• 17. September 2023 · 11:12 Uhr

GPS-Analyse: Wie das neue Singapur-Layout Russell die Pole gekostet hat

Ein Blick auf die GPS-Daten legt nahe, dass George Russell wohl auf Pole gefahren wäre, wenn man die Strecke in Singapur in diesem Jahr nicht umgebaut hätte

(Motorsport-Total.com) - Red Bulls perfekter Formel-1-Siegrekord im Jahr 2023 ist ernsthaft in Gefahr. Ein "unfahrbarer" RB19 sorgte im Qualifying zum Großen Preis von Singapur dafür, dass Max Verstappen und Sergio Perez beim Bremsen kein Vertrauen hatten und die Balance in den Kurven nicht mehr stimmte.

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George Russell fehlten im Qualifying am Ende 0,072 Sekunden zur Pole Zoom Download

Infolgedessen fuhr Verstappen auf Platz elf, während sein Teamkollege 13. wurde. Dieser kleine Wermutstropfen für den bis dahin dominierenden Rennstall aus Milton Keynes öffnete die Tür für den in guter Form befindlichen Carlos Sainz, der sich die Poleposition sicherte.

Der Spanier überquerte die Ziellinie auf seiner finalen fliegenden Runde nach 1:30.984 Minute und lag damit 0,072 Sekunden vor seinem Mercedes-Rivalen George Russell, der vor Charles Leclerc in einem "Ferrari-Sandwich" landete.

Die Bestzeit von Sainz brach den Rundenrekord auf dem Marina Bay Street Circuit, der zuvor von Lewis Hamilton gehalten wurde, der 2018 in 1:36.015 Minute auf Poleposition gefahren war. Diese enorme Verbesserung ist auf das neue Layout in diesem Jahr zurückzuführen.

Bauarbeiten im letzten Sektor haben dazu geführt, dass die kniffligen Schikanen in den Kurven 16 bis 19 durch eine Gegengerade ersetzt wurden. Wäre die Strecke jedoch unverändert geblieben, wäre der Rekord wahrscheinlich wieder an Mercedes gegangen.

Ferraris Vorteil im ersten Sektor

Die GPS-Daten der letzten Q3-Runden von Sainz und Russell zeigen, dass der Ferrari-Pilot stärker beginnt. Sainz erreicht 307 km/h, bevor er in Kurve 1 auf die Bremse geht, während Russell drei km/h langsamer ist.

Der Rückstand von 0,06 Sekunden verdoppelt sich in der vergleichsweise offenen ersten Linkskurve, und der Ferrari ist weiterhin etwas schneller, um in Kurve 5 einen Vorsprung von 0,14 Sekunden zu haben. Dieser wächst auf 0,22 Sekunden an, als Russell nicht in der Lage ist, die Geschwindigkeit des SF-23 im Scheitelpunkt zu erreichen und vier km/h langsamer ist.


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Doch dann beginnt der Mercedes zu reagieren und kommt durch die Beschleunigungszone aus der 160-km/h-Rechtskurve wieder auf 0,15 Sekunden heran - bis der Tacho auf mehr als 300 km/h ansteigt. Sobald Sainz, der später hochschaltet, den achten Gang einlegt, hat der Ferrari auf der Geraden die Nase vorn.

Russells Delta erfährt dann zwei schnelle Ausschläge. In der 90-Grad-Linkskurve 7 fällt er fast 0,3 Sekunden zurück, macht mit einer schnellen Gaspedalbewegung auf der kleinen Verbindungsgeraden 0,15 Sekunden gut und fällt dann in der ähnlich scharfen Kurve 8 0,35 Sekunden zurück. Als der W14 in den zweiten Sektor einbiegt, kann er in den Kurven nicht mehr mit dem Ferrari mithalten.

Mercedes schlägt im Mittelsektor zurück

Doch Russell verkürzt den Abstand mit einem weiteren Beschleunigungsschub auf dem kurzen Sprint zu Kurve 9 auf 0,12 Sekunden. Während Sainz ein paar Hundertstel schneller durch die Kurve kommt, kann Russell den Vorsprung des Ferrari wieder einholen, als er wieder Gas gibt.

Die GPS-Daten zeigen eine geringfügig steilere Beschleunigungskurve, die den Abstand in Kurve 10 auf 0,04 Sekunden verringert. Zum ersten Mal kann Russell dann vorbeiziehen. Er liegt 0,06 Sekunden vor Sainz, als er aus der Linkskurve herausschießt und auf die Kurven 11 und 12 zusteuert.

Auch hier setzt der SF-23 den Maßstab durch den Scheitelpunkt, aber Russell ist aus der Kurve 12 heraus und in Kurve 13 hinein vorne. Wie schon in der ersten Hälfte der Runde reagiert der W14 besser auf das Gaspedal und verschafft Russell auf der Gegengeraden einen Vorsprung von 0,2 Sekunden, als er den letzten Sektor erreicht.

Ohne Schikanen keine Mercedes-Pole

Das könnte darauf hindeuten, dass die Ferrari-Hinterreifen ihren Zenit überschritten haben, sodass sich die Rollen auf dem Weg zur Zielflagge umkehren. Der Mercedes gibt in den langsameren Kurven von nun an die Pace vor.

Obwohl Russell am Ende der Geraden drei km/h langsamer ist als Sainz, baut er seinen Vorsprung in der spitzen Rechtskurve 14 auf 0,255 Sekunden aus - der größte Abstand im Verlauf der Runde. Der Mercedes ist zwar im Scheitelpunkt fünf km/h langsamer, aber die Verzögerung und Beschleunigung ist stärker, sodass er insgesamt die Oberhand behält.


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Früher hätten die Autos nun die kniffligen Rechts-Links- und Links-Rechts-Sequenzen der Kurven 16 bis 19 durchfahren müssen. Doch aufgrund der Layout-Änderungen entfallen diese vier Kurven. Damit scheint die Poleposition für Russell unerreichbar zu sein, da die langsameren Kurven und die schnellen Beschleunigungsphasen, die seine starke Runde bisher untermauert haben, wegfallen.

Stattdessen spielt die längere Gegengerade Sainz in die Hände. Er hat fünf km/h mehr als sein Rivale drauf und erreicht 291 km/h, bevor Russell in der letzten Schikane reagieren kann. Der Brite liegt noch um Haaresbreite vorn, aber sein Vorsprung von 0,04 Sekunden hält nicht mehr lange.

Wären nicht vier Kurven gestrichen worden, wäre sein Polster in dieser Phase vielleicht größer gewesen, um den ersten Platz zu halten. Stattdessen ist der Ferrari in und aus der relativ schnellen letzten Kurve heraus schneller und entscheidet damit den Kampf um die Pole für sich.

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