"Unterirdisch schlecht": Nur Start machte Hülkenberg in Monza Freude
Zu Beginn kurz in den Punkterängen, am Ende beide Haas überrundet auf den letzten Plätzen: Spaß sieht für Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen anders aus
(Motorsport-Total.com) - Keine PR-Floskeln, sondern Klartext. Das muss man Haas nach dem Großen Preis von Italien lassen. "Wir sind unterirdisch im Vergleich zur Konkurrenz", klagt Nico Hülkenberg bei Sky. Wir sind hier nicht punktewürdig und weit davon entfernt. Das ist frustrierend, bitter und irgendwo auch traurig, aber das müssen wir jetzt so hinnehmen."
Auch Teamchef Günther Steiner sagt es unverblümt: "Es gibt nicht viel zu sagen, außer dass das Auto einfach nicht schnell genug ist. Man kann immer sein Bestes geben, aber wenn das Auto nicht läuft und man nicht konkurrenzfähig ist, dann landet man da."
"Da" bedeutet in diesem Fall die Plätze 17 (Hülkenberg) und 18 (Kevin Magnussen) bei 18 Ankommern im Autodromo Nazionale di Monza. Die beiden Haas waren die einzigen Fahrzeuge, die überrundet wurden. Dabei sah es für Hülkenberg zu Beginn des Rennens gut aus. Beim Start verbesserte er sich vom 13. auf den zehnten Platz und fuhr damit vor Fernando Alonso.
Danach ging es nur noch rückwärts: Elfter nach acht Runden, Zwölfter nach zwölf Runden. Dann kam er direkt zum Boxenstopp und spielte im weiteren Rennverlauf keine Rolle mehr. "Der Start war so ziemlich das einzig Positive das Einzige, was Spaß gemacht hat", gibt der 36-Jährige zu. Der Rest war harte Arbeit.
Vor allem, weil das Auto die Reifen zu sehr beanspruchte. Beide Haas mussten zweimal an die Box, eine nachteilige Strategie. "Wenn der Reifen am Ende ist, geht es nur noch in eine Richtung, und das ist rückwärts", bedauert Hülkenberg.
"Die hohen Streckentemperaturen und die Sonne haben uns nicht gerade geholfen. Aber alle anderen sind mit den gleichen Problemen konfrontiert. Und sie kommen besser damit klar. Wir fressen die Reifen auf, die Balance ist schlecht, wir rutschen viel mehr als andere Autos."
Teamkollege Kevin Magnussen stimmt zu: "Das war wahrscheinlich unser schlechtestes Rennen. Wir hatten einfach keine Pace, die Reifen brachen ein und die Balance stimmte nicht. Wir haben wirklich viel Arbeit vor uns. Es ist echt verwirrend, denn im dritten Freien Training waren wir auf P7 und heute waren wir mit Abstand die Langsamsten."
Hoffnung auf High Downforce
Zumindest kann das Haas-Team auf eine Verbesserung in den kommenden Rennen hoffen, schließlich ist Monza mit seiner Hochgeschwindigkeitscharakteristik einzigartig. In Singapur, wenn es wieder auf viel Abtrieb geht, kann Hülkenberg den Upgrade-Flügel aus Zandvoort wieder voll ausnutzen.
Den hatte er zwar auch in Monza am Auto, aber das war in diesem Fall eher ein Nachteil: "Wir haben als einziges Team kein spezielles Paket nach Monza gebracht, nicht einmal einen getrimmten Flap für den neuen Frontflügel. Wenn man so wenig macht, kann man nicht viel erwarten."
"Wir können vorsichtig optimistisch sein; ich denke, wir sollten dort in einer besseren Position sein. Zumindest im Mittelfeld, näher am Renngeschehen, denn heute fühlte es sich so an, als ob wir nirgendwo wären, jeder an uns vorbeifährt und wir gar nicht im Rennen sind."
Von einem großen Lichtblick wolle er zwar nicht sprechen, aber zumindest erwarte er, wieder bei der Musik zu sein: "Natürlich ist Zandvoort mit seinem hohen Abtrieb eine ganz andere Nummer. Im Rennen hat es sich dort besser angefühlt."
"Man konnte es nur nicht an den Zahlen oder am Ergebnis ablesen, weil die Umstände des Rennens und mein Rückstand so groß waren, aber die Pace sah dort vielversprechender aus. Und rückblickend war das Gefühl für das Auto viel besser als an diesem Wochenende."
Im Kampf gegen Williams in der Konstrukteurswertung sieht er den Zug abgefahren: "Ehrlich gesagt ist Williams weg. Sie und McLaren haben in diesem Jahr eindeutig große Fortschritte gemacht. Und ich sehe nicht, wie wir das Ruder noch herumreißen können, wenn wir nicht etwas wirklich Magisches finden." Haas muss nun Platz acht gegen Alfa Romeo und AlphaTauri verteidigen.