Williams dementiert starke Form: "Werden keine Rakete sein"
Williams auf dem Podium? Das hatte Fernando Alonso vor dem Wochenende gemutmaßt, doch beim Team drückt man ein wenig auf die Euphoriebremse
(Motorsport-Total.com) - Williams wird von der Konkurrenz in Monza starkgeredet und spricht auch selbst vom Einzug in Q3 am Samstag, doch dass man um das Podium mitkämpfen kann, das glaubt man trotz aller Vorschusslorbeeren nicht: "Ich denke nicht, dass wir die herausstechende Rakete sein werden", sagt Williams' Leiter für Fahrzeug-Performance, Dave Robson.
Im Training am Freitag war man zumindest ordentlich dabei. Alexander Albon belegte mit 0,624 Sekunden Rückstand Platz sieben, Logan Sargeant wurde mit 1,4 Sekunden Rückstand 16.
"Das Auto war im ersten Training nicht korrekt ausbalanciert", sagt Robson, "aber im zweiten Training waren die Fahrer deutlich zufriedener, und wir haben jetzt ein Auto, an dem wir über Nacht arbeiten können. Wir können einige Dinge verbessern, aber es gibt keine großen Probleme, die wir lösen müssen."
"Es ist immer schwierig, die Pace-Unterschiede in Monza zu verstehen, da alle unterschiedliche Programme mit unterschiedlichen Motorenmode und variierendem Windschatten gefahren sind", meint er weiter. "Trotzdem sind wir zufrieden, dass wir einen soliden Start hingelegt haben, auf dem wir in den kommenden beiden Tagen aufbauen können."
Laut Albon fahre Williams im Training ein anderes Programm als die meisten anderen. "Wir wollen einfach sicherstellen, dass wir den Medium-Reifen in Q2 verstehen, da das wichtig sein wird, um uns gut vorzubereiten und in Q3 einzuziehen."
Denn das ist eine Besonderheit am Format an diesem Wochenende: Die Teams bekommen weniger Reifen und sind gezwungen, in Q1 den Hard, in Q2 den Medium und in Q3 den Soft zu nehmen.
"Es gibt verschiedene Probleme, die ich mit dem Auto spüre, aber nichts, was ich nicht in den Griff bekommen könnte", so Albon weiter. "Wichtig ist, dass wir dabei sind, aber ich möchte nicht zu früh etwas sagen. Für das morgige dritte Training müssen wir abwägen und sehen, was die anderen machen, damit wir verstehen, worauf wir uns konzentrieren wollen."
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Teamkollege Sargeant findet, dass es am Freitag ziemlich schwierig war. Das macht er am niedrigen Downforce-Level fest, mit dem aber alle Probleme haben dürften. "Wir können definitiv noch Zeit finden, aber ich denke auch nicht, dass wir zu weit weg waren. Trotzdem wollen wir noch ein paar Schritte nach vorne machen", so der Amerikaner.
"Ich bin mir sicher, dass es morgen darum gehen wird, das Chaos, das Monza normalerweise mit sich bringt, zu vermeiden, die Reifen im richtigen Fenster zu haben und gute Runden zu fahren", sagt er weiter. "Mein Ziel für morgen ist es, Schritt für Schritt vorzugehen. Das erste Ziel ist es, ins Q2 zu kommen und dann über den Rest nachzudenken."
Da hat man mal gutes Wetter ...
Was das Team aber ärgert, ist das gute Wetter, das den ganzen Event über so bleiben soll. Nicht, dass man sich über das Wetter an sich ärgert, nur dass es wieder zu einer Zeit kommt, an der man durch das Reifenformat ohnehin anderweitig eingeschränkt ist und nicht so viele Sätze zum Üben hat.
"Es wäre einfach schön, mal einen ruhigen Freitag zu haben und etwas arbeiten zu können", sagt Robson. "Denn was wir in letzter Zeit oft hatten, ist Regen. Wenn wir also mal einen normalen Event hatten", also ohne Sprint oder alternatives Reifenformat, "dann ist auch das eher gestört worden. Das ist schwierig."
Doch wie gut wird Williams in Monza nun sein? Für Robson ist die große Frage, was die anderen Teams gemacht haben. "Wir hatten im vergangenen Jahr einen ziemlich guten Flügel hier, und vielleicht hatten die anderen entschieden, dass sie es nicht tun würden. Und ich schätze, dass sie diesen Ansatz in diesem Jahr verändert haben werden."
"Aber ich denke, wir werden okay sein", ergänzt er. "Vor allem bei diesen Bedingungen sollte es passen, aber ich denke nicht, dass wir die herausstechende Rakete sein werden."
Kein "One-Trick-Pony" mehr
Denn Williams, und das hat sich spätestens in Zandvoort am vergangenen Wochenende gezeigt, ist nicht mehr das "One-Trick-Pony", wie man so schön sagt - also ein Pferd, das nur einen einzigen Trick drauf hat. In dem Fall Geschwindigkeit auf den Geraden.
Zwar konnte Williams damit im vergangenen Jahr punkten und diese Stärke auch in Kanada ausspielen, doch Zandvoort war ein komplett anderer Streckentyp, auf dem der Rennstall trotzdem seine wohl beste Saisonleistung mit Startposition vier gebracht hat.
"Ja, das war ein wenig überraschend", gibt Robson zu. "Aber es gab aus dem Vorjahr auch einige Anzeichen. Wir waren am Freitag und Samstag echt schlecht, aber als der Wind am Sonntag drehte, war es in Ordnung. Und in diesem Jahr hatten wir unsere bevorzugten Windbedingungen das ganze Wochenende über."
"Ich denke daher nicht, dass die Strecke dem Auto besonders lag, sondern eher die Bedingungen. Ich glaube, wir werden noch ein bisschen mehr auf und ab sehen", so der Williams-Mann.
Das nächste Rennen in Singapur sollte Williams auf dem Papier nicht liegen, allerdings kann sich Robson vorstellen, dass die Veränderungen an der Strecke (vier Kurven wurden entfernt), dem Team entgegenkommen könnten. Und danach habe man einen "vernünftigen Mix" an Strecken bis zum Saisonende.
"Wir müssen einfach eine sehr gute Ausführung hinlegen und etwas rausbekommen."