Vasseur über Sainz' Rennen: "Müssen mit diesen Witzen aufhören"
Carlos Sainz hält Platz fünf in Zandvoort für eines seiner besten Saisonrennen in einem Auto, dass vielleicht das "sechst- oder siebtschnellste" war
(Motorsport-Total.com) - "Das war in dieser Saison eines meiner besten Rennen - mit Sicherheit unter den Top 3", sagt Carlos Sainz nach seinem fünften Platz beim Formel-1-Rennen in Zandvoort. Denn während Teamkollege Charles Leclerc nicht ins Ziel kam, holte der Spanier alles aus seinem Ferrari raus und belohnte sich mit einem ordentlichen Resultat.
Denn mehr als Platz fünf war für ihn laut eigener Aussage nicht drin. "Ich weiß, dass es irgendwann mal so aussah, als könnten wir sogar um ein Podium kämpfen, doch die Realität ist, dass unsere Pace einfach nirgendwo war, als sich das Rennen erst einmal gesetzt hatte", sagt er.
Tatsächlich lag Sainz nach seinem Reifenwechsel in Runde 41 auf Platz drei, weil er Fernando Alonso mit einem Undercut überholen konnte, als dieser einen schlechten Boxenstopp hatte, doch sein Landsmann pflügte schnell wieder am Ferrari vorbei, und selbst gegen Pierre Gasly im Alpine konnte er sich kurz vor der roten Flagge nicht erfolgreich wehren.
"Wir sind ein wirklich gutes Rennen gefahren und haben die ganze Zeit gegen Leute gekämpft, deren Pace wir nicht hatten und die viel schneller als wir waren", sagt Sainz. "Von daher müssen wir über Platz fünf glücklich und stolz sein."
Die Entscheidungen rund um die Reifenwechsel hätten hingegen gut funktioniert, auch wenn Sainz zugibt, dass er schon nach der ersten Runde auf Intermediates hätte gehen sollen, nicht erst nach der zweiten. "Aber ansonsten haben wir alles genau getroffen."
"Aber ich glaube, die ersten Fünf sind alle draußen geblieben, weil wir dachten, es würde nur ein kurzer Schauer sein", sagt er weiter. "Aber es war eine gute Ausführung heute, und wir können niemanden beschuldigen. Wir haben das Maximum in einem Auto herausgeholt, das das sechst- oder siebtschnellste war."
Für die schlechte Pace hat Teamchef Frederic Vasseur aber eine Erklärung: "Im ersten Teil des Rennens war er sehr gut, als wir einen neuen Satz Intermediates und Soft hatten", lobt er Sainz. Doch gegen Ende des Rennens habe Ferrari einfach keine neuen Reifensätze mehr übrig gehabt, während Gasly, der Sainz überholt hatte, noch einen neuen Satz hatte.
"Das Gleiche gilt für den Inter: Der letzte Satz war nach der Quali ziemlich beschädigt. Wir wussten, dass es schwierig werden würde, aber er hat einen guten Job gemacht, Hamilton und Norris in dieser Situation hinter sich zu halten", so Vasseur.
Vasseur winkt bei Funkfrage ab
Eine Sache möchte der Franzose aber gleich im Keim ersticken. Nach dem Rennen kamen natürlich Fragen zum Funkspruch von Sainz auf, der hinter Leclerc hing, der einen beschädigten Frontflügel hatte, und vorbei wollte: "Bitte haltet mich nicht auf", sagte er. Und das möchte Vasseur nicht zu hoch hängen.
"Nein, nein, nein. Wir müssen aufhören, darüber Witze zu machen", sagt er. "Wir haben die Situation als Team mehr als gut gemanagt. Als Carlos auf Charles aufgeholt hat, ist er eine halbe Runde hinter ihm gewesen, dann haben wir ihn gebeten zu tauschen, und das hat Charles sofort gemacht. Das war überhaupt kein Problem."
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Ein Problem ist hingegen die Pace des SF-23, denn wenn Sainz vom "sechst- oder siebtschnellsten Auto" spricht, müssten die Alarmzeichen bei Ferrari angehen. Doch er versucht Positives zu sehen: "Wir wussten vor dem Rennen, dass wir an diesem Wochenende einfach nicht gut sind. Wir müssten uns darauf fokussieren, ein gutes Ergebnis zu holen, und das haben wir geschafft", sagt der Spanier.
"Und selbst als wir in den letzten sieben Runden zerstörte Reifen hatten, konnte ich Hamilton hinter mir halten und Platz fünf holen", meint er.
In der WM vor Leclerc "letzte meiner Sorgen"
Er betont, dass Ferrari verstanden habe, wo die Probleme sind, "aber derzeit gibt es wenig Spielraum, um das zu korrigieren", so Sainz. "Das Auto ist gebaut und im Grunde zu Ende entwickelt."
"Wir wissen, dass wir für das nächste Jahr etwas ändern müssen, aber in diesem Jahr, auf Strecken wie Zandvoort, bei Wind und hohem Abtrieb, werden wir einfach langsam sein."
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Zumindest kann sich Sainz über einen persönlichen Erfolg freuen, denn mit dem fünften Platz liegt er in der WM jetzt wieder vor seinem Teamkollegen. Doch das interessiert ihn im Moment herzlich wenig.
"Die letzte meiner Sorgen im Moment ist der Kampf mit Charles, wenn man bedenkt, in welcher Position wir beide auf Strecken wie diesen sind", winkt er ab. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, das Auto weiterzuentwickeln und das Team dazu zu bringen, zu verstehen, was in bestimmten Kurven und auf bestimmten Strecken vor sich geht."