Erklärung gefunden: Warum Alonso in Singapur unter Wert geschlagen wurde
Was beim Formel-1-Rennen in Singapur zum schwachen Abschneiden von Fernando Alonso im Aston Martin geführt hat und was das Team über Suzuka denkt
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso galt als ein "Geheimfavorit" auf ein Topergebnis beim Singapur-Grand-Prix. Doch daraus wurde nichts: Weder im Qualifying noch im Rennen wusste der zweimalige Formel-1-Weltmeister im Aston Martin AMR23 zu überzeugen, blieb am Ende ohne Punkte. Doch das hatte auch technische Gründe, wie Alonso nun erklärt.
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Fernando Alonso im Aston Martin AMR23 beim Formel-1-Rennen in Singapur 2023 Zoom Download
Denn an seinem Fahrzeug sei bereits früh im Rennen ein Schaden aufgetreten. In Runde zwei hatte sich ein kleines Teil an der Vorderrad-Aufhängung gelöst und fortan die Aerodynamik des Autos gestört. Alonso befand seinen Aston Martin später für "unfahrbar" und wurde bei Rennende auf P15 gewertet, mit fast einer Runde Rückstand auf die Spitze.
Der Aufhängungsschaden habe "sicher nicht geholfen", sagt Alonso. "Wir wissen, was für einen Einfluss das hatte, aber wir wollen uns nicht weiter dazu äußern." Auch die Ursache des Schadens sei bekannt, bleibe allerdings ebenso "intern". Alonso meint nur: Der Schaden an sich sei "immens" gewesen.
Wie sehr Aston Martin ein Erfolgserlebnis braucht
Deshalb könne er im Nachhinein mit dem Abschneiden in Singapur leben und mache sich "etwas weniger Sorgen um unsere Form", so Alonso. Begründung: "Die Pace im Rennen war nicht die wahre Leistung. Ohne den Schaden hätten wir vielleicht an der Spitzengruppe dranbleiben können und hätten weniger Probleme mit den Alpine und Perez gehabt."
"Aber so ist es eben: Wenn du nicht schnell genug bist, dann kriegst du viele Schwierigkeiten."
Deshalb wünscht sich Alonso für Suzuka vor allem "ein gutes, sauberes Wochenende" nach zuletzt P9 in Monza und keinen Punkten in Singapur. Aston Martin "braucht mal wieder ein gutes Rennen", sagt Alonso.
Alonso: Suzuka sollte dem Auto nicht so sehr liegen ...
Doch der Suzuka International Racing Course dürfte "auf dem Papier etwas schwieriger" werden als der Marina Bay Circuit, meint Alonso. "Oder sagen wir es so: In Singapur hatten wir große Hoffnungen, rein von der Streckencharakteristik her. Hier ist es etwas schwerer zu sagen. Aber jede Strecke war bisher aus unterschiedlichen Gründen für unterschiedliche Leute eine Überraschung."
Was aus Aston-Martin-Sicht gegen eine Sternstunde in Suzuka spreche, sei das Topspeed-Defizit des AMR23 gegenüber anderen Fahrzeugen. "Das stimmt uns etwas besorgt. Andererseits waren wir schnell in Zandvoort und haben dort um das Podium gekämpft. Ich hoffe also, Suzuka wird eine positive Überraschung", sagt Alonso.
Denn sein Team sei nach wie vor darauf angewiesen, seine "Chancen" gegen die Topteams zu nutzen, gerade weil Aston Martin inzwischen "eine andere Herausforderung zu meistern hat als zu Saisonbeginn, als wir ein schnelles Auto hatten", erklärt Alonso.
Aston Martin noch nicht auf dem Niveau der Topteams
"Wir hatten von Anfang an betont, wie schwierig unsere Aufgabe sein würde, weil unsere direkten Gegner große Werke und Topteams sind. Man durfte also mehr oder weniger davon ausgehen, dass Ferrari und Mercedes mit uns gleichziehen oder vielleicht sogar an uns vorbeigehen würden. Bei Mercedes hat es nicht so lange gedauert, bei Ferrari ein bisschen länger. Und jetzt ist auch McLaren sehr stark."
"Das müssen wir akzeptieren und unsere Form an der Rennstrecke ausbauen", sagt Alonso. 2024 müsse Aston Martin dann auch bei der Entwicklungsrate nachlegen, die während der Rennsaison "etwas höher" ausfallen soll.
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"Allerdings: Wir sind immer noch ein sehr junges Team und diese Situation ist neu für uns. Mit dem neuen Werk müssen wir erst einmal auf das Niveau der Entwicklung kommen, das andere in dieser Saison bewiesen haben. Es ist aber nicht so, dass wir das einfach so hinnehmen. Wir wissen: 2023 lernen wir in vielerlei Hinsicht wichtige Lektionen."
Warum Alonso vom Saisonverlauf "nicht enttäuscht" ist
Deshalb sei er "gar nicht" enttäuscht von Rückschlägen wie in Singapur, betont Alonso, sondern "unheimlich zufrieden" mit Aston Martin. Denn die Stimmung im Team sei hervorragend: "Alle unsere Besprechungen im Werk sind sehr produktiv. Und an einem solchen Wochenende lernst du. Wir planen daher große Fortschritte für nächstes Jahr."
Ihn beeindrucke vor allem das "Ausmaß an Ideen und Vorschlägen", das "in diesem Umfang" neu für ihn sei, so Alonso. Er fügt hinzu: "Aston Martin will ein Topteam werden. Ressourcen und Entschlossenheit sind außergewöhnlich. Aber: Wir müssen akzeptieren, dass alle hier auf sehr hohem Niveau operieren. Alle Teams haben gute Designer, ein gutes Team, Windkanäle und dergleichen."
"Wenn wir also nächstes Jahr einen Windkanal bauen, müssen wir bedenken, dass andere Teams schon seit Jahren einen eigenen Windkanal haben. Wir ziehen also nur gleich und wir liegen aktuell zurück. Deshalb müssen wir mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben."
Was Aston Martin jetzt tun muss laut Alonso
Im nächsten Schritt müsse es für Aston Martin daher erst einmal darum gehen, als Team konstanter zu werden. Es brauche "ein Auto, das auf allen Strecken und in allen Kurven funktioniert", sagt Alonso. Das sei leichter gesagt als getan.
"Bei der aktuellen Autogeneration bewegst du dich bei der Abstimmung in einem sehr schmalen Fenster. Wenn du es nicht auf den Punkt bringst, dann fliegst du aus den Top 10 heraus. Liegst du aber richtig, kannst du um das Podium kämpfen. So ist das bei einigen Teams."
"Und hinter Red Bull geht es ziemlich eng zu", meint Alonso. "Es kann also sein, dass du das zweitschnellste oder das fünft- oder sechstschnellste Team bist, und das ist ein Unterschied beim Ergebnis. Schauen wir also mal, ob wir als Aston Martin von Strecke zu Strecke konstanter werden und ob wir das Einsatzfenster des Autos etwas verbreitern können."