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Ferrari wittert Chance auf Sieg: Leclerc sperrt sich nicht gegen Stallorder
Ferrari rechnet sich im Rennen von Singapur durchaus Siegchancen aus: Charles Leclerc betont, dass die Fahrer diesmal der Entscheidung des Teams folgen werden
(Motorsport-Total.com) - So groß war die Siegchance für Red Bulls Gegner in der Formel-1-Saison 2023 wohl noch nie, deswegen würde sich Charles Leclerc im Zweifel auch nicht gegen eine Teamorder sperren, um den Sieg für die Scuderia zu sichern. Zuletzt in Monza hatte es ein heißes Duell zwischen ihm und Teamkollege Carlos Sainz um den letzten Platz auf dem Podium gegeben.
Ein solches erwartet der Spanier diesmal nicht, der zum zweiten Mal in Folge auf der Poleposition steht. "Ich bin mir sicher, dass die Charakteristik der Strecke es nicht zulässt, dass wir die schönen Kämpfe und die großartigen Rad-an-Rad-Duelle haben, die wir in Monza hatten", sagt Sainz.
Er betont, dass das Team am Sonntag "alles tun" werde, um Mercedes und die Konkurrenz zu schlagen und einen Doppelsieg einzufahren. "Und ich bin sicher, dass das Team wieder das Gesamtergebnis des Teams in den Vordergrund stellen und versuchen wird, den Sieg zu holen."
Das heißt, dass es einen Fahrer im Zweifel zurückpfeifen könnte, auch wenn man in Monza darauf verzichtet hat, weil Teamchef Frederic Vasseur einen offenen Kampf bevorzugt. "Wenn wir von Mercedes unter Druck gesetzt werden, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass die Positionen fixiert werden", sagt Leclerc.
"Wenn wir alle anderen Autos weit hinter uns haben, was hoffentlich der Fall sein wird, dann werden wir sehen, wie sich das Team entscheidet", so der Monegasse weiter, der ankündigt, diesmal auf das Team hören zu wollen: "Am Ende werden wir uns an das halten, was uns gesagt wurde."
Kein Gedanke an Start 2017
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt aber auch ein Horrorszenario, auf das Ferrari nicht hoffen dürfte. 2017 waren die beiden Ferraris von Polesetter Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen am Start miteinander kollidiert. Dabei hatten sie den Red Bull von Max Verstappen eingeklemmt und in der Folge auch den McLaren von Fernando Alonso mit abgeräumt.
Für beide Ferraris war das Rennen damit trotz guter Ausgangslage vorbei. Darauf angesprochen lacht Leclerc: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in der Vergangenheit immer ein Rennen gab, bei dem Teamkollegen kollidierten", will er das nicht zu hoch hängen.
"Wir sind uns wie immer bewusst, dass wir Teamkollegen sind und Ferrari an erster Stelle steht, und das wird das Ziel sein: zu versuchen, Ferrari morgen so weit nach vorne wie möglich zu bringen", betont er. "Ja, wir wissen, dass wir eine Verantwortung haben, aber wir schauen nicht immer auf die Ereignisse der Vergangenheit."
Auch Sainz sieht aus der Begebenheit von damals nichts, was er für das Rennen am Sonntag mitnehmen kann: "Es waren drei andere Fahrer, andere Bedingungen", winkt er ab. "Glaubt mir, ich werde nicht daran denken, wenn die Lichter ausgehen."
Mercedes als größte Gefahr?
Dann dürften sich bei Ferrari alle Gedanken um den Sieg drehen. Dass beide Red Bull nur außerhalb der Top 10 starten und bislang keinen starken Eindruck gemacht haben, bietet der Konkurrenz die wohl größte Chance in diesem Jahr, Red Bull endlich zu besiegen - zumal Überholen in Singapur etwas schwieriger sein könnte.
Größere Sorgen muss man sich wohl eher um Mercedes machen, die in Form von George Russell zwischen den beiden Ferrari starten. Lewis Hamilton lauert auf Rang fünf.
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Mercedes hatte im Rennen meist ein paar Vorteile gegenüber Ferrari, die mit dem Haushalten mit den Reifen ein paar Probleme hatten. Dadurch rechnen sie sich im Rennen am Sonntag gute Chancen aus, doch das tut auch Leclerc: "Ich meine, Carlos startet ganz vorne, ich als Dritter. Also denke ich, dass wir sie ein wenig unter Druck setzen können", sagt er.
Den Sieg hat der Monegasse fest im Blick: "Ich denke, wir haben dieses Wochenende ein gutes Auto, warum also nicht?", fragt er. "Carlos und ich haben wieder eine gute Ausgangsposition. Jetzt müssen wir sehen, was morgen möglich ist."
Leclerc bleibt Sainz unterlegen
Für Leclerc selbst ging im Qualifying aber ein aus seiner Sicht unschöner Trend weiter. Alle drei Qualifyings nach der Sommerpause hat er gegen Teamkollege Sainz verloren, zudem kam er auch im Rennen nie vor dem Spanier ins Ziel. Er gibt zu, dass er seit der Pause ein wenig mit dem Auto zu kämpfen hat.
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"Es untersteuert ziemlich stark, aber es ist auch ziemlich bissig. Es ist also schwierig vorherzusagen, wie sich das Auto auf der Strecke verhält, und das kostet mich ein wenig das Vertrauen, das ich in das Auto habe", sagt er.
Im Qualifying in Singapur sei ihm aber trotzdem eine gute Runde gelungen. "Ein kleiner Fehler in Kurve 17 hat mich zu viel gekostet, aber abgesehen davon bin ich mit der Runde zufrieden", sagt er. "Trotzdem war es heute nicht genug."
Ferrari jetzt auf allen Strecken gut?
Doch während Leclerc zu kämpfen hat, scheint Sainz aufzutrumpfen und die aktuell starke Form des SF-23 nutzen zu können. Dass man auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza im Qualifying würde glänzen können, das war durchaus zu erwarten, doch Singapur, das gibt Teamchef Frederic Vasseur zu, ist hingegen eine Überraschung.
Und zwar eine, die man auch bei Mercedes zur Kenntnis genommen hat: "Sie fangen an, konstant da vorn mitzufahren. Sie holen Polepositions, sie haben in Monza lang geführt und sind sehr stark gefahren", sagt Motorsportchef Toto Wolff. "Ich glaube, sie werden einfach gerade sehr stark - auf zwei sehr unterschiedlichen Strecken, Monza und Singapur."
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Doch was hat Ferrari am Auto verändert? "Nicht viel", winkt Vasseur bei Sky ab. "In der Gruppe zwischen Platz zwei und Platz zehn machen ein, zwei Zehntel den Unterschied aus, ob du ganz vorn bist oder hinten. Das Selbstvertrauen, das wir in Monza hinzugewonnen haben, hilft. Carlos war von Anfang an vorn dabei. Damit baust du Tempo und Vertrauen auf."
Auch Leclerc sagt, dass Ferrari zwar in Monza einen Schritt nach vorne gemacht hat, aber nicht so viel, wie man in Singapur gesehen hat. "Ich denke, dass unser Auto besonders gut zu diesen Streckencharakteristiken passt", meint er.
"Und ja, wir sollten nicht übertreiben, und ich bin jetzt nicht zuversichtlich genug, um zu sagen, dass dies für den Rest der Saison der Fall sein wird. Haben wir einen Schritt nach vorn gemacht? Ja. Wird das bis zum Ende der Saison so bleiben? Es ist zu früh, das zu sagen."