Nach P2 im Training: So viele Reserven hat Red Bull in Zandvoort auf McLaren
Warum sich Red-Bull-Sportchef Helmut Marko von der Trainingsbestzeit durch McLaren-Fahrer Norris am Formel-1-Freitag in Zandvoort nicht beeindrucken lässt
(Motorsport-Total.com) - Red Bull ist mit Rückstand in den Niederlande-Grand-Prix 2023 in Zandvoort gestartet. Denn im Formel-1-Freitagstraining erzielte nicht Favorit Max Verstappen die Bestzeit, sondern McLaren-Fahrer Lando Norris. Der Unterschied: 0,023 Sekunden. Trotzdem gibt sich Red-Bull-Sportchef Helmut Marko sehr optimistisch für den weiteren Wochenendverlauf an der Nordsee-Küste.
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Max Verstappen im Red Bull RB19 beim Formel-1-Rennen 2023 in Zandvoort Zoom Download
Es dürfte zwar "eng" werden im Qualifying, meint Marko im Gespräch mit 'Sky', "aber wenn Max seine normale Runde hinkriegt, glaube ich, dass es reichen sollte für die erste Reihe".
Dass aber eine saubere Runde keine Selbstverständlichkeit ist in Zandvoort, haben die Freitagstrainings bewiesen: Verstappen lief mehrfach auf langsamere Fahrzeuge auf und konnte seinen Speed nicht optimal umsetzen. Es sei "wirklich schwierig" gewesen bei so viel Straßenverkehr, sagt Verstappen selbst. "Du hast einfach immer Autos um dich herum."
Warum Marko plötzlich doch tiefstapelt
Deshalb stapelt Sportchef Marko - obwohl eigentlich zuversichtlich - betont tief, wenn er weiter sagt, Red Bull müsse am Samstag "erst einmal mit beiden Autos in Q3 kommen" und dann erneut gute Runden fahren. Das sei die Voraussetzung für ein gutes Rennergebnis. Begründung: "Überholen ist hier sehr schwierig, daher ist eine gute Startposition rennentscheidend", so Marko.
Verstappen klingt in diesem Punkt zuversichtlicher als Marko: Es sehe "gut" aus für Red Bull nach dem Formel-1-Freitagstraining. "Das Auto hat viel Potenzial, damit wir auch am Samstag einen guten Tag haben können", erklärt er. "Wir müssen jetzt noch ein paar Sachen feintunen. Und dann bin ich ziemlich optimistisch, dass wir vorne sein können."
Das ist laut Marko die Grundvoraussetzung für Red Bull, um im Grand Prix die große Stärke des überlegenen Rennspeeds zur Geltung bringen zu können. Doch gerade der Rennspeed überzeugte bei Red Bull am Freitag noch nicht vollkommen. Es sei dem Team bei der "Feinabstimmung" des Updates "nicht auf den ersten Versuch" gelungen, die neuen Teile ideal einzusetzen, sagt Marko.
Red Bull überzeugt im Lonrun und hat Reserven
Verstappen ergänzt: "Es gibt ein paar Dinge, die wir noch verbessern wollen." Konkret benennt er "bestimmte Kurven, in denen ich nicht zufrieden war mit der Balance" als Schlüsselstellen für Anpassungen am Set-up seines Red Bull RB19. Das hatte er auch am Funk moniert. Er wolle das Auto gemeinsam mit den Ingenieuren noch "etwas besser aussortieren".
Grundsätzlich wähnt sich Verstappen aber gut aufgestellt in Zandvoort. Es sei trotz der Defizite bei der Abstimmung "schon okay" gewesen. "Im Longrun hat sich das Auto recht gut verhalten", erklärt er. "Insgesamt war es eigentlich ein ganz guter Tag."
Auch Marko hat einen "sehr guten" Longrun gesehen. Er fügt hinzu: "Wir waren zu dem Zeitpunkt die einzigen mit 1:15er-Zeiten und Norris ist mit voller Power gefahren. Also alleine von dort sind zwei Zehntel mindestens drin." Für ähnlich groß erachtet unser Technologie-Partner PACETEQ den Abstand zwischen Verstappen und dessen besten Verfolgern im Renntrimm.
Verstappen wähnt McLaren vielleicht auf Augenhöhe
Verstappen aber wirkt gewarnt: "McLaren scheint auf jeder Reifenmischung schnell zu sein. Und wir wissen ja: Manchmal sind im Qualifying ein paar Teams auf Augenhöhe mit uns. Aber das finden wir am Samstag heraus."
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Dann steht besonders Verstappen-Teamkollege Sergio Perez unter Druck, "unseren Qualifying-Speed optimal umzusetzen", so formuliert er es selbst. Und weiter: "Wenn wir ein starkes Qualifying haben, dann gibt es keinen Grund, weshalb wir [am Sonntag] nicht weit vorne sein sollten für ein gutes Ergebnis."
Als möglicher Stolperstein könnte sich die Rennstrecke in Zandvoort erweisen, denn die Fahrbahn ist "immer ein bisschen sandig", bemerkt Verstappen. Er rutschte im Freitagstraining einmal von der Strecke und durch das Kiesbett in der Schikane bei Kurve 11.
"[In dieser Szene] war ich wohl einfach ein bisschen zu nah am Auto vor mir dran, um abzuschätzen, ob ich nicht hätte später bremsen können", erklärt er. "Und dann willst du natürlich keinen Dreher hinlegen, sondern fährst einfach geradeaus durch das Kiesbett. Aber das war alles halb so wild." Perez ergänzt: "Ansonsten war es ein positiver Start ins Wochenende."