Ricciardo weiterhin außer Gefecht: Lawson-Start in Monza fix
Während Daniel Ricciardo nach erfolgreich verlaufener Operation schon wieder lachen kann, bereitet sich Liam Lawson auf seinen zweiten Renneinsatz für AlphaTauri vor
(Motorsport-Total.com) - Franz Tost hatte es schon am Sonntagabend befürchtet: "Ich glaube, dass Liam Lawson auch Monza fahren wird, denn ich glaube nicht, dass Daniel Ricciardo für Monza fit sein wird. Wir schicken jedenfalls Lawson in den Simulator, damit er sich auf Monza vorbereiten kann."
© Daniel Ricciardo (Twitter)
Daniel Ricciardo nach seiner Operation bei Dr. Xavier Mir in Barcelona Zoom Download
Inzwischen steht fest, dass der AlphaTauri-Teamchef mit seiner Prognose richtig lag. Bis Ricciardo sich von seinen Verletzungen erholt hat, so der italienische Rennstall am Montag in einer Stellungnahme auf dem Kurznachrichtendienst X (Twitter), "können wir bestätigen, dass Liam, der unter schwierigen Umständen in Zandvoort gute Arbeit geleistet hat, neben Yuki fahren wird".
Ricciardo hatte sich am Freitag bei einem Abflug in Kurve 3 in Zandvoort einen Mittelhandbruch zugezogen und musste den Rest des Wochenendes auslassen. Am Sonntagmorgen wurde er in Barcelona von Dr. Xavier Mir, bekannt als jener Arzt, der normalerweise die MotoGP-Stars zusammenflickt, operiert. Erfolgreich, wie das Team mitteilt.
Aber: "Der Bruch war komplizierter als gedacht", sagt AlphaTauri-CEO Peter Bayer. "Anscheinend waren mehrere Knochensplitter zum Reparieren. Er bleibt jetzt ein paar Tage zur Beobachtung in Barcelona. Dann sehen wir, wie die Heilung beginnt und verläuft." Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko hatte da schon befürchtet: "Es sieht für die nächsten zwei Rennen schlecht aus."
Denn ein gebrochener Mittelhandknochen ist keine Lappalie. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt: "Ein normaler Mensch wäre zehn bis zwölf Wochen arbeitsunfähig. Aber diese Jungs sind nicht normal. Niemand kann sagen, wie lang es dauern wird: drei Wochen, einen Monat, sechs Wochen? Wir müssen das abwarten."
Singapur ein realistischer Termin für das Comeback?
Der Terminkalender der Formel 1 ist gnadenlos. Nach Zandvoort am 27. August und Monza am 3. September steht Singapur am 17. September auf dem Programm. "Ich bin sicher, dass er Singapur als Ziel im Hinterkopf hat", sagt Horner. "Andererseits ist Singapur eine der körperlich schwierigsten Strecken. Die Natur wird es zulassen oder auch nicht."
Sollte Ricciardo bis Singapur nicht fit werden, gilt als wahrscheinlich, dass er auch eine Woche später beim Grand Prix von Japan in Suzuka nicht fahren kann. Allerspätestens sollte er Stand heute am 8. Oktober beim Grand Prix von Katar in Doha ein Comeback feiern können.
Vielleicht geht es aber auch schneller als alle denken. Dr. Mir hat Anfang 2023 schon einmal Wunder an einem Formel-1-Fahrer vollbracht, als sich Lance Stroll am 18. Februar bei einem Fahrradunfall beide Handgelenke und eine Zehe brach und trotzdem von 3. bis 5. März den Saisonauftakt in Bahrain bestreiten konnte.
Mir hat Ricciardos Splitterbruch mit mehreren Schrauben und einer Platte fixiert. Der Knochen war an mehreren Stellen gebrochen. Letztendlich verlief der Eingriff aber ohne Komplikationen. Und Ricciardo kann schon wieder lachen: Er habe jetzt auch ein Stück Metall in seinem Körper, und das sei "ziemlich cool", schreibt er auf Instagram und ergänzt: "Das ist kein Rückschlag, sondern Teil meines Comebacks!"
Dabei würde Horner es verstehen, sollte Ricciardo insgeheim Frust schieben: "Er hatte sich eine Auszeit genommen, um sein Mojo wiederzufinden, er kam zurück und ist jetzt wieder außer Gefecht. Das muss frustrierend sein. Zumal er das Gefühl hatte, mit dem Auto echte Fortschritte zu machen."
Lawson erhält nach gutem Debüt eine zweite Chance
Des einen Leid, des anderen Freud: Liam Lawson, der Ricciardo beim Grand Prix der Niederlande respektabel vertreten hat, bekommt damit in Monza eine zweite Chance. Oder angesichts der schwierigen Umstände bei seinem Debüt in Zandvoort: eine erste richtige Chance. Denn jetzt hat er zumindest ein paar Tage Zeit, sich vorzubereiten.
"Sein Wochenende war in Ordnung, er hat das Beste herausgeholt", schreibt Ralf Schumacher in seiner Sky-Kolumne über den 21-jährigen Neuseeländer. "Dr. Marko traut ihm sehr viel zu, manche Leute sehen das ein wenig anders. Im Übrigen ist es eine Sensation, dass es mal wieder ein Fahrer aus der DTM in die Formel 1 geschafft hat. Das hat es lange nicht gegeben."
Lawson hatte seinem Teamkollegen Yuki Tsunoda im Qualifying in Zandvoort Paroli geboten, bis er gegen Ende von Q1 ausgerechnet dann in der Box stand, als die Bedingungen am besten waren. Im Rennen wurde er 13. und überholte auf der Strecke unter anderem Kaliber wie Charles Leclerc (Ferrari) und Valtteri Bottas (Alfa Romeo) aus eigener Kraft.
Lawson: Oft erstes Rennen in einer neuen Serie gewonnen
"Hauptberuflich" ist Lawson 2023 in der japanischen Super Formula am Start. Dort liegt er vor dem Saisonfinale in Suzuka an zweiter Stelle, hat aber die meisten Saisonsiege auf dem Konto. Außerdem ist er offizieller Ersatzfahrer für die beiden Red-Bull-Teams in der Formel 1. Das Saisonfinale der Super Formula findet am 29. Oktober statt, also am Tag des Grand Prix von Mexiko.
Übrigens ist in Zandvoort eine bemerkenswerte Serie von Lawson gerissen. Der Neuseeländer hat 2021 in der Formel 2 und in der DTM sowie 2023 in der Super Formula jeweils gleich sein allererstes Rennen gewonnen. Dass das in der Formel 1 nicht klappen würde, war jedoch absehbar - und wäre auch bei besserer Vorbereitung auf Zandvoort wohl kaum gelungen ...