Verstappen: Fehlentscheidung zu Beginn macht Rennen spannend
Die Stolpersteine auf dem Weg zum neunten Formel-1-Sieg in Folge: Was den Niederlande-Grand-Prix für Max Verstappen schwierig gestaltet hat
(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier ist es einfach ein weiterer Formel-1-Sieg für Max Verstappen, der neunte in Folge in diesem Jahr und der 46. in seiner Laufbahn. Doch Verstappen selbst bezeichnet den Niederlande-Grand-Prix 2023 als "eines der schwierigeren Rennen", weil das Wetter in Zandvoort so wechselhaft war. Denn der Regen gleich zu Beginn warf den WM-Favoriten kurzzeitig aus der Bahn.
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Max Verstappen im Red Bull RB19 beim Formel-1-Rennen in Zandvoort 2023 Zoom Download
"Man wusste ja, es kommt ein Schauer. Wir gingen aber nicht von so viel Regen aus. Es hieß, es sei vielleicht nicht genug für Intermediates, man könne ein paar Runden [mit Slicks] überleben. Deshalb sind wir draußen geblieben", erklärt Verstappen. "Leider hat das nicht funktioniert."
Das zeigte sich schon in Runde zwei: Fahrer, die bereits nach nur einer Runde auf Intermediates gewechselt hatten, fuhren bereits gute Zwischenzeiten; Fahrer, die noch Trockenreifen hatten, gerieten immer mehr in Schwierigkeiten.
Auf Intermediates deklassiert Verstappen das Feld
"Es ist ein Pokerspiel: Manchmal klappt es, manchmal eben nicht", meint Verstappen, der seinen Stopp in Runde zwei absolvierte und dadurch auf P5 zurückfiel. Die Führung im Rennen übernahm sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez, der einer der "Frühstopper" gewesen war.
"Das hat das Rennen unterhaltsamer gestaltet", sagt Verstappen. "Ich musste aufholen." Denn er lag auf einmal 14,2 Sekunden zurück statt Spitzenreiter zu sein. Aber nicht lange: Nur sechs Runden später hatte Verstappen den Rückstand auf nur vier Sekunden reduziert. Einmal, in Runde sieben, war er sogar 4,2 Sekunden schneller (!) als Perez vor ihm.
Diese Phase bezeichnet Verstappen als "sehr wichtig für den weiteren Rennverlauf". Denn so kam er auf P2 hinter Perez in die Position, mit einem Undercut gegen den Teamkollegen wieder die Führung zu übernehmen. "Und als wir erst einmal auf Slicks unterwegs waren, konnten wir den Vorsprung ausbauen und die Reifen schonen", erklärt er.
"Stressige" erste Runden auf Slicks
Allerdings: "Die ersten Runden auf Slicks waren ziemlich stressig. Du willst ja nicht sofort abfliegen. Und es ist nicht so einfach, das Gripniveau einzuschätzen", sagt Verstappen, der zunächst Perez dicht hinter sich hatte. In Runde 19 und in Runde 21 tauchte der zweite Red Bull sogar im DRS-Fenster hinter Verstappen auf, fiel dann aber bis zum Boxenstopp in Runde 45 auf 8,2 Sekunden zurück.
Als kurz vor Schluss "nochmal richtig viel Regen" kam, folgte die nächste Bewährungsprobe für Verstappen an der Spitze: "Schon nach einer Runde auf Intermediates war es fast unfahrbar, also sind wir auf die Regenreifen umgestiegen."
"Aber aktuell haben wir das Problem, dass der Intermediate im Vergleich zum Regenreifen zu gut ist. Selbst wenn es so schüttet, willst du lieber den Intermediate fahren, weil es damit schneller geht. Aber bei so vielen Bächen auf der Strecke wird es unheimlich gefährlich."
Probiert Alonso was beim Restart?
Deshalb könne er die Entscheidung der Rennleitung verstehen, das Rennen mit Rot zu unterbrechen. Das sei "rückblickend wohl richtig" gewesen "bei so vielen Fahrern auf Intermediates", im Auto aber habe ihn dieser Schritt "enttäuscht", so Verstappen.
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Der anschließende Restart versetzte Fernando Alonso im Aston Martin in eine Angriffsposition hinter Verstappen. Alonso selbst gibt an, er habe zumindest über eine Attacke nachgedacht.
Und Verstappen war gewarnt: "An diesem Wochenende hatte ich in den ersten Runden mit neuen Reifen nie ein gutes Aufwärmen hingekriegt. Ich wusste daher, ich musste die erste Runde nach dem Restart überleben."
Siegrekord von Ascari und Vettel eingestellt
Alonso habe prompt "viel Druck gemacht" und Verstappen erkannte im Rückspiegel, "wie nah er dran war". Zu einem ernsthaften Manöver aber kam es nicht. "Und als ich erst einmal Temperatur in den Reifen hatte, war alles wieder gut ausbalanciert", meint Verstappen. Im Ziel hatte er schließlich 3,7 Sekunden Vorsprung auf Alonso.
Und damit war der neunte Grand-Prix-Sieg perfekt, der dritte in Folge in Zandvoort. Verstappen hat also den Formel-1-Rekord von Alberto Ascari (1952-53) und Sebastian Vettel (2013) eingestellt (mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!) und meint: "Ich freue mich darüber, wenngleich ich mir das niemals hätte träumen lassen."