• 03. September 2023 · 09:01 Uhr

Carlos Sainz nach Pole: Habe keine Chance - und um die kämpfe ich!

Carlos Sainz weiß, dass es schwierig bis unmöglich werden dürfte, Max Verstappen im Rennen zu besiegen, doch der Spanier will nach der Poleposition alles versuchen

(Motorsport-Total.com) - Für Carlos Sainz hätte es im Grunde keinen perfekteren Zeitpunkt für eine Poleposition geben können. Ausgerechnet beim Heimspiel von Ferrari in Monza und einen Tag nach seinem 29. Geburtstag schlug der Spanier Max Verstappen um 0,013 Sekunden und sorgte für großen Jubel bei den Tifosi auf den Tribünen.

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Carlos Sainz und Charles Leclerc gaben den Tifosi Grund zum Jubeln Zoom Download

"Es ist schwierig, es in Worte zu fassen und meine Gefühle zu beschreiben", sagt er. "Es ist einfach fantastisch. Einfach das ganze Wochenende, seit ich Mittwoch hier an die Strecke gekommen bin. Der Support und das Gefühl mit der Menge, die Energie, die sie uns geben, sind einfach unglaublich"

"Gestern war auch noch mein Geburtstag, den ich genossen habe, der mir auch ein gutes Gefühl, gute Vibes und gute Energie für heute gegeben hat", so Sainz. "Ich habe mich mit dem Auto sehr wohlgefühlt und eine meiner besten Runden in Q3 zusammenbekommen. Es war ziemlich eng, aber ich habe diese Runde sehr genossen."

Ob es seine beste Runde aller Zeiten im Qualifying war, das vermag er nicht zu sagen, "aber sie ist auf jeden Fall vorne dabei", so Sainz. "Mit Sicherheit ist es eine besondere Position. Ob es die beste Runde ist, die ich je auf dieser Strecke gefahren bin? Ich bin nicht sicher, weil ich mich nicht erinnern kann, aber definitiv ist es die, die ich am meisten genossen habe."

Für Ferrari ist das Ergebnis der Formel-1-Qualifikation ein willkommener Schub zum richtigen Zeitpunkt. Es ist die zweite Poleposition nach Charles Leclerc in Baku in dieser Saison, und eine, die zeigt, dass der SF-23 unter den richtigen Bedingungen funktionieren kann.

Dass es in Monza geklappt hat, macht Sainz vor allem an einer starken Effizienz fest. "Wir haben schon auf einigen Strecken in diesem Jahr gesehen, dass sie sehr gut ist. Das Auto hat sich seit dem ersten Training komplett anders angefühlt als in Zandvoort", sagt er. Noch vor einer Woche hatte Ferrari auf dem High-Downforce-Circuit große Probleme - und hier funktioniert es wieder.

"Das ist bei uns in diesem Jahr so: Wir haben sehr gute Wochenenden und einige schwierige. Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir aus den guten alles herausholen, so wie heute, und bei den schlechten lernen wir zu leiden und wollen trotzdem das Beste herausholen", so der Ferrari-Pilot, der dem Auto für Monza ein gutes Zeugnis ausstellt.

Auto gibt Vertrauen im letzten Sektor

"Ich kann nichts Schlechtes über das Auto sagen. Die Balance war wirklich, wirklich gut und hat mir im zweiten Sektor eine Menge Vertrauen gegeben, und auch durch Ascari und Parabolica. Ich glaube dort konnte ich den größten Unterschied machen, als es darauf ankam, und mehr Risiko eingehen."

Denn das sei in Monza ein wichtiges Thema: Durch die flachen Heckflügel und den geringen Abtrieb fühlt sich das Auto für die Fahrer so leicht an, dass sie im Grunde bis Q3 nie das volle Risiko eingehen wollen, wie Sainz erklärt.

"Ich habe hier in der Vergangenheit einige gute Runden in Q3 gedreht. Ich erinnere mich an meine Zeit bei McLaren und auch im letzten Jahr bei Ferrari hatte ich eine wirklich gute Runde in Ascari und Parabolica, wenn man die Angst ein wenig ablegt und das ultimative Risiko eingeht, und heute hat das wieder funktioniert", sagt er.

"Man fährt einfach in diese Kurve hinein, die unglaublich schnell ist, in der sich das Auto unglaublich leicht anfühlt, und man hofft einfach, dass es greift - und das tat es. So wie schon das ganze Wochenende", lobt Sainz. "Dieses Auto hat mir das zusätzliche Vertrauen und das zusätzliche Gefühl gegeben, dort zu pushen."

Zwar war Sainz im dritten Sektor eine Zehntelsekunde langsamer als Max Verstappen, doch sein Vorsprung aus den ersten beiden Sektoren reichte knapp, um dem WM-Führenden die achte Pole innerhalb von neun Rennen wegzuschnappen. "Das hat Spaß gemacht", strahlt er.

Red Bull zuversichtlich für Sonntag

Die Tifosi verließen die Strecke am Samstag mit einem guten Gefühl, doch die Hauptaufgabe wartet am Sonntag, wo Ferrari von den Startplätzen eins und drei das fast Unmögliche möglich machen will und den zehnten Sieg in Folge von Verstappen verhindern möchte. "Es ist ein guter Schritt, aber nicht der wichtigste", weiß Teamchef Frederic Vasseur im Gespräch mit Sky.

Denn dass Red Bull im Qualifying durchaus geschlagen werden kann, das hat sich 2023 schon drei Mal gezeigt. Am Sonntag sind die Bullen jedoch noch unbesiegt, und im Lager von Verstappen gibt man sich vor dem Rennen zuversichtlich, dass die Serie halten wird.

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Max Verstappen möchte die beiden Ferrari am Sonntag schlagen Zoom Download

Bei Red Bull vertraut man auf die Stärken des RB19, der im Renntrimm deutlich besser ist als der Ferrari SF-23. Zudem ist man überzeugt, dass man das Auto eher auf das Rennen abgestimmt hat als Ferrari, die eventuell vor heimischem Publikum am Samstag einen Triumphmoment haben wollten.

"Sie wollen hier natürlich performen, von daher geht das für sie in Ordnung", sagt Verstappen, meint aber auch, dass die Scuderia in Monza ein "sehr starkes Wochenende" fährt. "Sie sind sehr gut beim Anbremsen und in 90-Grad-Kurven, von daher sind sie in den Kurven 1 und 4 hier unglaublich stark", so der Niederländer, der trotzdem an seinen Sieg glaubt.

Sainz: "Irgendetwas könnte passieren ..."

Daran glauben tut man bei Ferrari weniger. Das Prinzip bei den Roten heißt eher Hoffnung. "Träumen kostet nichts", hatte Sainz bereits nach dem starken Trainingsfreitag gesagt, am Samstag legt er eine Schippe drauf: "Ich denke, morgen ist nichts unmöglich, speziell wenn man von Position eins startet", sagt er.


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"Wenn ich einen guten Start habe, dann werde ich alles tun, um vor Max zu bleiben. Sie waren in 100 Prozent der Rennen in diesem Jahr schneller - und das deutlich. Deswegen weiß ich, dass es nicht einfach werden wird, weil sie versuchen werden, einen Weg an uns vorbei zu finden. Aber irgendetwas könnte passieren", meint er.

"Wir könnten auch einen besonders guten Tag haben und den Sieg holen", sagt Sainz weiter. "Ich werde einfach versuchen, offen in das Rennen zu gehen und so zu fahren, als würde ich das Rennen gewinnen wollen. Und dann passe ich mich an die Umstände und die Rennpace jedes Autos an."

Hilft die Statistik?

Das Podium ist das "oberste Ziel" für Ferrari, doch Sainz möchte alles geben, damit es vielleicht sogar noch der letzte Schritt mehr ist. Die Historie ist zumindest auf der Seite der Scuderia: Auch der häufig erwähnte Run von McLaren 1988 fand sein Ende ausgerechnet in Monza - zugunsten von Ferrari.

Und: Jeder Monza-Sieger seit 2019 kam im folgenden Jahr nichts ins Ziel. Der Sieger 2022 hieß: Max Verstappen.

Die Motivation und die Energie für den Sieg habe er schon, doch hat er auch das Auto dafür? "Das Auto war auf eine Runde das ganze Wochenende über sehr gut, aber was ich über den Longrun gesehen habe, da ist es schwieriger", gibt er zu. "Das ist nicht das gleiche Bild wie in der Qualifikation."

"Sobald der Red Bull fünf oder sechs Runden mit dem Reifen gefahren hat und der Abbau kommt, dann zeigt sich seine Stärke", weiß Sainz. "Aber hoffentlich kann ich einen guten Start haben und Max, Checo und Charles das Leben so schwer wie möglich machen."

"Wir müssen als Team gut arbeiten und unser Bestes geben. Ich denke, dass wir morgen eine gute Chance haben, aber man muss auch realistisch sein: Die Red Bull sollten schneller sein", so Sainz. "Wir werden einfach versuchen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen und den Sieg zu holen."

Kein Druck wegen Ferrari-Status

Das wäre natürlich im Sinne von Ferrari und aller Tifosi, die ihrem Team von den Tribünen zujubeln werden und die natürlich auch - gerade in Monza - hohe Erwartungen haben. Doch von zusätzlichem Druck, den man als Ferrari-Fahrer in Monza hat, würde Sainz nicht sprechen.

"Ich würde es eher als Verantwortungsgefühl bezeichnen und den Wunsch, dem Publikum und dem Land die bestmögliche Version von sich selbst zu bieten, sowohl abseits der Strecke als auch auf der Strecke, wenn es um die eigene Leistung geht", sagt er.


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"Ehrlich gesagt kann ich dieses Wochenende nicht noch mehr genießen, als ich es von Anfang an genossen habe, und so war es auch in den vergangenen drei Jahren, seit ich ein Ferrari-Fahrer bin. Ich kann mich einfach nicht an ein besseres Gefühl erinnern oder es mir vorstellen, als Ferrari-Fahrer in Monza zu sein."

"Es ist ein Traum, der wahr geworden ist, etwas, an das ich mich sicher für den Rest meines Lebens erinnern werde."

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