• 30. Juli 2023 · 17:49 Uhr

Piastri und Sainz: Wer trägt die Schuld für den Unfall in Kurve 1?

McLaren-Fahrer Oscar Piastri und Ferrari-Fahrer Carlos Sainz schildern unterschiedliche Versionen zum Zwischenfall in Kurve 1 beim Formel-1-Rennen in Spa

(Motorsport-Total.com) - Treffen sich zwei Formel-1-Fahrer in Kurve 1, aber witzig finden es beide nicht: McLaren-Fahrer Oscar Piastri und Ferrari-Fahrer Carlos Sainz sehen nach ihrer Berührung in der ersten Runde des Belgien-Grand-Prix 2023 in Spa-Francorchamps die Schuld mehrheitlich beim jeweils Anderen.

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Oscar Piastri im McLaren kollidiert mit Carlos Sainz im Ferrari Zoom Download

Piastri, der die erste Kurve ganz innen anfuhr, fühlte sich von Sainz eingekeilt. Er habe die Nase "neben Sainz" gehabt, als dieser in der Bremszone "überraschend ein bisschen nach rechts" zog.

"Von da an bis zum Kurvenscheitel waren meine Möglichkeiten recht eingeschränkt, wohin ich hätte fahren können", meint Piastri. "Ich hing da irgendwie fest. Ich versuchte noch das Beste, aber es gab nicht viel, was ich hätte tun können."

Sainz macht Piastri Vorwürfe für den Zwischenfall

Sainz wiederum gibt an, Piastri habe auf der Innenseite "etwas Optimistisches" gegen ihn versucht. Er sagt weiter: "Ab einem gewissen Punkt muss er zurückstecken, und das ist die Sache desjenigen an meinem rechten Hinterrad. Es ist nicht meine Sache, ihn in Kurve 1 durchzulassen. Noch dazu, wenn ich praktisch gerade mein Manöver gegen Lewis [Hamilton] abgeschlossen habe."

Den Vorwurf, er sei durch einen Verbremser kurz vorher gar nicht auf der richtigen Linie gewesen, lässt Sainz nicht gelten: "Ja, ich hatte mich verbremst, aber ich bin [in Kurve 1] nicht zu weit rausgekommen. Ich habe den Scheitelpunkt perfekt getroffen und überholte Lewis."

Sportkommissare halten die Szene für einen Rennunfall

Ein unabhängiges Urteil durch die Formel-1-Sportkommissare gab es nicht. Der Zwischenfall zog keine Sanktionen nach sich, sondern wurde als Rennunfall gewertet, ohne Schuldzuweisung an einen oder beide Fahrer.


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Damit kann sich Piastri arrangieren. Er meint: "Die Szene geht ziemlich sicher in die Kategorie Kurve-1-Zwischenfall ein." Und auch Sainz spricht von einem "klassischen Kurve-1-Zwischenfall", wie man ihn in den zurückliegenden Jahren häufig gesehen habe. Nachsatz: "Jeder, der in Kurve 1 die Innenlinie probiert, löst normalerweise einen Zwischenfall oder einen Unfall aus. Dieses Mal bin ich zum Opfer geworden."

Piastri aber sieht beide Beteiligten in der Verantwortung für die Berührung und glaubt, "wir beide hätten die Situation ein bisschen anders lösen können". Kurve 1 sei aber nun einmal "sehr eng" und Sainz hätte durch Hamilton auf der Außenbahn ebenfalls nicht viel Spielraum gehabt. "Daher: schade."

Sainz und Piastri scheiden mit Folgeschäden aus

Sowohl Sainz als auch Piastri stellten ihre Autos wenig später mit Folgeschäden ab. Piastri rollte als Erster aus, und zwar unmittelbar nach der Berührung in Kurve 1: Er war einerseits links mit dem Ferrari SF-23 von Sainz kollidiert, andererseits hatte er rechts vorne mit seinem McLaren MCL60 die Mauer touchiert.

"Ich glaube, ich hatte vorne einen Reifenschaden. Vorne rechts war auch [das Rad oder die Radaufhängung] gebrochen", erklärt Piastri. "Ich hatte das Lenkrad vor Eau Rouge um 180 Grad eingeschlagen, aber ich fuhr trotzdem geradeaus. Da war also ganz sicher etwas kaputt."

An dieser Stelle hatte Piastri "ziemliches Glück" im Unglück, denn von P5 kommend verlor er rasch an Geschwindigkeit, sodass ihn seine Gegner auf der Geraden zwischen La Source und Eau Rouge reihenweise überholten, ohne auf ihn aufzufahren.

"Das war sicher kein Spaß", sagt Piastri. "Ich konnte mich aber links am Streckenhand halten, bevor ich in die Senke kam. So gesehen war das okay. Ich versuchte einfach, so weit links wie möglich zu fahren. Aber spaßig ist es nicht, eine gebogene Gerade entlangzufahren, wenn du nicht lenken kannst."

Piastri strandet noch in Runde eins, Sainz erst später

Trotzdem probierte Piastri, den kaputten McLaren noch zurück zur Box zu manövrieren. Er kam bis in den zweiten Sektor, dann stellte er das Auto am Streckenrand ab und stieg aus.

Sainz hingegen blieb mit ramponiertem Fahrzeug - der Seitenkasten rechts war aufgeschlitzt und der Unterboden teilweise zerfetzt - zunächst im Rennen und fuhr an fünfter Stelle. Alsbald hieß es von der Ferrari-Box, die Schäden würden "fünf Prozentpunkte Aero" kosten, also "eine Menge".

Damit war Sainz das langsamste Auto der Spitzengruppe und zog einen DRS-Zug hinter sich her, dem er nichts entgegenzusetzen hatte: Nach nur sieben Runden befand er sich außerhalb der Top 10.

Warum Sainz nicht sofort aufgehört hat

Sein Ferrari sei nach der Berührung "ziemlich unfahrbar" gewesen, sagt Sainz. "Wir haben aber weitergemacht. Man gibt ja nicht auf, weil es ja eine rote Flagge geben könnte. Dann kam der Regen. Als es nicht zu einer Rotphase kam, haben wir aufgehört."

Das war in Runde 23, als Sainz schon als letztes noch fahrendes Auto klassiert war. Er lag abgeschlagen am Ende des Feldes, ohne Aussicht auf Punkte.

Die jeweiligen Teamkollegen aber fuhren in die Top 10: Ferrari-Fahrer Charles Leclerc beendete den Belgien-Grand-Prix auf P3 hinter Max Verstappen und Sergio Perez von Red Bull, McLaren-Fahrer Lando Norris wurde Siebter.

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