Stroll zu Mediums gezwungen: F1-Teams überrascht von FIA-Entscheidung
Lance Stroll durfte trotz nasser Strecke nicht auf Soft-Reifen, sondern nur auf Mediums wechseln: Teams von FIA-Entscheidung überrascht
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams wurden von einer späten FIA-Entscheidung über die Reifennutzung beim Sprint-Shootout in Spa überrascht, weil diese nicht dem entsprach, was die Teams erwartet hatten. So musste Aston Martins Lance Stroll auf abtrocknender Strecke von Intermediates auf Medium-Reifen wechseln, was zu einem Unfall des Kanadiers in seiner letzten Runde in SQ2 führte.
Das Reglement für das Sprint-Shootout schreibt vor, dass die Fahrer in SQ1 und SQ2 die Medium-Reifen und in SQ3 die Soft-Reifen verwenden müssen.
Das Reglement besagt jedoch auch, dass diese Regeln nicht gelten, wenn die Strecke von der FIA für nass erklärt wird. Das heißt, die Fahrer können in den drei Sessions einen beliebigen Satz Trockenreifen verwenden.
Die entsprechende Regel lautet: "Wenn einer der Abschnitte SQ1, SQ2 oder SQ3 für nass erklärt wird, sind die Spezifikation, die Laufleistung oder die Anzahl der Trockenreifen, die für den Rest des Sprint-Shootouts verwendet werden dürfen, frei wählbar".
Genau das passierte beim letzten Sprint-Wochenende in Österreich, als die Strecke als nass deklariert wurde, in Wirklichkeit aber schon früh in der ersten Session trocken war und die Reifen frei verwendet werden konnten.
Teams rechneten mit "nasser" Strecke
Obwohl die FIA nicht verpflichtet ist, die Strecke als nass zu deklarieren, gingen die Teams davon aus, dass bei dem für Samstag in Belgien vorhergesagten Regen das gleiche Prozedere zur Anwendung kommen würde, sodass sie bei abtrocknender Strecke in SQ1 und SQ2 auf die weichen Reifen wechseln könnten.
Einige Teams hatten bei der Rückgabe ihrer Reifensätze nach dem Freitagsrennen darauf geachtet, dass sie wahrscheinlich mehr Soft- und weniger Medium-Reifen benötigen würden und bereiteten sich auf den Shootout mit dem Gedanken vor, dass sie von Intermediates auf Softs wechseln werden, falls die Strecke in einem der drei Segmente abtrocknen sollte.
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Etwa 15 Minuten vor Beginn des Shootouts informierte FIA-Sportdirektor Steve Nielsen die Teams, dass die Strecke trotz des anhaltenden Regens nicht für nass erklärt werden würde. Somit waren die Teams gezwungen, in SQ1 und SQ2 auf abtrocknender Strecke mit Medium-Reifen zu fahren, wenn sie Slicks nehmen wollten.
Es wird vermutet, dass diese Ansage eine Reaktion auf die Ereignisse in Österreich ist, wo einige Teams die Notwendigkeit der freien Wahl von Trockenreifen in Frage stellten, nachdem die Strecke für nass erklärt worden war.
Stroll büßte für Mediums
Letztendlich blieb SQ1 nass, aber da sich eine trockene Strecke abzeichnete, wechselte Lance Stroll in den Schlussminuten von SQ2 auf Trockenreifen. Statt des üblichen Wechsels von Intermediates auf Soft musste er jedoch Medium-Reifen aufziehen.
Stroll hatte sichtlich Mühe, die Reifen auf seiner Outlap auf Temperatur zu bringen, und kämpfte mit dem Grip. Seinem Team teilte er mit: "Es ist noch zu früh." Sein Ingenieur sagte ihm jedoch, dass das Team nun die Reifenwahl getroffen habe und "wir das Beste aus der Entscheidung machen müssen, die wir getroffen haben".
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Er begann seine fliegende Runde, doch auf halber Strecke hatte er einen Unfall, der die rote Flagge und das Ende von SQ2 zur Folge hatte. Nach einer Verzögerung, um sein Auto zu bergen, fand die letzte SQ1-Session bei trockenen Bedingungen statt.
Das Ungewöhnliche an dem ganzen Szenario war, dass die FIA, obwohl sie ihre eigenen anerkannten Prozeduren befolgte, zum ersten Mal einen Fahrer dazu zwang, von Intermediates auf Medium zu wechseln, als die Strecke noch nass war.
Es heißt, die FIA ist der Ansicht, dass die Aufwärmzeit der Medium-Reifen genauso gut ist wie die der Soft-Reifen, und dass es eine akzeptable Entscheidung war, bei der geplanten Reifenwahl für das Shootout zu bleiben.