Fernando Alonso: Warum hat er Verstappen nicht mehr attackiert?
Beim Restart in Zandvoort kam Fernando Alonso Max Verstappen noch mal richtig nah, doch für eine Attacke reichte es nicht - Der Spanier erklärt die Gründe
(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal seit Montreal schaffte es Fernando Alonso beim Grand Prix der Niederlande wieder aufs Podest und musste sich dabei nur Max Verstappen geschlagen geben. Im Ziel trennten die beiden 3,7 Sekunden, doch eine späte rote Flagge ließ Alonso noch über eine mögliche Attacke nachdenken.
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Fernando Alonso konnte sich Max Verstappen in Zandvoort nicht mehr schnapoen Zoom Download
"Ich habe darüber nachgedacht, es beim Restart zu versuchen", verrät der Spanier. "Damit habe ich mich in der Rotphase sehr intensiv beschäftigt. Ich dachte darüber nach, welche Möglichkeiten es gibt, und natürlich hatte ich ein Manöver in Kurve 2 oder auch in Kurve 1 im Kopf. Ich besprach das auch mit dem Team."
"Aber ich wollte keine wichtigen Punkte für das Team gefährden, denn der zweite Platz war auch sehr wichtig", erklärt Alonso weiter. "Beim Restart habe ich versucht, zumindest in Kurve 1 Seite an Seite zu sein, aber ich war nicht so nah dran."
"Danach probierte ich verschiedene Linien aus - innen, außen - für den Fall, dass eine der Linien etwas mehr Grip bietet. Es war knapp, aber eben nicht genug", so Alonso.
Aston-Martin-Teamchef Mike Krack hatte zwar mit einer Attacke auf Verstappen gerechnet, sagt aber: "Wenn er eine Chance gesehen hätte, hätte er es sicher versucht. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, gegen wen wir es hier aufnehmen. Und dann muss man überlegen, geben wir jetzt alles oder bringen wir es heim."
Helmut Marko gibt zu: "Der Puls war sehr hoch"
Dafür, dass einigen am Red-Bull-Kommandostand kurz mulmig wurde, reichte Alonsos Vordringen allemal. "Zum Schluss wurde es ein bisschen eng", gibt Helmut Marko zu. Unser Auto, vor allem Max' Auto, hat länger gebraucht, um die Reifen aufzuwärmen. Vielleicht hängt es mit dem Reifendruck zusammen."
"Da ist Alonso bedenklich nahe gekommen. Aber nach einer Runde hatte Max das im Griff souverän. Der Puls war sehr hoch. Vor allem, als der Abstand einmal nur 0,6 Sekunden betrug und Max auch noch einen kleinen Schlenker drin hatte."
Auch wenn es am Ende nicht reichte, ist Alonso mit seinem Rennen mehr als zufrieden: "Es war ein sehr intensives Rennen. Offensichtlich waren wir am Anfang bei nassen Bedingungen sehr, sehr schnell. Wir haben vielleicht eine Runde zu spät gestoppt, genauso wie die Führenden. Aber das Auto ist regelrecht geflogen."
"Es war sehr konkurrenzfähig, sehr einfach zu fahren. Bei diesen Bedingungen braucht man ein Auto, dem man vertrauen kann, und ich hatte dieses Vertrauen. Wir haben auch ein paar Manöver gemacht - in Kurve 3 am Start gegen Alex (Albon) und George (Russell), und auch an Lando (Norris) in Runde zwei."
Dabei sorgte vor allem das Manöver in Kurve 3, einer Steilkurve, für Aufsehen. Denn während Russell und Albon sich für die trockenere Linie weiter oben in der Kurve entschieden, zog Alonso trotz einsetzenden Regens nach innen und unten.
Die Idee dazu kam ihm bereits am Freitag: "Es war FT1 oder FT2, es war nass, und in einer der Outlaps ließ ich ein paar Autos auf der normalen Rennlinie ziehen und fand viel Grip auf der Innenseite, indem ich die Leute einfach ziehen ließ."
"Ich hatte also das ganze Wochenende über im Kopf, dass es nass sein könnte. Ich war bereit, es noch einmal zu versuchen, und um ehrlich zu sein: Als wir in der Startaufstellung standen und die roten Lichter für den Start des Rennens aufleuchteten, gab es eine Menge Tropfen auf dem Visier", erklärt der 41-Jährige.
"Ich dachte mir, dass alle in Kurve 3 bei dem Gripniveau ein wenig vorsichtig sein würden und die innere Linie funktionieren könnte, und ja, ich überholte beide Autos."
Aston Martin jetzt wieder so stark wie vorher?
Ob Aston Martin mit diesem Ergebnis - und seiner Pace im Rennen, auch dank einiger Upgrades - nun wieder an die starke Form zu Saisonbeginn anschließen kann, vermag Alonso allerdings noch nicht zu sagen. "Dafür ist es zu früh. Ich denke aber, dass das Auto besser ist als bei den letzten Rennen, das ist sicher."
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"Ich hatte das Gefühl, dass das Auto, wie ich schon sagte, leichter zu fahren war. Wir waren konkurrenzfähiger. Wir waren an diesem Wochenende in jeder Session unter den Top 5. Nicht nur im Rennen waren wir schnell. Aber Monza ist eine ganz andere Strecke, da gibt es nur minimalen Abtrieb. Also warten wir mal ab."
Trotzdem nehme man "viel Positives" aus diesem Wochenende mit, sagt Teamchef Krack. "Harte Arbeit zahlt sich aus. Die Lichter sind bei uns im Juli nicht ausgegangen. Wir haben eine Analyse betrieben. Wir haben neue Teile gefertigt für hier."
"Es werden weitere kommen für Monza, für Singapur. Wir wollen da nicht nachlassen. Natürlich muss man aufpassen, dass man das nicht überbewertet, ein Rennen. Es waren ja auch die ganze Zeit sehr, sehr wechselnde Bedingungen", weiß Krack.
"Von daher wäre es naiv zu denken, dass Zandvoort jetzt eine Bestandsaufnahme ist. Von daher müssen wir schauen, was die nächsten Rennen bringen, aber positiv auf jeden Fall."