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Pole und Podium für Ferrari in Monza: Eintagsfliege oder Wendepunkt?
Ferrari lieferte in Monza eine starke Leistung ab - Warum das für Singapur nicht viel zu sagen hat und auch generell nicht unbedingt einen Wendepunkt darstellen muss
(Motorsport-Total.com) - Poleposition, Podium und mehrere Führungsrunden: Ausgerechnet beim Heimspiel in Monza lieferte Ferrari am Wochenende eine der bislang stärksten Leistungen in der Formel-1-Saison 2023 ab. Das wirft die Frage auf: War das Heimrennen ein genereller Wendepunkt für die Scuderia?
© Motorsport Images
Carlos Sainz und Charles Leclerc fuhren in Monza auf die Plätze drei und vier Zoom Download
"Nein. Ich denke, das ist eine Ferrari-Strecke", winkt Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso ab. Er glaubt nicht an die große Wende bei seinem Ex-Team und betont, dass Monza schon seit Jahren als Ferrari-Strecke bekannt sei - und das habe auch einen Grund.
"Sie verwenden neue Motoren und machen all diese Dinge für dieses Rennen", erinnert Alonso. So bekamen die Ferrari-Piloten für das Heimspiel neue Powerunits, außerdem brachte die Scuderia am Wochenende einige spezielle Monza-Upgrades ans Auto.
Die Vermutung: Eben weil es sich um das (vor allem emotional) so wichtige Heimrennen handelte, legte die Scuderia einen besonderen Wert auf den Italien-Grand-Prix. "Aber die Meisterschaft hat 21 [weitere] Rennen", erinnert Alonso, der als ehemaliger Ferrari-Pilot um die Bedeutung des Rennens weiß.
Ferraris Performance-Ingenieur Jock Clear betont, dass das allerdings nicht der Hauptgrund dafür sei, dass man einen besonderen Fokus auf Monza gelegt habe. "Es ist eindeutig eine Strecke, die uns liegt. Und das wussten wir schon vor einigen Monaten", erklärt er.
Ferrari rechnete mit starken Ergebnis in Monza
"Da wir schon früh in der Saison erkannt haben, dass der geringere Abtrieb besser zu uns passt, wäre es dumm von uns gewesen [das nicht zu nutzen]", so Clear, der erinnert: "Natürlich gibt es eine Kostenobergrenze, und jeder muss entscheiden, wofür er sein Geld ausgeben will."
Monza sei "ein einzigartiges Rennen", weil nirgendwo sonst mit so wenig Abtrieb gefahren werde. Heißt: Die Teile, die man speziell für dieses Rennen baut, wird man anderswo gar nicht nutzen können. Trotzdem sei es "richtig" gewesen, ein Monza-Paket für das Auto zu entwickeln.
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Denn bei Ferrari wusste man, dass die Charakteristik der Strecke gut zum SF-23 passen würde - auch wenn es laut Clear eine "schwierige Frage" sei, warum genau man am Wochenende auch im Verhältnis zum sonst so überlegenen Red-Bull-Team so gut ausgesehen habe.
Clear verrät, man habe aus den Rennen zuvor gelernt, "dass es Bedingungen gibt, unter denen das Auto auf der ganzen Strecke schnell ist." Er betont: "Selbst wenn man sich Österreich oder Spa ansieht, dann waren wir nicht nur auf den Geraden konkurrenzfähig."
Clear atmet auf: Keine "Anomalien" in Monza
Man habe dort "überall" mithalten können, und konkret im Hinblick auf Monza verrät er: "Wir waren in den Kurven konkurrenzfähig, wo wir normalerweise Probleme haben, wie in Kurve 11." Den Grund dafür habe man größtenteils auch verstanden, so Clear.
"Das werde ich euch nicht verraten", grinst er jedoch, betont allerdings: "Je mehr Abtrieb wir von diesem Auto wegnehmen, desto konkurrenzfähiger wird es." Daher kommt es wenig überraschend, dass Ferrari ausgerechnet auf der High-Speed-Strecke in Monza so eine starke Leistung zeigte.
Fotostrecke: Monza: Die Fahrernoten der Redaktion
Lance Stroll (5): Ja, er verpasste am Freitag beide Trainings. Trotzdem ist das keine Entschuldigung dafür, im Rennen nur 16. und im Qualifying sogar Letzter zu werden. Auch der Aston Martin war in Monza nicht gut, aber der Teamkollege zeigte, dass die Top 10 am Samstag und Sonntag möglich waren. Fotostrecke
"Das Wichtigste an solchen Wochenenden ist, dass man versteht, warum es besser läuft", betont Clear, denn in diesem Jahr habe es bereits einige "Anomalien" gegeben. "Es gibt einige Orte, an denen wir einfach nicht herausfinden konnten, warum wir in einigen Kurven so langsam waren", so Clear.
Monza dagegen sei "exakt" wie erwartet gelaufen, was "ermutigend" sei, denn es sei eine Bestätigung dafür, "dass wir wissen, was wir tun", zeigt sich Clear zufrieden und betont: "Wir verstehen, was dieses Auto tut." Das sei in diesem Jahr zuvor nicht immer der Fall gewesen.
Warum Singapur deutlich schwieriger wird
Klar ist aber auch, dass Ferrari beim kommenden Rennen in Singapur Probleme haben dürfte, die Monza-Performance zu wiederholen. "Es wird später im Jahr Rennen geben, bei denen wir das Gefühl haben, dass wir viel konkurrenzfähiger sein werden", betont Clear.
Er gesteht jedoch, dass das Rennen sein werden, "bei denen man nicht mit maximalem Abtrieb fährt." Genau das ist in Singapur aber der Fall, weshalb auch Clear weiß, dass es dort schwierig werden wird. "Das heißt nicht, dass wir Singapur einfach aufgeben werden", stellt er klar.
"Aus Zandvoort gibt es eine Menge Dinge, aus denen wir lernen können, was wir mit dem Auto in Singapur machen müssen", betont er, gesteht gleichzeitig aber auch: "Es wird kein Rennen sein, bei dem wir auf Anhieb so eine Performance haben werden [wie in Monza], wenn wir uns nicht stark verbessern."
"Wir gehen es einfach Rennen für Rennen an", so Clear. Zumindest in Singapur dürfte es angesichts der Charakteristik der Strecke aber unwahrscheinlich sein, dass dort für Ferrari wieder ein ähnlich gutes Ergebnis wie beim Heimrennen in Italien herausspringt.