• 23. September 2023 · 17:45 Uhr

Angeblich Verkehr im Qualifying: Nur Ausrede von Zhou und Bottas?

Alfa Romeo lieferte am Freitag sensationelle Longruns ab, scheiterte am Samstag aber bereits an der Q1-Hürde - Guanyu Zhou: "Q3 war in Reichweite"

(Motorsport-Total.com) - Das hatten sich Valtteri Bottas und Guanyu Zhou ganz anders vorgestellt: Die beiden Alfa-Romeo-Piloten belegten im Qualifying zum Grand Prix von Japan die Positionen 16 und 19 und scheiterten damit bereits im ersten Segment in Suzuka. Dabei ist Zhou immer noch überzeugt: "Wenn ich mir anschaue, wie sich die Strecke weiterentwickelt hat, glaube ich, dass Q3 für uns in Reichweite war."

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Valtteri Bottas wurde im Qualifying in Suzuka unter Wert geschlagen Zoom Download

Doch dazu kam es nicht, denn das Schweizer Sauber-Team, das derzeit noch unter dem Namen des italienischen Hauptsponsors antritt, hatte bei der Exekution des Qualifyings kein glückliches Händchen. Beide Fahrer beklagen im Nachhinein Verkehr auf ihrer letzten Runde.

Zhou beschwert sich, er habe in der Schikane, also am Ende seiner schnellen Runde, Verkehr gehabt, "und das hat mir letztendlich die Chance geraubt, eine Runde weiterzukommen".

Am Boxenfunk hatte das noch weniger diplomatisch geklungen: "Verdammt nochmal, das ist Aufhalten, Mann! Wer war der AlphaTauri im letzten Sektor? Das war ein Witz. Der AlphaTauri war vor mir." Und er monierte auch einen zweiten Zwischenfall: "Ich fuhr gerade in Kurve 9 und verlor das Heck. Verdammt nochmal!"

Angebliche Behinderung: Hat Zhou geflunkert?

Die Analyse der TV-Bilder zeigt: Vor Zhou, der gerade am Ende seiner fliegenden Runde war, ging Liam Lawson gerade auf seine schnelle Runde. Aus Zhous Cockpitkamera macht es aber nicht den Eindruck, als habe das in der Schikane viel Zeit gekostet. Wenn überhaupt, dann war der Chinese vom AlphaTauri vielleicht für einen Moment optisch irritiert.

Die Wahrheit ist: Zhou fuhr im dritten Sektor, in dem er angeblich von Lawson aufgehalten wurde, persönliche Bestzeit, ebenso wie im ersten Sektor. Nur im zweiten Sektor war er auf seiner letzten Runde langsamer als in der Runde davor.

Auch dafür war schnell ein Schuldiger gefunden: "Wir werden Hamilton melden", funkte der Renningenieur unmittelbar nach der verkorksten Runde an Zhou. Denn der Mercedes-Fahrer tauchte ausgangs Degner 2 (besagter Kurve 9) vor dem Alfa Romeo auf, machte aber sofort artig Platz und stand nicht im Weg.

Auch in der Situation muss sich Zhou am die eigene Nase fassen. Dass er ausgangs Degner 2 so weit nach außen fuhr, dass sein Auto in der Wiese unruhig wurde, hatte mit Hamilton nichts zu tun. Und als er sich in der Haarnadel verbremste und den Scheitelpunkt verpasste, lag der Mercedes schon längst hinter ihm.

Immerhin räumt Zhou ein: "Es war insgesamt ein ziemlich unsauberes Qualifying von meiner Seite. Aber ich finde trotzdem, dass unser Ergebnis heute nicht die Performance widerspiegelt, die wir dieses Wochenende gezeigt haben."

Bottas: Wurde er von Albon aufgehalten?

Teamkollege Bottas war an Q2 viel näher dran als Zhou. Ihm fehlten am Ende nur 0,073 Sekunden auf die Zeit von Kevin Magnussen im Haas. "Ich hatte im letzten Run auch Verkehr im ersten Sektor. Es sind halt enge Zeitabstände. Da braucht's nicht viel, um auszuscheiden", ärgert er sich.

Auch hier ergibt der Videocheck: Alexander Albon im Williams kam Bottas zwar tatsächlich im ersten Sektor in die Quere, machte aber artig Platz. Zumindest die FIA sah darin keine Behinderung. Wahr ist, dass Bottas seine Zeit im ersten Sektor im Vergleich zur vorherigen Runde nicht verbessern konnte. Sondern er war in dem Versuch um 0,011 Sekunden langsamer.

Nach Überfahren der Ziellinie funkte er: "Ich weiß nicht, was da los war. Wieder. Die Runde war gut." Und etwas später in den TV-Interviews: "Ich bin enttäuscht, denn ich dachte wirklich, dass wir hier viel näher an den Top 10 dran sein werden."


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Darauf hatte auch alles hingedeutet. Bottas war am Freitag Zehnter und am Samstagmorgen Elfter, und seine Longruns im zweiten Freien Training waren eine der großen Überraschungen im Feld. Da hatte es noch den Anschein, als sei möglicherweise sogar eine faustdicke Überraschung möglich.

Singapur-Update sah nach deutlicher Steigerung aus

"Es ist merkwürdig", rätselt Bottas. "Bis zum Qualifying war es von der Pace her nicht so schlecht. Das Gefühl im Auto war auch im Qualifying gleich gut wie in den Trainings. Das Gefühl war das ganze Wochenende gut. Wir haben ein gutes Set-up gefunden und die Upgrades maximiert. Aber heute waren wir einfach ein bisschen hinten. Zumindest in Q1, auf eine schnelle Runde."

Bis zum Qualifying hatte es den Anschein, als würde das in Singapur eingeführte Update voll einschlagen. In Singapur hatte man davon noch nichts gesehen, weil man nach dem Freitagstraining mit der Bodenhöhe nach oben gehen musste, um einer Disqualifikation wegen Verschleiß des Unterbodens zu entgehen. Ein Problem, das sich in Suzuka in Luft auflösen sollte.

Das tat es auch. Warum die Performance im Qualifying plötzlich nicht mehr da war, ist Bottas schleierhaft. Nur ein Muster zeigt sich, und zwar bei der Höchstgeschwindigkeit. An den vier Messpunkten in Suzuka belegt Bottas die Positionen 19, 15, 16 und 18 unter 20 Fahrern. "Wir gehören auf den Geraden zu den Langsamsten", analysiert er.

Teamrepräsentant Alessandro Alunni Bravi zweifelt zwar nicht an der Wirkung des Updates, fasst aber enttäuscht zusammen: "Nach dem dritten Training hatten wir uns schon mehr erwartet. Unsere Autos hatten sich seit Freitag gut entwickelt, aber leider konnten wir - anders als unsere Konkurrenten - zwischen Training und Qualifying keinen Schritt mehr machen."

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