• 30. Juli 2023 · 16:28 Uhr

Flachs am Boxenfunk: Verstappen führt Konkurrenz in Belgien vor!

Max Verstappen hat im zwölften Rennen den zehnten Sieg gefeiert, diesmal vor Sergio Perez und Charles Leclerc - Oscar Piastri diesmal früh k.o.

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat den Grand Prix von Belgien 2023 gewonnen und sich mit einem weiteren Sieg in die Sommerpause der Formel-1-Saison 2023 verabschiedet. Der Red-Bull-Pilot verwies bei seinem "halben" Heimrennen in Spa-Francorchamps seinen Teamkollegen Sergio Perez und Charles Leclerc (Ferrari) auf die Plätze.

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Max Verstappen hat beim Grand Prix von Belgien seinen zehnten Saisonsieg gefeiert Zoom Download

In der Fahrer-WM hat Verstappen mit seinem zehnten Sieg im zwölften Rennen den Vorsprung auf Perez auf 125 Punkte ausgebaut. Das entspricht umgerechnet fünf Siegen und bedeutet in der Praxis, dass ihm seine dritte Formel-1-Weltmeisterschaft hintereinander kaum noch zu nehmen ist. Und die Souveränität, die damit einhergeht, die merkt man Verstappen inzwischen auch an.

Gut zehn Runden vor Schluss, als er inzwischen ungefährdet in Führung lag, lieferte er sich erneut ein Geplänkel mit seinem Renningenieur, der ihn darum bat, den Kopf einzuschalten und die Reifen nicht zu sehr zu strapazieren. Was Verstappen mit einem (augenzwinkernd gemeinten) Gegenvorschlag quittierte: "Oder ich komme nochmal rein und wir üben einen Boxenstopp?"

"Ich wusste, dass ich ein tolles Auto hatte. Im Wesentlichen ging es nur drum, die erste Kurve zu überleben", sagt Verstappen. "Da wurde es ziemlich eng, und ich wurde in sowas auch schon mal verwickelt, also dachte ich mir, da halte ich mich lieber raus. Und das hat geklappt."

Vierter wurde Lewis Hamilton (Mercedes), der im Finish zu Leclerc aufholte, der seinerseits Benzin sparen musste; vor Fernando Alonso (Aston Martin), George Russell (Mercedes), Lando Norris (McLaren) und Esteban Ocon (Alpine). Lance Stroll (Aston Martin) und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) rundeten die Punktepositionen ab.

Übrigens: Sowohl Ocon (gegen Tsunoda) als auch Pierre Gasly (11./gegen Alexander Albon) sorgten beim Abschiedsrennen der gefeuerten Teamchefs Otmar Szafnauer und Alan Permane für zwei der sehenswertesten Überholmanöver des Rennens.

Nico Hülkenberg (Haas) kam als 18. ins Ziel. Kurz vor Schluss lag er noch unmittelbar hinter Kevin Magnussen auf P14. In den letzten Runden brach sein Tempo aber dramatisch ein. Auch Magnussen fiel noch auf P15 zurück.

Carlos Sainz (Ferrari) und Oscar Piastri (McLaren) schieden nach einer Kollision in der ersten Runde aus.

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Wie lange konnte Leclerc die Führung halten?

Nicht einmal eine Runde lang. Der Ferrari-Pilot erwischte zwar einen guten Start von der Poleposition und konnte sich aus Kurve 1 heraus vor Perez und Hamilton verteidigen. Doch durch Eau Rouge und auf der Kemmel-Gerade war gegen den überragenden Topspeed des Red Bull kein Kraut gewachsen, sodass Perez vor Les Combes (ohne DRS) recht mühelos an Leclerc vorbeifuhr.

"Das war alles, was heute drin war. Ohne Zweifel", sagt Leclerc, der am Ende Dritter wurde. "Du hoffst immer, das Rennen gewinnen zu können. Aber realistischerweise wussten wir, dass der Red Bull viel schneller ist als wir. Ich denke, es ist uns heute gelungen, das Maximum herauszuholen."

Von da an nahm Perez erstmal das Heft in die Hand. Nach drei Runden lag er an erster und Verstappen an vierter Stelle. Abstand: 3,2 Sekunden. Auf Leclerc hatte Perez bereits bereits 2,1 Sekunden herausgeholt.

In Runde 6 zog Verstappen an Hamilton vorbei und war Dritter. "Ohne DRS", analysiert 'Sky'-Experte Timo Glock, "hatte Max in den ersten Runden keine Chance. Mit DRS hat's aber geklappt." In Runde 9 war auch Leclerc dran, und Red Bull hatte jetzt eine Doppelführung inne: Perez 2,9 Sekunden vor Verstappen.

Verstappens Manöver gegen Leclerc war auf den ersten Blick unauffällig, aber bei genauerem Hinsehen große Motorsportkunst: Leclerc deckte die Innenseite vor Les Combes ab, Verstappen blieb außen, bremste spät, zog konsequent nach innen, und obwohl er die Ideallinie nicht ganz halten konnte, schaffte er die Kurve, ohne den Notausgang nehmen zu müssen.

Was war das für ein Zoff am Funk bei Verstappen?

Kurz vor dem ersten Boxenstopp in Runde 14, eine Runde nach Perez, wurde Verstappen von seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase aufgefordert: "Vergiss nicht, Max, deinen Kopf zu einzusetzen." Kurz zuvor hatte Lambiase Verstappen schon aufgefordert, in Kurve 15 nicht zu viel zu riskieren.

Verstappen schnauzte zurück: "Ich will nur wissen, dass beide Autos es machen!" Was Lambiase diesmal abwürgte: "Max, bitte folge meinen Instruktionen und vertraue ihnen. Danke." Eins von mehreren Geplänkeln, das sich das "alte Ehepaar" (Copyright: Helmut Marko) während des Rennens lieferte.

"Wenn man die Hintergründe weiß, versteht man das", sagt Marko im Interview mit 'Sky' über Verstappens Dialoge mit Lambiase. "Ich will das nicht im Detail erörtern. Aber einmal ging es um die schnellste Runde, und ein andermal drum, wenn er was schonen soll, ob das der andere Fahrer auch macht. Und dergleichen."

Beide Red Bulls waren dann auf Mediumreifen, doch Verstappen war klar schneller unterwegs als Perez. In Runde 17 - später als von vielen prophezeit - kam es dann zum Führungswechsel. Von da an konnte Verstappen seinen wahren Speed endlich ohne "dirty Air" ausspielen. Bei der nächsten Zieldurchfahrt hatte Verstappen schon 1,6 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen.

Kam es zu einem Regenschauer?

In Runde 18 fielen die ersten Regentropfen, die jedoch keinen Wechsel auf Intermediates erforderlich machten. Drei Runden später erlebte Verstappen einen besorgniserregenden Schwänzler in der Eau Rouge: "Ich hätte es fast verloren", gab er am Boxenfunk zu. Da hatte er schon 4,1 Sekunden Vorsprung auf Perez, der sein Tempo nicht mehr halten konnte.

Von da an wurde der Grand Prix nicht mehr spannend. Der Regen zog an Spa vorbei, und so geriet Verstappen in der zweiten Rennhälfte nicht mehr in Gefahr. Nach 44 Runden hatte er 22,3 Sekunden Vorsprung auf Perez.

Wer sicherte sich den Bonuspunkt?

Hamilton hatte im Finish mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf Alonso und konnte sich somit einen "kostenlosen" Boxenstopp leisten. Zu dem Zeitpunkt hatte eigentlich Verstappen die schnellste Rennrunde inne. Hamilton nutzte aber den Vorteil des frischen Mediumreifens in der letzten Runde und sicherte sich den zusätzlichen Punkt, der dafür vergeben wird.

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Was für Hamilton nicht mehr klappte, war, Leclerc zu überholen, der im Finish Benzin sparen musste. Insgesamt blieb die Mercedes-Performance hinter den Erwartungen zurück: "Das Auto ist massiv gebounct. Beide Fahrer sagen, dass es schon beim Bremsen so viel springt, dass der Reifen beim Einlenken überhitzt - und das über die ganze Strecke."

Wie kam es zum frühen Ausfall von Piastri?

Der Sensationszweite des F1-Sprints am Samstag hatte am Sonntag einen kurzen Arbeitstag. Piastri lenkte in der ersten Kurve innen neben Sainz ein, lag aber nicht auf gleicher Höhe. Konsequenz: Als Sainz nach innen zog, ging der Platz aus und es kam zur Berührung.

Piastri ärgerte sich am Boxenfunk: "Ich weiß nicht, was er da gemacht hat. Ich war da, und er hat eingelenkt, als würde ich nicht existieren." Für den McLaren-Rookie war das Rennen ein paar hundert Meter weiter beendet.

Er sagt: "Carlos hatte nicht viele Möglichkeiten. Ich versuchte, eine Berührung zu verhindern, und bin ganz nach rechts gezogen. Ich denke, wir beide hätten das besser machen können."

Sainz hat einen anderen Blick auf die Situation: "Oscar war da etwas zu optimistisch. Schade, denn wenn man sich die letzten Rennen in Spa anschaut, war das ein typischer Turn-1-Crash. Immer, wenn jemand versucht, innen in Kurve 1 zu überholen, passiert genau das. Heute hat das leider mich erwischt."

Sainz konnte weiterfahren, hatte laut Ferrari aber fünf Prozent Aerobalance verloren. Der Schaden sei "ziemlich groß", berichtete ihm sein Renningenieur in der zweiten Runde, als er das erste Mal am Kommandostand vorbeigefahren war. Sodass Sainz zuerst von Alonso und dann auch von Tsunoda und Albon überholt wurde.

Nach fünf Runden lag er nur noch an achter Stelle, in Runde 7 kam Sainz zum ersten Boxenstopp. Danach wurde er auf den letzten Platz durchgereicht. Trotzdem nahm ihn Ferrari nicht aus dem Rennen, weil man auf Regen hoffte: "Wir rechnen mit Regen. Schauen wir mal, ob wir eine rote Flagge kriegen. Dann können wir das Loch schließen und das Bodywork reparieren."

Die rote Flagge kam aber nicht, und so zog Ferrari Sainz etwas später dann doch aus dem Verkehr.

Warum wurde Hülkenberg Letzter?

Nachdem bereits Freitag und Samstag bescheiden verlaufen waren und Hülkenberg fehlenden Speed des Haas beklagt hatte, begann der Rennsonntag mit einer Schrecksekunde, als es bereits in der Vorstartphase aus dem Heck qualmte. Hülkenberg konnte am Rennen teilnehmen, startete aber aus der Box, nachdem man bei ihm die Powerunit gewechselt hatte.

"Die Motorenjungs sind da mal kurzzeitig im Dreieck gesprungen und hatten ein bisschen Adrenalin. Aber es war anscheinend ein simpler Fehler, den wir schnell beheben konnten", sagt Hülkenberg über die Situation vor dem Start.

Kurz vor Rennende war er dann an einer kuriosen Situation beteiligt, als er und Daniel Ricciardo (16./AlphaTauri) absichtlich bremsten, um dem anderen kein DRS spendieren zu müssen. "Das war das Rennen im Langsamfahren", lacht Hülkenberg. "Keiner wollte dem anderen DRS geben. Das war mein persönliches Highlight in dem Rennen."

Wie geht die Formel-1-Saison 2023 jetzt weiter?

Der Grand Prix von Belgien war das zwölfte von 22 Rennwochenenden in diesem Jahr. Nach Spa ist erstmal Sommerpause. Danach geht's am 27. August mit dem Verstappen-Heimspiel, dem Grand Prix der Niederlande in Zandvoort, weiter. (Hier geht's zum Formel-1-Kalender 2023!)

Während der vierwöchigen Sommerpause müssen auch die Formel-1-Teams mindestens zwei Wochen Betriebsurlaub einlegen und ihre Fabriken schließen. Das sieht das FIA-Reglement so vor, zum Schutz der Mitarbeiter.


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Doch bevor es in die Sommerpause geht, steht am Sonntagabend um 22:30 Uhr noch die tägliche F1-Show mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll auf dem Programm. Die beiden analysieren im Livestream auf YouTube das Rennen in Spa-Francorchamps und beantworten im Livechat Fragen der Kanalmitglieder. (Infos: Jetzt Kanalmitglied werden!)

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