar.

Nur sei das Auto eben zu langsam gewesen. Der Grund dafür, dass er mit seiner eigenen Leistung trotzdem zufrieden ist, dürfte auch sein, dass der Vorsprung von 0,311 Sekunden auf seinen Teamkollegen laut eigener Aussage "ziemlich ordentlich" sei.

... und Russell einen "Schritt zurück" machte

Russell selbst erklärt in diesem Zusammenhang, dass er nach dem Freitag, im Gegensatz zu Hamilton, einen "Schritt zurück" gemacht habe. Was genau ist da also schiefgelaufen? "Wir haben einige Änderungen [am Set-up] vorgenommen", berichtet Russell.

"Wenn man auf einer Strecke wie dieser so von der Pace weg ist, dann versucht man alles, um eine 'Wunderwaffe' zu finden. Aber in diesem Sport gibt es meistens keine Magie", betont Russell. Und so habe man das Auto mit den Änderungen sogar "etwas langsamer gemacht".


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Russell erklärt, habe man nach Rundenzeit gesucht, "die einfach nicht da war". So sei er dann im Qualifying im ersten Sektor zu viel gerutscht. "Es steckte nicht mehr im Auto", stellt er klar. Das bestätigt auch Andrew Shovlin, der Technische Leiter von Mercedes an der Rennstrecke.

Er berichtet: "Letztlich ist unsere heutige Performance vor allem auf die Bandbreite an Kurven zurückzuführen, die wir hier in Suzuka sehen. Im Laufe des Jahres haben wir gute Arbeit geleistet, um die Performance in den langsamen Kurven zu verbessern."

"Aber hier, vor allem im ersten Sektor, braucht man viel Abtrieb in einem bestimmten Fahrhöhenbereich. Der W14 ist in diesem Bereich nicht das stärkste Auto, und das hilft dabei, unseren heutigen Rückstand zu erklären", so Shovlin. Die Hoffnung liegt nun auf dem Sonntag.

Was ist für Mercedes im Rennen noch möglich?

"Ich hoffe einfach auf ein besseres Rennen morgen", sagt Hamilton und erklärt, er wolle zumindest gegen die Ferraris kämpfen. Charles Leclerc und Carlos Sainz stehen auf den Startplätzen vier und sechs, sind für Mercedes also theoretisch in Reichweite.

Die Scuderia sei "unser nächster Konkurrent in der Weltmeisterschaft", erinnert Shovlin. Lediglich 24 Zähler liegt Mercedes im Kampf um P2 vor Ferrari. Hamilton betont: "Sie hatten dieses Wochenende ein Upgrade [am Unterboden] und sind uns daher definitiv etwas voraus."

"Es ist keine einfache Strecke, um zu überholen. Ich werde trotzdem alles geben", so Hamilton, und Russell betont, dass auch das Rennen "eine Herausforderung" werde. "Ich denke, die Lücken werden kleiner werden - aber nicht substanziell", prophezeit der Brite.

Und Shovlin ergänzt: "Wir sind mit der Annahme hierhergekommen, dass der Reifenabbau hoch sein würde. Das sah am Freitag so aus und auch heute früh in FT3." Ein Vorteil könne daher sein, dass Mercedes für das Rennen noch zwei Sätze der harten Reifen zur Verfügung habe.

"Unser zweiter Satz harter Reifen bedeutet, dass wir uns Strategien und Stints überlegen können, die für sie vielleicht nicht möglich sind. Hoffentlich können wir das ausnutzen. Wir werden im ersten Stint herausfinden, wie der Reifenabbau aussieht und welche Auswirkungen er auf das Rennen hat", so Shovlin.

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