• 17. September 2023 · 18:33 Uhr

Carlos Sainz: Cleverer DRS-Trick "hat mein Rennen gerettet"

Carlos Sainz konnte in Singapur zum ersten Nicht-Red-Bull-Sieg der Saison fahren und macht ein riskantes Spiel dafür verantwortlich: Er ließ Lando Norris ins DRS-Fenster

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz hat die Siegesserie von Red Bull unterbrochen und Ferrari einen umjubelten ersten Saisonsieg beschert. Der Spanier gewann beim Formel-1-Rennen von Singapur von der Poleposition und zeigte dabei fahrerisch und taktisch eine makellose Leistung, die in Sainz' zweitem Formel-1-Sieg nach Silverstone 2022 gipfelte.

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Carlos Sainz bejubelt den ersten Ferrari-Sieg in der Saison 2023 Zoom Download

"Wir müssen auf alles stolz sein, was wir an diesem Wochenende gemacht haben. Wir hatten eine Möglichkeit, ein Rennen in diesem Jahr zu gewinnen, und das war hier in Singapur. Und das haben wir geschafft", jubelt er.

"Wir haben das ganze Wochenende über keine Fehler gemacht. Es gab einige Momente, in denen wir unter Druck waren, aber wir sind ruhig geblieben und haben unseren Plan durchgezogen", lobt er.

"Wir mussten mit Reifenabbau, Boxenstopp-Abständen, DRS und so spielen, konnten aber alles unter Kontrolle behalten. Wir konnten einen Sieg einfahren, der nicht einfach war, aber der sich unglaublich anfühlt", so Sainz.

Ferrari setzte dabei schon früh auf Unterstützung von Teamkollege Charles Leclerc. Der Monegasse wurde am Start auf weiche Reifen gesetzt und sollte so Platz zwei von George Russell erobern, was ihm auch gelang.

Laut Sainz war das aber nicht, um ihn als Nummer 1 zu schützen, sondern um beiden Fahrern die beste Möglichkeit zu geben. "Wir wollten das beste Rennen für beide Autos haben, und das gab es eben dadurch, dass Charles eine Lücke lässt, falls es ein Safety-Car gibt - was auch passiert ist", sagt er.

Vor dem Rennen wusste man bei Ferrari nicht, ob man die Pace haben würde, um das Rennen zu gewinnen. "Aber ich hatte das Gefühl, selbst wenn nicht, dann könnten wir durch Reifenmanagement eine Möglichkeit zum Sieg schaffen. Platz eins am Start zu behaupten und dann das Rennen zu kontrollieren, war der Plan", sagt er.

Safety-Car etwas zu früh

Das tat Ferrari auch und fuhr mit seinen beiden Autos kontrolliert vor dem Feld her, bis das Safety-Car kam und den Großteil des Feldes zum Reifenwechsel an die Box holte. Die logische Konsequenz war der Wechsel auf harte Reifen, um das Rennen darauf zu beenden, auch wenn der Zeitpunkt aus Sicht des späteren Siegers etwas früh war.

"Es war nicht meine Präferenz, schon in Runde 20 auf harte Reifen zu gehen - vor allem weil ich den Medium gut gemanagt hatte und das Gefühl hatte, dass wir noch deutlich länger hätten fahren können", meint er. Trotzdem sei es taktisch die richtige Entscheidung gewesen.

Und während Leclerc durch ein wenig Pech zurückfiel, konnte Sainz seine Führung behalten - auch vor den beiden Red Bulls, die nicht in der Box waren. Von Runde 20 an ging es für Sainz dann vor allem darum, die Reifen zu managen, um es bis ins Ziel zu schaffen. Immer im Schlepptau war dabei George Russell, der auf einen günstigen Moment zum Angreifen wartete.

Plötzlich kommt Mercedes angebraust

Doch die Gelegenheit kam in anderer Form, nämlich durch das virtuelle Safety-Car, bei dem Mercedes beide Fahrer an die Box holte und auf Medium-Reifen setzte. Und während sich die beiden Mercedes wieder nach vorne arbeiteten, kontrollierte Sainz weiter das Feld.

In der Schlussphase wurde es für den Spanier noch einmal spannend, weil er nicht nur auf Lando Norris hinter sich aufpassen musste, sondern auch auf Russell und Lewis Hamilton auf den frischeren und weicheren Reifen.


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Zu Beginn sei Sainz aber nicht nervös gewesen, weil er wusste, dass er noch etwas Pace in der Hinterhand hatte, um in den letzten 15 Runden noch einmal pushen zu können. "Aber sobald ich angefangen habe zu pushen, hat der Reifenabbau begonnen. Lando und ich sind stark gerutscht", schildert der Ferrari-Pilot.

"Und es hat mich überrascht, wie schnell die Mercedes an Charles vorbeigekommen sind und die Lücke geschlossen haben", sagt er. "Dann wusste ich, dass es nicht einfach werden wird. Die letzten fünf, sechs Runden werden ein echter Kampf."

Mit DRS-Trick zum Rennsieg

Doch Sainz packte tief in die Trickkiste und behalf sich, indem er Norris im DRS-Fenster hielt, damit dieser sich gegen die Mercedes verteidigen konnte. Denn dadurch war auch der Ferrari-Pilot vor den Angriffen der beiden Silberpfeile geschützt. "Ich dachte, dass es meine einzige Chance ist, das Rennen zu gewinnen. Und ich wollte gewinnen."

"Es ist immer schwierig, weil man sich selbst unter zusätzlichen Druck bringt", sagt Sainz über die Strategie. "Du weißt, dass du dich nicht verbremsen darfst und keinen einzigen Fehler machen darfst, weil Lando dann die Chance hat, uns mit DRS zu überholen. Ich habe entschieden, ihm DRS zu geben, und habe gehofft, dass es genug sein würde, um Mercedes dahinter zu halten."

Zwischenzeitlich musste sich der McLaren hart gegen die Mercedes verteidigen, sodass Sainz deutlich langsamer fahren musste, um Norris wieder DRS zu geben. "Ich habe ich einfach gehofft, dass es funktioniert, denn wenn nicht, sieht es für mich ziemlich schlecht aus", lacht er. "Aber es hat funktioniert, und manchmal muss man einfach seinen Instinkten vertrauen."

Sainz glaubt, dass ihm dieses Manöver den Sieg gerettet hat - genau wie den zweiten Platz von Norris. "Ich wäre sonst ein einfaches Opfer gewesen. Wenn die Mercedes an Lando vorbeigekommen wären, hätten sie mich auch ganz einfach überholt."

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