Ferrari: Müssen auf diesen Strecken mehr riskieren als andere

Monza war ein Lichtblick für Ferrari, doch die Probleme sind damit nicht verschwunden - Wie Jock Clear die Lage vor Singapur analysiert

(Motorsport-Total.com) - Für Ferrari war der Heim-Grand-Prix in Monza das bisher beste Formel-1-Wochenende der Saison. Doch mit dem Straßenkurs in Singapur wartet eine gänzlich andere Herausforderung auf die Scuderia. Gerade auf Strecken, wo viel Abtrieb erforderlich ist, tat sich das Team in diesem Jahr immer eher schwer.

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Noch in Zandvoort hatte sich Charles Leclerc besonders unzufrieden mit dem Auto geäußert und über "null Vertrauen" geklagt. Hat man daraus Schlüsse ziehen können?

"Ja, ich denke schon", sagt Performance-Ingenieur Jock Clear. "Vor Zandvoort wussten wir natürlich, dass uns diese Strecke nicht liegen würde oder dass sie die Achillesferse des Autos offenlegen würde. Es gibt Bereiche an diesem Auto gibt, die wirklich knifflig sind."

Clear: "Ist nicht so, dass der Grip nicht da wäre"

"Das hat man gesehen, als Charles es im Qualifying in die Mauer gesetzt hat. Es ist ein Auto, das auf solchen Strecken sehr an der Grenze des Machbaren ist."

"Ich denke, wenn wir eine perfekte Runde hinbekommen hätten, hätten wir uns als Dritter oder Vierter qualifiziert, was dem Potenzial des Autos entspricht, aber dieses Potenzial ist auf diesen Strecken mit einem großen Risiko verbunden", weiß Clear.

"Es hat also immer noch diese, wie ich meine, unangenehmen Eigenschaften, die dem Fahrer buchstäblich kein Vertrauen geben. Das hat Charles gemeint. Es ist ja nicht so, dass der Grip nicht da wäre. Es ist nur so, dass er sich nicht traut, ihn zu nutzen. Es ist ein sehr nervöses Auto, wenn wir auf diesen Strecken unterwegs sind. Daran müssen wir also arbeiten", erklärt der erfahrene Ferrari-Ingenieur.

Monza war "eine echte Leistung" für Ferrari

In Monza hatte das Team seine Stärke auf Strecken, wo wenig Antrieb notwendig ist, ausspielen können und Red Bull im Qualifying geschlagen. Im Rennen reichte es aber nur für Platz drei hinter den beiden Red Bulls, obwohl diese - anders als die meisten Teams - auf ein Monza-spezifisches Flügelpaket verzichtet hatten.

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Dass es am Ende trotzdem nicht reichte, bereitet Clear aber keine Sorgen: "Um ganz ehrlich zu sein, und ohne Red Bull in den Rücken fallen zu wollen, aber mit einem so starken Auto und einem so starken Fahrer waren wir überglücklich, dass wir im Qualifying vor ihm waren. Das ist eine echte Leistung", betont der Brite.

Obwohl Ferrari seine Poleposition nicht in einen Rennsieg ummünzen konnte, war Teamchef Fred Vasseur der Meinung, dass das Monza-Wochenende insgesamt das beste der bisherigen Saison war, "weil wir das ganze Wochenende über eine starke Pace hatten".

Vasseur: Gute Lektion für den Rest der Saison

"Es war auch das beste Qualifying, wenn man bedenkt, dass wir in Baku Erster und Vierter waren, und am Wochenende in Monza waren wir Erster und Dritter", sagt Vasseur.

"Es ist das erste Mal, dass wir mit Red Bull kämpfen konnten. Und auch wenn die Pace von Red Bull besser war als unsere, konnten wir über weite Strecken des Rennens mithalten, sodass es mit Sicherheit das beste Wochenende insgesamt war."

"Ich bin auch mit Carlos Sainz mehr als zufrieden, denn ich denke, er hat einen Schritt nach vorne gemacht. Nicht unbedingt im Quali und im Rennen, aber ich würde sagen, auch in der Vorbereitung des Wochenendes, und von der ersten Runde im FT1 an war er dabei. Das ist auch eine gute Lektion für den Rest der Saison."